Vorletztes Jahr habe ich die Jameos del Agua auch schon besucht, hatte aber unglücklicherweise die Belichtungszeit meiner Kamera unabsichtlich verstellt, weshalb ich eigentlich keine Bilder dieses Besuchs hatte. Dieses Mal war ich vorsichtiger, denn ich wollte schon ein paar Fotos eines kleinen Naturwunders machen.
Jameos del Agua ist eine durch César Manrique 1966 erbaute Kunst- und Kulturstätte im Norden von Lanzarote. Das Wort Jameo stammt aus dem Wortschatz der Guanchen und bedeutet so viel wie Hohlraum oder Vertiefung im Erdboden.
So ist nun dieser interessante Bau in eine teilweise eingestürzte Lavaröhre, im Lavafeld des Vulkans Monte Corona gelegen, hineingebaut. Der Bau umfasst einen Pool, mehrere Restaurants und ein Auditorium für 700 Gäste. Alles ist genau sogestaltet, wie man sich die späten 60er Jahre, plus die Phantasie von Manrique, vorstellt. Der Konzertsaal wurde 2001 bis 2009 renoviert und wieder sicher gemacht. Seither finden im Saal und auf den Bühnen der Restaurants immer wieder Konzerte und Veranstaltungen statt.
Die Lavaröhre reicht vom Monte Corona über die begehbare Höhle Cueva de los Verdes, weiter zu Jameos del Agua bis hin zur Küste unter die Meeresoberfläche.
Vom Eingang führt eine geschwungene Treppe in in eine Grotte. Von einer Terrasse kann man auf einen blau schimmernden unterirdischen See blicken.
In diesem leben eine sehr grosse Anzahl Individuen einer weissen Krebsart (Munidopsis polymorpha), die sonst nur in Neerestiefen von über 2000 Metern vorkommt. Die Skulptur an der Strasse und beim Eingang gibt einem fast des Gefühl, Krebse mindestens in der Grösse einer Languste erwarten zu können.
Aber die Krebse erreichen nur eine Länge von etwa 1.5cm. Mit der richtigen Kameraeinstellung konnte ich nun vom Rand des kleinen Sees einige Fotos der Krebse machen. Man muss doch tatsächlich die Besucher mit einem Schild darauf hinweisen, dass sie keine Münzen (giftig für die Krebse) in das Wasser werfen sollen!
Ich bin begeistert von diesen kleinen Albinokrebsen, die sich nicht nur wegen ihrer Blindheit seit dem Vulkanausbruch vor etwa 4’000 Jahren kaum bewusst sind, nicht mehr in der Tiefsee zu leben. Der Wasserspiegel des Sees steigt und sinkt übrigens mit den Gezeiten. Die Grotte hat aber keine direkte Verbindung zum Meer: Sie wird aber durch Meerwasser, das durch das Gestein sickert, gespeist.
Am unteren Ende der Grotte liegt der einzige Zugang zum vollständig wassergefluteten Túnel de la Atlántida. Hier setzt sich das Höhlensystem fort und endet nach etwa 1400 Metern etwa 50 Meter unterhalb der Meeresoberfläche in einer Sackgasse.
Einige Tauchexpeditionen haben diese Röhre seit den 1980er Jahren schon erforscht und dabei rund fünfzig, teils noch unbekannte und endemische Arten von pigment- und augenlosen Höhlentieren entdeckt, darunter auch Vertreter der nur höhlenbewohnenden Remipedia.
Am etwas vergammelten Charme der Ausstellung über die Vulkane wird im Moment gearbeitet, daher ist sie geschlossen.
Wer solche Geschichten liebt und sich durch 60er Jahre Design inspirieren lassen möchte, der sollte den Jameos del Agua einen Besuch (€ 9.50) gönnen…