Adventure Cruise auf dem Murray River und durch den Coorong

Der National Parks und Wildlife Service von SA schlägt eigentlich einen umfangreichen Plan für die Erkundung des Coorong NP in einem Tag vor: siehe „How to spend a day in South Australia’s Coorong National Park„. Man brauche dafür mindestens 8 Stunden, da der NP so gross sei und könne natürlich auch auf einem der 16 Campingplätze übernachten. NPWSA schlägt (von mir in meine Reiserichtung von Süden nach Norden angepasst) folgende Besichtigungen vor:

  • Chi­na­mans Well besichtigen und danach
  • Die Loop Road (Gravel) befahren.
  • Den Nrug­gie Ngop­pun Trail bei Salt Creek erwandern.
  • Das Salt Creek Oil Rig Monument (eine Replika des Ölbohrturms) besuchen: Dort wurde jedoch kein Mineral-Öl gefunden.
  • Ein Besuch des Jack Point Pel­i­can Observatory, um Pelikane zu beobachten.
  • Von Meningie entlang sealed Nar­rung Road to Meningie oder über die unbefestigte Sev­en Mile Road nach Long Point zum Lunch fahren. Dort hat es Picknick-Tische.
  • Danach folgt die Besichtigung der Mark Point Mill, von dort fährt man zur Nar­rung Fer­ry (zuerst über unbefestigte Strassen, das Navi findet den Weg) und von dort weiter zu…
  • Point Mal­colm Lighthouse, dem einzigen Inland-Leuchtturm von Australien
  • Danach mit der Fähre ​‘The Nar­rows’, (welche Lake Alexan­d­ri­na und Lake Albert verbindet) überqueren und den Tag in Tailem Bend beenden.

Die Fähren sind übrigens alle gratis! Einen Teil dieser Strecke entlang den beiden Seen wollte ich an diesem Sonntag machen.

Coorong war als Verballhornung eines lokalen indigenen Wortes „kurangk“ gedacht, was „langer Hals“ bedeutet. Der Coorong wurde 1966 zum Nationalpark erklärt und bildet ein international bedeutendes Feuchtgebiet, das durch die RAMSAR-Konvention geschützt ist. Berühmt geworden ist das Gebiet durch Colin Thieles Novelle Storm Boy und die nachfolgenden gleichnamigen Filme von 1976 und 2019.

Doch der Nacht auf Sonntag auf Meningie’s Lake Albert Caravan Park bin ich mehrmals aufgewacht und habe mich wegen den Leuten geärgert, die bis 4 Uhr (da habe ich doch mal auf die Uhr geschaut) munter den Campingplatz mit ihrem Gerede unterhalten haben. Um 06:45 war ich dann ganz wach und habe doch noch kurzentschlossen den allerletzten Platz auf der Coorong Adventure Cruise (mit der Spirit of the Coorong) gebucht. Dann habe ich rasch die Zähne geputzt, alles zusammengepackt und bin um 07:15 abgefahren. Zwei Stunden später (inklusive einer Umleitung) war ich dann an der Goolwa Wharf!

Um 09:45 wurden wir von Jess geboardet und von Rupert, dem Skipper der heutigen Cruise, begrüsst. An Board war auch unser Aboriginal Guide Mark von Kool Tours (siehe auch sein Youtube-Video).

Ursprünglich den europäischen Siedlern als Port Pullen bekannt, wurde der Ort im März 1853 nach einer erneuten Vermessung offiziell zu Goolwa erklärt. Frühe Aufzeichnungen buchstabieren die Stadt als „Goolawa“ oder „Goolawarra“, und ihre endgültige Ableitung „Goolwa“ ist vermutlich eine Verballhornung eines indigenen Wortes, das „The Elbow“ bedeutet und die Form der Flussufer ist, an denen die Stadt angelegt ist.

