Eine Woche Strandurlaub an der dänischen Westküste: Blåvand und Hvidbjerg

Am letzten Freitag bin ich die 200km von Vorupør im nordwestlichen Jütland nach Blåvand im südwestlichen Jütland gefahren. Einen kleinen Zwischenhalt habe ich auf der Hälfte der Strecke im Fischerort Thorsminde gemacht und mir in der lokalen Fschräucherei ein Fischbrötchen mit geräucherten Lachstücken für den Lunch in Blåvand sowie eine geräucherte Makrele für einen kommenden Lunch. Ich finde es immer wieder spannend, die Erinnerungen aufzufrischen und mir zu überlegen, wie ich auf der letzten Reise diese Orte wahrgenommen habe. Die Erinnerungen können täuschen, aber einiges habe ich an Thorsminde und der Strecke entlang der Küste wiedererkannt.

Nur bei Vorupör habe ich mich nur erinnert, dass das Wetter während den Ferien vor 40 Jahren (1984) so windig war, dass die Fischerboote über Wochen am Strand blieben und es keine frischen Fische gab. Ich werde zuhause mal die digitalisierten, alten Fotos anschauen und mit den frischen Erinnerungen abgleichen.
In Thorsminde ist das Museum auf jeden Fall neu. Aber warum werden die Museen hier eigentlich immer im gleich reduzierten Stil und mit viel Beton gebaut?
Die Gegend um Blåvand kommt mir aber wiederum sehr bekannt vor. Das liegt wohl auch daran, dass ich sie nicht nur früher als Teenager (1981), sondern auch 2002 bei einer Dänemark-Rundreise und 2017 nochmals besucht habe (Nationalpark Vesterhavet, Blåbjerg Düne, Blåvands Huk, Filsø), als ich ein Ferienhaus im Jegum Ferieland gemietet hatte.

Blåvand 

Blåvand ist das Ferienzentrum in Dänemarks Südwesten. Ein mehrfach preisgekrönter Campingplatz (siehe unten), unzählige Ferienhäuser und eine pulsierende Einkaufsstrasse mit vielen Parkplätzen. Da gibt es Restaurants, Supermärkte, Bäckereien, Souvenir-Shops, Kleiderläden, Outlet-Shops, Ferienhausausleihebüros und Galerien auch für die sehr seltenen Tage, wenn das passende Strandwetter mal ausbleiben sollte.

Und natürlich lockt an allen Tagen der endlose, breite und weisse Sandstrand, der für Dänemarks Westen so typisch ist! Zum Baden, zum Windsport, zum Strandwandern oder einfach nur als Naturerlebnis.

Der Strand wechselt am westlichsten Punkt Dänemark, Blåvands Huk, den Charakter: Zum raueren Norden ist er dem Westwind und seiner starken Brandung ausgesetzt und zum Südosten zwar etwas schmaler aber, wegen des Schutzes des 40km langen Horns Rev, mit weniger Wellengang. Letzterer eignet sich zum Baden und für Familien etwas besser.

Aufenthalt im Hvidbjerg Strand Superior Camping & Resort

In Blåvand bin ich auf dem, laut eigener Aussage, einzigen 6* Campingplatz für 7 Nächte eingebucht: Dem Hvidbjerg Strand Superior Camping & Resort. Der Campingplatz ist riesig, grosszügig, modern und bietet neben verschiedensten Übernachtungsmöglichkeiten eine Unmenge an Attraktionen (Westerndorf, mehrere Restaurants, riesige Indoor-Spielanlage, Spielplätze für Kinder und Kleinkinder, Wellness, Indoor-Badelandschaft, Angelsee, Reiten, Minigolf, Supermarkt, Fischladen, Bäckerei, uvm.) an. Als ich hier ankam, war ich schon mal von der Anzahl an Check-In Spuren und dann noch mehr über die riesige Rezeption, die eines 4* Hotels würdig wäre, beeindruckt. Für das Checkin zieht man eine Nummer am Automat…
Ich dachte, der Platz sei in der Woche nach Mittsommernacht gut gebucht, aber ich stehe hier im grünen Bereich des Campings die ganze Woche fast ohne Nachbarn. Dieser Bereich ist höchstens 20% besetzt, was natürlich sehr komfortabel ist. Die Standard-Plätze sind sehr gross und „mein“ Servicehaus ist ganz in der Nähe und sehr komfortabel und modern ausgestattet.
Ich habe fast jeden Abend die grosszügige Küche im nahegelegenen Servicegebäude zum Kochen (und natürlich zum Abwaschen) genutzt. Zur Rezeption sind es rund 500m, zum Strand etwa 700m, davon mindestens die Hälfte auf dem Campingplatz. Während des Aufenthalts in der Vorsaison sind täglich 3h in der Badelandschaft und von Montag bis Donnerstag 1h im Wellness inbegriffen. Das kostet dann auch etwas mehr als das Camping in Schweden, ist aber den Preis wert.

