Auf meiner dreitägigen Reise von Torquay nach Warrnambool über die gut vermarktete Great Ocean Road habe ich einen Abstecher in der gemässigten Regenwald des Great Otway National und Forest Parks gemacht.
Die Nacht vor diesem Ausflug habe ich im weitläufigen Aire River West Campground verbracht. Auf dem Campground hatten sich vor allem zwei „Familienclans“ inklusive Booten sowie einfacher reisende, die Geld sparen wollten (AUD 15 pro Übernachtung muss vorher gebucht und bezahlt werden), eingebucht. Ich hatte mir einen der sehr grossen Plätze ohne direkte Nachbarn ausgesucht, als ich mich in Apollo Bay für diesen Zwischenstopp entschieden hatte. Mein Platz #28 war durch Büsche und Bäume gut vom Wind abgeschirmt, Zwischen kurzen sonnigen Abschnitten zogen immer wieder dunklere Wolken mit Nieselregen oder Regenschauer durch. Wenigstens konnte ich mein Nachtessen ohne Regen draussen zubereiten und geniessen. Danach wurde es schon wieder nass. Wie angenehm ist doch die Ruhe und absolute Dunkelheit an einem so abgelegenen Ort. Ich habe deutlich länger als gedacht und sehr gut geschlafen. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit ist die Temperatur von 19° tagsüber auch nachts nicht unter 15° gefallen. Also sehr angenehm zum Schlafen.



Den Treetop Walk von Fly Otway durfte ich dann am nächsten Morgen weiterhin bei Nieselregen mitten in den feuchten Nebelwolken geniessen. Wie schon in anderen Blogposts beschrieben, muss es im gemässigten Regenwald (cool tempered Rainforest) ja häufig regnen. Auf einem Schild stand, dass wenn es heute nicht regnet, dann regnet es sicher morgen. Die Otway Ranges sind einer der nassesten Ort in Victoria. Sie erhalten jährlich etwa 2m Regen. Obwohl der Regenwald auch trockene Perioden überstehen kann, erhalten die Flüsse, Schluchten und Wasserlöcher dieses Ökosystem seitdem die Dinosaurier die Welt unsicher machten! Und rundherum ist fast ganz Australien ausgetrocknet! In den Otway Ranges erstreckt sich der Great Otway NP, der heute die früheren Angahook-Lorne, Carlisle und Melba Gully State Parks sowie weitere Forste umfasst.
Und im Regenwald bilden die riesigen Bäume ein vier Ebenen (Baumkronen, mittlere und untere Ebene der Bäume und Büsche sowie der Boden) eines Ökosystem für eine sehr grosse Anzahl an Insekten, Vögeln, Fledermäuse, weitere Tiere und sogar für viele weitere Pflanzen und Pilze. Mountain Ash (Eucylyptus regnans) kann 70 bis 114m Meter hoch werden, so hoch wie ein Hochhaus mit 25 Stockwerken! Zusammen mit Myrtle Beech (Myrtenbuche, Nothofagus cunninghamii) und Blackwood (Schwarzholz-Akazie, Acacia melanoxylon) bilden die Bäume so etwas wie ein Regenschirm, der andere Pflanzen, Pilze und Tiere in der darunterliegenden feuchten und dunklen Welt beschützt. Wenn die Bäume einmal so gross dastehen, dann können sie 300 Jahre alt werden, solange sie nicht von einem Buschfeuer zerstört werden. Im Otway Regenwald hat es aber seit 1’000 Jahren kein Buschfeuer mehr gegeben!
Über den Tree Top Walk kann man diese vier Ebenen des Regenwald-Ökosystems erleben, was einem ja von Natur aus nicht so einfach möglich ist. Vom Boden kommt man mit den Brücken/Stegen in die mittlere Ebene auf 30m Höhe und mit dem Turm kommt man mit 47m Höhe in die oberste Ebene der Baumkronen. Die Konstruktion trägt 400kg pro Quadratmeter und soll Zyklone der Kategorie 5 (Winde mit 280km/h) aushalten! Aber das war heute ja nicht die Herausforderung.