Goolwa wurde erstmals 1841 besiedelt und im September 1857 zum Flusshafen erklärt. Es wurde zum zweitgrössten Schiffbauzentrum am Murray River. Überreste dieser Schiffbaugeschichte sind noch heute am Fluss zu sehen. Goolwa ist der einzige ausgewiesene Süsswasserhafen der südlichen Hemisphäre. 1854 wurde Goolwa über Australiens erste Eisenbahn mit dem Seehafen Port Elliot verbunden. Ursprünglich war es eine Pferdeeisenbahn, die durch eine Dampflokomotive ersetzt wurde. Diese Linie wurde 1857 weiter bis Port Victor (Victor Harbor) verlängert. Als einer der wichtigsten Flusshäfen Australiens wurde Goolwa im September 1987 zum staatlichen Kulturerbe erklärt.

Die Insel Hindmarsh wurde nach dem ersten Gouverneur von Südaustralien – John Hindmarsh – benannt. Etwa 15km lang und 6km breit mit einer Fläche von 4716 Hektar. Nach einem erfolglosen, zehnjährigen Kampf gegen die Brückenpläne wurde die Hindmarsh-Brücke in 497 Tagen gebaut und im März 2001 offiziell eröffnet. Sie ersetzte einen Fährdienst, der die Insel mit Goolwa verband. Die Brücke hat einen hohen Bogen, damit auch Segelmasten diese unterfahren können.

Zuerst zeigt sich, dass das Hochwasser des Murray River hat auf den Wasserstand in Goolwa fast keinen Einfluss hat. Veränderungen der Windrichtung haben hier grösseren Einfluss auf den Wasserstand. Wir fuhren vom Hafen von Goolwa flussabwärts entlang des historischen Kais und in Richtung der Goolwa Barrage.

Der River Murray wurde nach Sir George Murray, einem Aussenminister der Kolonien, benannt. Der Fluss erstreckt sich über 2508 Kilometer durch drei Bundesstaaten (NSW, VIC & SA). Der Murray River hat 4 grosse Dämme, 16 Stauwehre und 15 schiffbare Schleusen. Das Murray-Darling-Becken bedeckt 1/7 der Landmasse Australiens, aber nur ein kleiner Prozentsatz des Wassers, das in das Einzugsgebiet fällt, findet seinen Weg durch die Murray-Mündung; mit dem hohen Wasserbedarf für Bewässerung & Wasserversorgung.

Da das Hochwasser langsam zurückgeht, wurden schon einige Tore der Goolwa Barrage geschlossen. Die fünf Barrages wurden zwischen 1935 und 1940 gebaut und sollen ja verhindern, dass das salzige, brackige Meerwasser zu stark in das Süsswasser des Flusses und die beiden Seen vordringt, was bei Trockenheit verstärkt vorkommen könnte.

Heute hatte der Murray immer noch ganz leicht einen höheren Wasserstand. Bis vor kurzem waren die Schleusentore noch alle offen, um den Abfluss des Wassers und aller toter Fische (zum Beispiel Millionen von artfremden Karpfen) zu ermöglichen. Durch die Schleusenkammer fahren wir deshalb hinunter auf Meeresspiegelniveau und konnten auf der Murray-Seite ein paar faul herumlungernde Pelzrobben beobachten. Wie die auf das Holzgerüst gelangen, fragt man sich schon. Ich hatte inzwischen das Oberdeck in Beschlag genommen, da das Wetter viel besser und wärmer als angekündigt war. Was für ein Genuss hier oben! Und ich kriegte meinen ersten Kaffee und ein paar Frühstücks-Kekse serviert. Anschliessend fuhren wir auf den Wasserwegen des Coorong und folgen den letzten Kilometern des mächtigen Murray River bis zur Murray Mouth (Mündung) und seiner Öffnung zum Südlichen Ozean.

Die Murray-Mündung ist Teil eines dynamischen Systems, das durch den Wasserfluss des Murray-Flusses aus dem Alexandrina-See über Staustufen und Gezeitenbewegungen aus dem Südpolarmeer beeinflusst wird. Archäologische Beweise zeigen, dass der Murray Mouth in den vergangenen Jahrtausenden über eine Reichweite von 6-8 km gewandert ist.
Wenn die Strömung des Flusses in Südaustralien niedrig ist, treten Sandablagerungen in der Mündung auf, die Einschränkungen und ein erhöhtes Risiko einer Schliessung der Mündung verursachen. Kontinuierliche Sperrfeuer-Freisetzungen von etwa 2 Gigaliter pro Tag sind erwünscht, um das Aufrechterhalten der offenen Mündung zu unterstützen. Es sind jedoch viel größere Volumina erforderlich, um einen Mitnahmeeffekt zu erzielen und Sand aus der Mündung zu entfernen.
Es ist wichtig, dass die Murray-Mündung offen bleibt, um die Verbindung zwischen dem Fluss, dem Coorong und dem Südpolarmeer aufrechtzuerhalten, Salz und andere Nährstoffe ins Meer abzuleiten und gesunde Ökosysteme im Coorong zu erhalten.
In Ermangelung hoher Strömungen gilt das Baggern als die effektivste Methode, um die Mündung offen zu halten. Zwei Bagger sind derzeit in den Kanälen Goolwa und Tauwitchere in Betrieb, um eine offene Murray-Mündung aufrechtzuerhalten.

