Im Norden der Grampians (Gariwerd) ist überwiegend über unbefestigte Strassen erschlossen, nur Roses Gap Rd ist befestigt. Es gibt es einige schöne Wanderwege auf und über die Berge: Hollow Mountain
(Wudjub-guyun), Mt Stapylton (Gunigalg) and Mt Difficult (Gar). Es gibt aber auch einfachere und kürzere Wege zu den Ngamadjidj und Gulgurn Manja Shelters (mit Felsmalereien), Heatherlie Quarry und Beehive Falls.
Ich habe mich wegen der vorherrschenden Hitzewelle für den Wanderweg auf den Mt Zero und eine Übernachtung auf dem sehr schön gelegenen Stapylton Campground entschieden. Den ganzen Nachmittag konnte ich meinen vorher gebuchten schattigen Platz geniessen und abends eine feines Znacht braten.



Ganz in der Nähe des Stapylton Campgrounds befinden sich die Ngamadjidj Felsmalereien. Als es um 19 Uhr etwas kühler war (rund 30°), habe ich diese Kunstwerke auf einem kurzen Spaziergang, aufmerksam von ein paar Wallabies verfolgt, besucht. Für diese Felsmalereien wurden spezielle Materialien gesammelt: Eisenreiche Tone (Ocker) wurden für rote Pigmente abgebaut und Kaolinton wurde für Weiss verwendet. Das Pigment wurde gemahlen, mit Wasser vermischt und entweder mit einem Pinsel (aus Rindenfasern, dem ausgefransten Ende eines Stäbchens) oder einem Finger aufgetragen. Obwohl das genaue Alter der Gemälde und die Nutzung des Shelters unbekannt sind, wurden andere Unterstände in Gariwerd auf 22’000 Jahre datiert.


In Ngamadjidj wurden auch Holzkohleablagerungen aus den Überresten von Lagerfeuern und Quarzfragmente von Steinwerkzeugen gefunden. Das deutet darauf hin, dass es sich schon damals um einen beliebten Campingplatz handelte: Ich setze also eine vielleicht schon zehntausend Jahre alte Tradition fort und fühle mich irgendwie geehrt und total geerdet.
Gariwerd Traumzeit-Schöpfungsgeschichte
Vor langer Zeit begann der große Ahnengeist Bunjil, die Welt zu erschaffen, die wir um uns herum sehen: Die Berge, die Seen, die Wälder und die Flüsse, die Ebenen und die Meere.
https://www.visitgrampians.com.au/see-do/culture/gariwerd-creation-story
Als er die wunderschönen Sandsteinberge von Gariwerd erschaffen hatte, nahm er oft die Gestalt des Adlers Werpil an, um sein Werk zu betrachten. Er schaute über die Klippen und die Berge. Er lauschte dem Geräusch des Wassers, das als Regen tropfte und über Wasserfälle donnerte. Er beobachtete, wie die Pflanzen und Tiere wuchsen, von Moos und winzigen Grashalmen bis zu hohen, kräftigen Eukalyptusbäumen.
Bunjil hatte einen besonderen Platz in der Nähe von Gariwerd. Von dort aus konnte er die Gebirgsketten überblicken. Bunjil beauftragte zwei Brüder, die Brüder Bram-bram-bult, Söhne von Druk dem Frosch, mit der Erfüllung der Aufgabe, die er sich vorgenommen hatte. Ihre Aufgabe war es, Ordnung in die neue Welt zu bringen, den Tieren und Lebewesen Namen zu geben, Sprachen zu entwickeln und Gesetze zu erlassen.
Am Ende seiner Zeit auf der Erde stieg Bunjil in den Himmel auf und wurde ein Stern. Er bleibt bis heute dort oben, als Beschützer der natürlichen Welt, seines Volkes und seines Glaubens.
Nach diesem Rundgang konnte ich auch das erste Mal die praktische Outdoor-Dusche meines Campers nutzen. Das Wasser war ja schon auf natürliche Weise aufgewärmt.