Mountainbike Trails in den Bergen von Dänemark?

Neben den vielen Wander- und Fahrradwegen durch die Gegend und den Nationalpark Vesterhavet sowie den unendlich langen, tollen Strand gibt es lustigerweise ganz in der Nähe noch eine Freizeitattraktion, die man im flachen Dänemark nicht unbedingt vermuten würde: Mountainbike Trails!
Die Bordrup Plantage, 7 Kilometer von Hvidbjerg Strand entfernt, bietet sehr attraktive Mountainbiketrails, im Sommer und im Winter, an. Die Trails sind auf Grund der besonderen Verhältnisse, nämlich aus Sand und Wegen in Kiefernplantagen, auch im Winter fast immer trocken und ohne Matsch. Im Sommer sind sie an einigen Stellen sogar sehr trocken und sandig. Es gibt eine sehr spannende single-track Bahn, mit kurzen und harten Auf – und Abfahrten. Es gibt verschiedene Strecken, sodass auch die weniger erfahrenen Fahrer hier Spass haben können.

Etwa 20km von Blåvand entfernt befindet sich weiterhin die Blabjerg Plantage welche mit das beste ist, was Westjütland in Sachen Mountainbike zu bieten hat. Hier ist mit 64m Dänemarks höchste Düne beheimatet. In der Plantage haben schon einige grosse Rennen stattgefunden, sowie auch die dänischen Meisterschaften. Jedes Jahr findet hier das große INVITA MTB Rennen statt, mit bis zu 1’000 Teilnehmern. Das Gebiet bietet verschiedene Routen und deshalb ist für jeden Geschmack und Erfahrungslevel das richtige dabei.
In der Varde-Sondre Plantage gibt es weitere Tracks: Jedes Jahr findet hier das MTB Liga Rennen, wo die gesamte dänische MTB Elite teilnimmt.
Mountainbiker können also auch im flachen Land viel Spass haben…

Am Samstag habe ich jedoch keinen MTB-Ausflug gemacht (denn ich habe ja gar kein MTB), sondern einfach mal den wunderbaren Hvjdbjerg Strand etwas südöstlich des Campingplatzes besucht und ausprobiert. Abends genoss ich nach einem in der Küche zubereiteten Abendessen die Wärme und die Ruhe auf meinem grosszügigen Platz.

Blåvands Huk – Ein Leuchtturm für die 40km ins Meer ragende Sandbank

Am Sonntag bin ich mit dem Fahrrad die rund 7km zum Blåvands Huk gefahren.
Wenn man die geschäftige Einkaufsstrasse von Blåvand verlässt und die Strasse etwas weiter entlangfährt, kommt man bald an Dänemarks westlichstem Punkt an: Holländische Seefahrer gaben dieser ‚Ecke‘ bei 8° 5′ den Namen Blåvands Huk.
Eine gefährliche Untiefe liegt hier knapp vor der Küste: Horns Rev. Die 40km in’s Meer reichende Sandbank wird durch das 39m hohe Blåvands Huk Fyr geschützt, welches bei klaren Nächten alle 20s drei Mal die 40km weit hinaus blinkt. Nach 170 Stufen können Besucher auf 55müM die Aussicht geniessen.
Auf Horns Rev produzieren 14-30km vor der Küste zwei riesige Offshore-Windparks mit 170 Windkraftanlagen die Energie für etwa 350’000 Haushalte. Leider ist diese Gegend auch das Drehkreuz für viele Vogelzüge, weshalb die umweltfreundliche Energieerzeugung von Vogelschützern kritisiert wird. Im Frühjahr und Herbst nutzen unzählige Zugvögel die Strände und die Feuchtgebiete hinter den Dünen für eine Rast. Im Blåvand Naturcenter kann man sich darüber informieren.