Das Begehen der Konstruktion macht auch bei Nieselregen viel Spass. Auf den Schildern habe ich viel Interessantes über die verschiedenen Bäume und das Ökosystem gelesen. Wenn man so früh an einem regnerischen Morgen (und an einem Montag) über die Stege läuft, tauscht man tatsächlich sehr rasch in eine ganz andere Welt ein. Man hört das Konzert der Vögel, staunt über die gigantischen Bäume, deren total unterschiedlichen Bewuchs und kann vereinzelt den Vögel auf Augenhöhe zuschauen. Total faszinierend!




Die Brücken sind 600m lang, laufen auf 25-30m Höhe und sind sehr gut in das Gelände eingebaut. Die Höhe habe ich, sogar auf dem Tum, vor lauter Faszination gar nicht so wahrgenommen. Konnte viele Bilder von den verschiedenen Baumarten und dem üppigen Bewuchs machen. Inklusive dem recht langen Hin- und Rückweg zu dem Steg (total 1.9km) sollte man mindestens 90′ Zeit einplanen.
Da es nun erst Mittag war, wollte ich trotz Nieselregen nochmals weiter in den Regenwald eintauchen. Dazu bietet sich der sich der Triplet Falls Walk ganz in der Nähe an. Ich habe mir eine Lunch eingepackt und bin auf den rund 2km (1 h) langen Rundweg gestartet. Der ist wirklich fantastisch. Der Urwald fängt einem sofort ein. Über Gittereben und Trappen schlängelt er sich durch die Baumfarne (Dicksonia antarctica) und an dicken Urwaldriesen vorbei. Überall liegt Totholz rum. Nachdem ich dieses beeindruckende Szenario so langsam begreifen konnte, konnte ich auch langsam das Konzert der vielen verschiedenen Vögel wahrnehmen.




Dieses wurde aber nach einiger Zeit und noch mehr Staunen immer stärker vom Rauschen der Triplet Wasserfälle übertönt. Die Wasserfälle kann man von mehreren Plattformen bestaunen. Oder besser gesagt, man könnte. Denn bei den ersten beiden Plattformen behindert das (zu) dichte Grün die Sicht auf die Fälle. Die dritte Plattform erlaubt einem aber einen guten Blick auf den oberen Abschnitt der Fälle. Dort habe ich auch die Sitzbank so gut es ging ein wenig vom Wasser befreit, damit ich dort den mitgebrachten Lunch vertilgen konnte.

Auf dem weiteren Weg konnte man noch zwei vermoderte und überwachsene Holzwagen der ehemaligen Knott’s No. 1 Sägerei bestaunen. Man kann sich kaum vorstellen, dass in dieser heutigen Idylle die grösste Sägerei der Otway Ranges stand. Nach dem WW1 wurde hier der Bedarf an Mountain Ash Stämmen befriedigt. In mühevoller Handarbeit wurden die Stämme geschlagen, hier in der Sägerei in handhabbare Stücke geteilt, in diese Wagen geladen und mit Pferden über die Tram-Geleise zur Ferguson Station gebracht.



Wenn ich nun Lust gehabt hätte, dann hätte ich noch den Weg zu den Little Aire Falls nehmen können: Der ist knapp 4.5km lang (hin und zurück) und würde 2 bis 2.5h dauern. Der ist auch in Grade 4 (also rau und steil) eingeteilt. Ich wusste aber, dass mich heute noch ein weiteres Stück der Great Ocean Road (hoffentlich trockener und wärmer) erwartet. Und ehrlich gesagt hatte ich langsam auch genug vom feucht-kühlen Regenwaldklima!
Also setze ich mich in den Camper, startete den geräuschvollen Dieselmotor und nahm die paar Kilometer an die Shipwreck Coast unter die Räder.
I had a great trip on the Great Ocean Road from Torquay to Warrnambool over the well-maintained Great Ocean Road National and Forest Park. I visited the campground in the Great Otway National Park, where I stayed in the two family clans with their boats and simple travelers who wanted to save money (AUD 15 per night is required to book and pay for this!). I had the best spot without any direct neighbors, which is great for those who want to camp without thinking about it!
Hi Kathy, thanks for your comment. I was staying at a campsite with no neighbours, too. I like those campgrounds because they are quiet, have lots of space and you are connected with nature. In Aire River West I liked that there are distinct sites for different needs (secluded/open space, small/large, shelter)