In Zeiten ohne Fluten baggern hier zwei Saugbagger dauernd Sand ab und befördern diesen über ein Rohrsystem an den Ozean-Strand, denn das Ökosystem des Murray braucht unbedingt einen offenen Zugang zum Meer. Heute fliesst das Wasser hier rund 12-16m tief ungehindert und mächtig.

Nach der Besichtigung der Murray-Mündung fahren wir nun richtig in den Coorong in das neuerdings betitelte Storm-Boy-Land. Storm Boy ist ein Filmdrama, basieren auf dem gleichnamigen Jugendbuch von Colin Thiele das im Januar 2019 in Victor Harbor seine Premiere feierte und dann in die australischen Kinos kam. Das scheint für (Süd-)Australier ein wichtiger Film-Meilenstein zu sein, da alle Kinder das Buch und die Geschichte, welche an der unbewohnten Küste Südaustraliens spielt, kennen. Danach passieren das malerische Fischerdorf Coorong Shacks, wo die Fischereirechte noch bis zum Ableben der Rechthalter (im Nationalpark!) gültig sind. Dann legte Ruper das Boot am Strand an, wo wir zu einem Spaziergang durch die Dünen starteten. Doch zuerst empfing uns Mark, Aboriginal Führer der Ngarrindjeri. Er hiess uns am Coorong willkommen und teilte mit uns seine kulturelle Interpretation und führte eine Rauchzeremonie durch. Das fand ich ziemlich berührend.

Das Volk der Ngarrindjeri besteht aus 18 Lakinyeri oder Stämmen, die die traditionellen Eigentümer und Verwalter des Landes (Ruwe) sind. Wasser [Nguk) & Meer (Yarluwar). Das Land des Coorong, der unteren Seen, des Flusses und der Küste Die Umwelt hier ist reich an natürlichen Ressourcen, Pflanzen, Tieren und Meereslebewesen, und die Ngarrindjeri leben und gedeihen hier seit Tausenden von Jahren. Viele archäologische Kulturstätten zeugen offensichtlich von der traditionellen Besiedlung und die Ngarrindjeri leben noch immer und teilen weiterhin die reichhaltigen spirituelle Bande mit diesen heiligen Orten.

Jess führte uns dann über einem Bush-Tucker-Trail zur berüchtigten 90-Mile Beach. In der Nähe einer Midden (kulturellen Stätten der Ngarrindjeri) mit vielen Muschelschalen erklärte uns die diversen Beeren und den Thymian-Busch. Am Strand lagen Millionen von toten Karpfen, klein und gross. Das hat ziemlich nach totem Fisch gerochen. Aber der Strand und die tosende Brandung des Südlichen Ozeans waren sehr beeindruckend.

Am Strand haben wir dieses Mal nicht nach Pipi’s/Kuti (Cockles, respektive Muscheln) mit dem „Coorong Shuffle“ gegraben. Auf dem Rückweg zum Schiff haben wir mit viel Spass überall die Beeren von den Büschen gepflückt und gegessen. Unser Skipper Rupert hatte schon fleissig Pipi’s (natürlich vom Markt, mit verschiedenen Saucen) gekocht, die wir probieren durften. Während wir entlang den hochaufragenden Dünen fuhren, verschiedene Vogelarten und Emus entdeckten, gab es einen kleinen Lunch an Bord (ein kurzer Abstecher von mir in’s Unterdeck). Wir fuhren an den anderen Stauwehren (Barrages) vorbei und tauchten tief in den Coorong ein.

