Für mich hiess es gestern: Willkommen in Budj Bim – im Land der Gunditjmara.
Der Budj Bim Nationalpark ist wohl einer der eher unbekannteren NP Victorias. Dabei ist er vom Ende der Great Ocean Road sehr gut erreichbar und er hat einen wunderbaren Campground und schöne Wanderpfade! Wer würde vermuten, dass man mitten in dieser Landschaft einen Vulkankrater mit einem Kratersee (Lake Surprise) finden würde?
Die Kulturlandschaft Budj Bim befindet sich auf Tungatt Mirring (Steinland), die durch die Ausbrüche des Vulkans Budj Bim entstanden ist. Budj Bim ist die Quelle des Tyrendarra-Lavastroms, der sich über 50 km nach Südwesten erstreckt. Diese Landschaft ist von zentraler Bedeutung für die Geschichte des Volkes der Gunditjmara. Vor mehr als 6’600 Jahren bauten die Gunditjmara inmitten dieser Lavaströme ein komplexes Netzwerk von Aquakultursystemen und liessen sich hier in dauerhaften Wuurn-Dörfern (Steinhäuser) nieder. Budj Bim ist heute als eines der grössten und ältesten Süsswasser-Aquakultursysteme der Welt anerkannt und wurde 2019 wegen seines aussergewöhnlichen universellen Werts in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.
Der Mt Eccles National Park ist Victorias erster gemeinsam un partnerschaftlich zwischen den Gunditjmara Traditional Owners und Parks Victoria verwalteter Nationalpark. Eine PDer Mt Eccles National Park ist Victorias erster gemeinsam verwalteter Nationalpark. Die von der australischen Regierung im Juli 2004 erklärte Budj Bim National Heritage Landscape (Budj Bim NHL) ist eine national bedeutende und einzigartige Landschaft mit natürlichen und kulturellen Werten, die untrennbar mit dem Volk der Gunditjmara verbunden sind. Die Budj Bim NHL besteht aus zwei getrennten Bereichen: Dem Budj Bim – Lake Condah Areal und Tyrendarra Area (südwestlich von Budj Bim).
Budj Bim Cultural Landscape
Ich bin am Mittag auf dem Campground angekommen. Wie bestellt wurde das Wetter wärmer und deutlich sonniger. Der Campground mitten in den Bäumen ist sehr weitläufig und wunderbar. Er befindet sich am äusseren Fusse des Vulkankraters beim Austritt des oben beschriebenen Lava-Kanal, welcher ja 50km in die Landschaft verfolgbar ist. Das kleine Informationszentrum ist leider momentan im Umbau. Bis Ende März dieses Jahres soll wohl ein allgemeines Upgrade der Infrastruktur stattfinden. Die Toiletten und Duschen waren jedoch auf einem modernen und total überraschenden Comfort-Level.

Vom Campground (respektive dem Besucherzentrum mit BBQ/Picknick-Plätzen) kann ein paar schöne Wege rund um den Vulkankrater starten:
- Lava Canal Walk
- Natural Bridge Walk
- Budj Bim to Lake Gorrie Trail
- Lake Surprise Walk
- Crater Rim Walk
Ich habe den Weg über den Kraterrand gewählt. Schon nach kurzer Wegstrecke musste ich jedoch umkehren, da ich im Camper mein Headlight vergessen hatte, um die Lava-Höhle erkunden zu können! Der Weg über den Kraterrand ist sehr abwechslungsreich und geht ganz schön rauf und runter. Man darf sich nur nicht zu viele Gedanken machen, dass man auf der zweiten Hälfte über den Kopf von Budj Bim läuft, welcher diese Landschaft geschaffen hat. Wie man sich denken kann, sind die Blicke auf den Kratersee, die Kraterwände sowie die umgebende Landschaft einfach wundervoll.







Man muss sich heute einfach vorstellen, dass die von den Gunditjmara gepflegte Kulturlandschaft kaum Ähnlichkeit mit der heute anzufindenden Wildnis hatte.

Und wie mir die beiden Ranger auf dem Campground erzählt haben, gibt es hier einige Koalas auf den Bäumen. Einer dieser Koalas hielt sich auf dem Kraterabhang an einem Baumstamm auf auf meiner Kopfhöhe, nicht mehr als 4-5m entfernt fest. Es schien fast so, als würde er sich extra fotogen in Pose werfen. Weitere Koalas habe ich auf dem Weg und im Campground entdeckt. Die waren aber alle sehr weit oben in den Manna Gum Bäumen.