Zurück beim Campingplatz habe ich den Luxus des Fischladens ausprobiert und mir ein Fischbrötchen mit Matjes als Lunch gekauft und dieses vor dem Camper genossen. Den Rest des Sonntags habe ich dann einfach den Tag am Hvidbjerg Strand genossen.

Ausflüge nach Skallingen in den Vesterhavet Nationalpark

Da ich jeden Tag wunderbar sonniges und warmes Wetter geniessen konnte, aber doch nicht nur am Strand liegen wollte, habe ich mich fast jeden Tag doch noch etwas physisch herausgefordert.
Die ersten zwei Tage (Montag und Dienstag) bin ich mit dem Fahrrad die rund 12km nach Skallingen gefahren, habe den einsamen Strand dort genossen und bin am späteren Nachmittag dann wieder die selbe Strecke zum Campingplatz gefahren. Da die 5km lange, gerade Strecke vom Blåvand Zoo bis nach Ho ziemlich eintönig ist, habe ich das dann kein drittes Mal gemacht.
Den dritten und vierten Tag (Mittwoch und Donnerstag) bin ich vom Hvidbjerg Strand (beim Camping) rund 6-7km bis nach Skallingen und dann die selbe Strecke wieder zurück am Strand gelaufen, habe mir im Fischladen des Campingplatzes ein weiteres Fischbrötchen (dieses Mal mit Lachs) gekauft und habe Mittwochnachmittag dann im Schatten am Camper genossen. Die Strecke vom letzten kleinen Parkplatz südöstlich des Campingplatzes bis nach Skallingen hat weder einen Zugang über einen Weg noch einen Parkplatz: Deshalb ist man in diesem Bereich fast ganz alleine unterwegs. An beiden Tagen konnte ich auch den täglichen Ausritt mit den Ponys beobachten.

Maultiere am Strand

Am späten Mittwochnachmittag habe ich mich am Strand dann mal nicht südöstlich nach Skallingen, sondern nordwestlich Richtung Blåvands Huk aufgemacht. Dabei fällt mir wieder auf, dass die Strandbesucher sich alle an wenigen 100m eines Abschnittes beim grossen Parkplatz aufhalten und der restliche, sehr lange Strand dann fast oder ganz menschenleer ist.

Hier treffe ich auf einige unübersehbare Überreste eines historischen Grossprojekts: Die Bunkerruinen des Atlanktikwalls aus dem Ersten Weltkrieg. Der britische Bildhauer und Maler Bill Woodrow hat 1995 einigen Überbleibseln mit dem Projekt „Bunker/Mule“ Mauleselsköpfe und -Schwänze aufgesetzt. Das ganze spektakuläre Friedensprojekt besteht aus 57 Kunstobjekten von 22 Künstlern entlang von 500km der Dänischen Westküste.

Die Maultiere werden aber leider beim versuchten Ritt in das Wasser von diesen unbequemen Betonklötzen zurückgehalten. Allerdings können sich Maultiere ja nicht vermehren, was vielleicht ein gutes Zeichen für die hoffentlich weniger kriegerische Zukunft ist.

Eine letzte Strandwanderung nach Skallingen

Am Donnerstag wurden für den Nachmittag Gewitter vorausgesagt. Ich ging daher am Morgen nochmals die wunderbare Strecke am Strand entlang nach Skallingen und genoss bis zum Mittag nochmals den Strand in der Nähe des Campingplatzes.
Am Mittag kaufte ich mir ein schönes Stück Lachs beim Fischladen und bereitete mir ein leckeres Mittagessen zu. Da es richtig schwülwarm war, spendete mir die Markise beim Mittagessen und bei der nachmittäglichen Siesta schön etwas Schatten. Wie angekündigt zogen dann am späteren Nachmittag Wolken auf. Die Gewitter zogen jedoch von Süden nach Norden jedoch 30-50km weiter östlich im Landesinneren vorbei. Was für ein Glück.

Fahrt nach Hause

Am Freitag habe ich dann um 8 Uhr die Schranke des Campingplatzes passiert und bin bei sehr viel Verkehr 800km / 10h bis zu einem kleinen, aus der Zeit gefallenen Campingplatz in der Nähe von Würzburg gefahren. Dort konnte ich mir gemütlich ein warmes Abendessen zubereiten und in Ruhe schlafen. Am Samstag waren es dann nur noch 350km und wenig Verkehr bis nach Hause.

Das war wirklich ein sensationeller Urlaub, den ich nicht so schnell vergessen werde!

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