Inzwischen waren auch drei weitere Camper-Paare mit Zelten aufgetaucht. Ich hatte also nicht nur die Wallabies als Nachbarn! Trotz der sehr warmen Nacht habe ich recht gut geschlafen. Nur ein Camper-Paar hat bis mindestens Mitternacht die andern Camper mit ihren (laut erzählten) Geschichten „beglückt“. Und es hat nachts tatsächlich mindestens zwei Mal kurz etwas geregnet, weshalb ich durch das laute Trommeln der Regentropfen auf das Dach aufgewacht bin. Gestürmt hat es auch, was im Camper zu einem wundervollen Luftzug führt.
Am Morgen bin ich dann so früh aufgestanden, dass ich nach dem Morgenessen schon um 8 Uhr die kurze aber schöne und abwechslungsreiche Wanderung auf den Mt Zero in Angriff nehmen konnte. Es geht durch waldartiges Buschland und über Felsen rund 45′ bergauf. Die Aussicht vom Gipfel war wie immer fantastisch. Und dort oben blies ein angenehmer Wind!



Auf dem Rückweg habe ich mich an einer Stelle mit einem sehr schmalen Durchgang zwischen zwei Felsen gefragt, ob ich mich da tatsächlich schon auf dem Hinweg durchgezwängt hatte. Auf der anderen Seite des Felsens fand ich wieder die Wegmarkierung mit drei Dreiecken/Pfeilen, die ich mir nicht erklären konnte, da ich nur einen Weg erkannte. Es gab tatsächlich einen Weg um die Felsen herum und den Weg durch den Felsen…



Nach einer ausführlichen Pause (zum Trocknen des Schweisses und zum Trinken von viel Wasser) machte auf den Weg nach Halls Gap.
Zuerst machte ich jedoch beim Hollow Mountain Parkplatz einen Zwischenhalt, um den Gulgurn Manja Shelter zu besuchen. Das waren ja nur noch 2 x 700m Wegstrecke in der Hitze. Die Aussicht vom Unterstand war wieder einmal grandios.
An der Decke des Unterstandes sind Striche, Balken und Handabdrücke zu sehen. Das Pigment für diese Motive ist Ocker, der zu Pulver gemahlen und mit Wasser oder Eigelb vermischt wird. Die Künstler verwendeten ihre Finger und Hände, um diese Entwürfe zu erstellen, die über viele Generationen hinweg erneuert und ergänzt wurden.





Doch dieser Unterstand wurde nicht nur von Künstlern, sondern auch von Werkzeugmachern genutzt. An der Felswand sieht man einen Abschnitt, wo die Felskante weggebrochen ist. Durch das Bearbeiten des Felsens mit einem Hammerstein versuchte man scharfe, flache Steine zu erzeugen, welche dann sorgfältig zu Steinwerkzeugen verarbeitet wurden. Dieser Unterstand ist übrigens nach Nordosten ausgerichtet, daher bietet er Schutz vor dem vorherrschenden Südwestregen.
Auf dem Rückweg kreuzte eine schöne Schlange den Weg. Gut schaue ich immer auf den Boden! Der Färbung nach war es wahrscheinlich eine Eastern Brown Snake, due zweitgiftigste terrestrische Schlange der Welt. Doch die Schlange war wohl genau so überrascht wie ich: Mit einem Wanderer hatte sie nicht gerechnet. Nachdem sie mich kurz angeschaut hatte, bewegte sie sich gemütlich weiter in den Busch.

Nun machte ich mich auf den Weg über rund 40km lange Schotterpiste nach Halls Gap. Die war vielfach sehr stark korrugiert („Wellblechpiste“) und daher etwas mühsam zu befahren. Aber deswegen bin ich ja mit dem 4WD unterwegs. Nur hatte ich den Luftdruck, aus Gründen der Bequemlichkeit, nicht gravel-tauglich reduziert.

Am Lakeside Holiday Park angekommen wurde mir dann bewusst, dass es Freitag Nachmittag ist und das Wochenende bevorsteht: Es war richtig viel los! Dafür habe ich einen sehr schattigen Platz gekriegt.
Die Hitzewelle ist im Video des BOM (https://youtu.be/-YQ8EIFAkDE) dokumentiert.
Meine Reiseplanung ist ja von viel Glück geprägt, dass ich nur am Rande von dieser extremen Hitze betroffen war.