Das Management der Koala-Population
Innerhalb des zum Welterbe gehörenden Budj Bim-Gebietes befindet sich die grösste noch verbliebene Stony Rises Woodland Gemeinschaft Victorias. Dieser Vegetationstyp wird von Manna Gum dominiert, dem bevorzugten Nahrungsbaum des Koalas. Um den übermässigen Verbiss und den Rückgang des Baumbestands zu verhindern, muss die Koala-Population in und um den Park kontrolliert werden. Viele der weiblichen Koalas wurden mit hormonellen Verhütungsmitteln geimpft und leben weiterhin im Park. Die Verhütungsmittel verlangsamen die Koala-Fortpflanzung und begrenzen den künftigen Frassdruck auf die Manna Gums. Die Koala-Population und der Zustand der Baumkronen werden überwacht, um die Fortschritte bei der Erholung des Waldes zu verfolgen.
Als ich ganz um den Krater herumgewandert war, nahm ich noch ein Stück des Lava-Kanals unter die Sohlen. Das war aber weniger interessant, denn wie man sich vorstellen kann, hat ein Kanal zwei Seitenwände, zwischen denen man läuft. Nach etwa 30 Minuten bin ich die selbe Strecke wieder zum Campground umgekehrt.


Dort kam ich dann in’s Gespräch mit meinen Camper-Nachbarn (Locals aus der Umgebung von Geelong): So kam es, dass wir den ganzen Abend bis zur Bettruhe über dieses und jenes quatschen und ich auf die gute Idee gebracht wurde, die Campgrounds am langen Wochenende (in VIC und SA ist am Montag Mitte März Public Holiday) schon jetzt zu buchen. Was ich dann auch erfolgreich erledigen konnte.
Die Nacht lief dann etwa so ab: Vor lauter Gedanken und Erinnerungen konnte ich nicht richtig einschlafen, was sehr ungewöhnlich ist. Aber dafür habe ich dann das Geschrei und Gegrunze der Koalas mitten in der Nacht mitbekommen. Man mag sich nicht recht vorstellen wollen, was da auf und zwischen den Bäumen abläuft. Mit der Morgendämmerung geht dann das Konzert (und auch das Geschrei) der Vögel los. So viele verschiedene Vogelarten und Gesänge, die scheinen sich alle nacheinander abzulösen. Und dann hört man draussen noch das Tok Tok Tok der vorbeihüpfenden Kängurus. Dann ist definitiv Zeit zum Aufstehen und für einen heissen Kaffee.
Meine anderen Nachbarn (ein deutsches Paar) hat mir dann beim morgendlichen Gespräch, das dann auch wieder eine Stunde dauerte, noch vom nächtlichen Besuch eines Possums berichtet. Nach so viel Abschiedsgesprächen bin ich erst recht spät abgefahren. Trotzdem habe ich mir noch den Umweg gegönnt, Tae Rak zu besuchen. Dieses Aquakultursystem ist historisch sehr bedeutsam (siehe untenstehender Text), jedoch für einen Besucher höchstens spirituell interessant. Das Feuchtgebiet, die vielen schwarzen Schwäne und die Aale sind aber schon interessant und irgendwie beeindruckend. OK, es hat auch ein modernes Café, da wäre ich aber der einzige Gast gewesen.




In Tae Rak bauten die Gunditjmara ein Netzwerk von Aquakultursystemen auf, die das ganze Jahr über betrieben wurden, unabhängig von der Jahreszeit oder dem Wasserstand. Sie modifizierten mehr als 100 Quadratkilometer Feuchtgebiete, indem sie miteinander verbundene Kanäle konstruierten, die es ihnen ermöglichten, Wasser, Aale und Fische nach Belieben zu bewegen. Der Output des Aquakultursystems ernährte viele tausend Menschen.
Die verlorenen Gewässer von Tae Rak
Die Ankunft von Walfängern und Hirten in den 1830er Jahren schnitt den Zugang zu Land und Wasser ab und führte zu einem jahrzehntelangen Widerstand der Gunditjmara.
Tae Rak (damals noch Lake Condah) wurde Ende des 19. Jahrhunderts entwässert und der Bau eines ländlichen Entwässerungssystems im Jahr 1954 beendete schliesslich die Fülle der Feuchtgebiete.
Die Gunditjmara kämpften jedoch die vergangenen Jahrzente hartnäckig für die Wiederinstandsetzung des Aquakultursystems. Der 2019 verliehene UNESCO-Welterbestatus ist der Höhepunkt jahrelanger Bemühungen zum Schutz des alten Süßwasser-Aquakultursystems der Kulturlandschaft Budj Bim.
Der entschlossener Kampf hat zur Wiederherstellung von Tae Rak (Lake Condah) und zum Bau eines neuen Wehrs geführt – das den Wasserstand auf die gleiche Weise reguliert, wie es unsere Vorfahren initiiert haben.
Für mich bleibt Budj Bim einer meiner Lieblingsorte dieser Reise. Ich reise mit sehr vielen bleibenden Eindrücken und Erinnerungen weiter! Danke an die Gunditjmara, dass sich sich so hartnäckig um dieses Gebiet gekümmert haben.