Unser zweiter Halt hiess Cattle Point. Hier ist der Coorong so seicht, dass hier früher Schafe zum Weiden in die Dünenlandschaft getrieben wurden. Wir machten hier mit Rupert und Mark einen weiteren geführten Spaziergang hoch hinauf auf die spektakulären Sanddünen. Hier erklärte uns Mark eine der bedeutendsten kulturellen Stätten der Ngarrindjeri (ein gigantischer Midden mit unendlich vielen Muschelschalen aus den zehntausenden von Jahren der Nutzung).

Die Muschelschalen waren nicht nur Abfall, sondern verhindern auch Sandverwehungen: Sie wurden alle mit der runden Seite nach oben abgelegt, damit man besser über sie gehen konnte. Durch den Wind verblasener Sand wird diese Stätte jeden Tag wieder anders gestalten. Wir erfuhren anhand des von seiner Tochter bemalten Wanderstabs, wie das Volk der Ngarrindjeri seit Tausenden von Jahren im Coorong lebte, wie sie die schlimmen Jahre der europäischen Einwanderung und die noch schlimmeren 1950er und 60er Jahre überlebten und nun versuchen, ein besseres Leben und Auskommen – auch mit der Welt der immigrierten Australier – zu finden. Da der Midden auch eine Grabstätte ist, haben wir uns im Gänsemarsch auf einem schmalen Weg durch das Feld bewegt. Rupert zeigt uns in einer Senke, wie man in etwa 30-50cm Tiefe zu reinem Wasser kommt. Das Wasser sickert sehr langsam durch den Sand und wird gefiltert. Es sammelt sich hier in einer Linse entweder über einer wasserundurchlässigen Lehmschicht oder über Salzwasser. Das gefundene Wasser ist reiner als das Leitungswasser und wird jährlich geprüft. Natürlich hatte Rupert viele Plastikbecher dabei und wir konnten dieses Naturwunder alle (inzwischen in der Hitze des schwülen Tages) ausprobieren. Nach der Rückkehr zum Schiff bekamen wir, nach den Strapazen der Wanderung durch die steilen Dünen) einen wohlverdienten Nachmittagstee. Wir schauten uns noch den wichtigsten Drehort von Storm Boy an und hörten ein paar Anekdoten des Drehs. Ich machte noch ein paar Fotos der Fischerhütten und des Murray Mouth. Der Himmel wurde jedoch immer schwärzer und beim ersten Gewitterregen habe ich dann auch einen Platz im Unterdeck eingenommen. Wir fuhren dann rasch entlang des vorgegebenen Wegs zwischen den grünen und roten Bojen zurück zur Schleuse, die nur bis 16:30 betrieben wird. Dieses Mal lagen auf und an der Barrage sehr viele Seals und genossen wohl die Gewitterstimmung! Kurz vor 16:30 waren wir wieder im Hafen von Goolwa.

Wunderschöne Landschaften, Vögel, Robben und fachkundige Kommentare auf dem Weg – diese 6-stündige Abenteuer-Kreuzfahrt ist wirklich eine äusserste gute Möglichkeit, die abgelegenen und wunderbaren Feuchtgebiete des Coorong kennenzulernen. Das gelingt mit dem Camper oder Auto nicht so gut, wie auch das eingangs zusammengefasste Tagesprogramm von NPWSA zeigt. Nachdem mir schon vor zehn Jahren die Discovery Cruise sehr gut gefallen hat, würde ich bei einem nächsten Besuch vielleicht sogar ein drittes Mal so eine Cruise buchen.

In den recht heftigen Gewitterregen habe ich dann im nigelnagelneuen Discovery Parks Goolwa meine Site bezogen und bei zwischenzeitlichem Sonnenschein ein Nachtessen zubereitet. Was für ein eindrucksvoller Tag!

Am nächsten Tag möchte ich dann die Fleurieu Halbinsel mit Victor Harbor und dem Deep Creek NP erkunden. Eine Site im Stringybark Campground habe ich schon gebucht. Mal schauen, was das Wetter dazu meint…

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

%d Bloggern gefällt das:
search previous next tag category expand menu location phone mail time cart zoom edit close