Bevor ich die durch seine starken Strömungen und Winde legendär gewordene Cook Strait zur Südinsel überquere, durfte ich zuerst von der Westküste an die nördliche Ostküste fahren, denn ich hatte in der Weinregion Martinborough eine Übernachtung in einem Caravan Park vorgebucht.
Aber ich hatte mal wieder total die Berge vernachlässigt. Nach einem Stopp am Strand (viel zu wild und windig, daher als Lunchstopp nicht geeignet) schickte mich das Navi auf möglichst direkten Weg Richtung Osten. Das stellte sich dann als eine 25km lange, sehr kurvenreiche und steile und sehr schmale Bergstrecke durch die Täler und Hügel des Akatarawa Forests zur Hauptstrasse heraus. Ich war sehr froh, dass es auf dem bergigen und schmalen Teil nur sehr wenig Gegenverkehr gab. Das macht zwar Spass, ist aber auch anstrengend, da man auf Steinbrocken sowie Äste auf der Strasse, möglichen Gegenverkehr und Schlaglöcher achten muss. Vor lauter Kurvenfahrerei und wegen dem engen Strässchen konnte ich nicht einmal einen Stopp einlegen und diese Passfahrt fotografisch dokumentieren.
Dann hätte ich den State Highway 2 erreicht, welcher mich über einengewundenen, steilen Abschnitt über die Rimutaka Range mit 555m Gipfelhöhe vom Hutt Valley Richtung Featherston führte. Von dort geht es dann in die fast flache und liebliche Weinregion Martinborough. Der Pass über die Rimutaka Range hatte schon seit dem 19. Jahrhundert eine grosse Bedeutung, dazumal ging die Überquerung aber 4 Tage!
Eigentlich wollte ich am Tag meiner Überfahrt noch das raue Cape Palliser mit seinem Leuchtturm besuchen, aber es stellte sich heraus, dass ich dafür eine längere Kiesstrasse inklusive Furt im Meer hätte befahren müssen. Darauf habe ich verzichtet und mich für einen Besuch von Wellington entschieden.
Daher ging es nochmals über die Rimutaka Range in das Hutt Valley zurück. Ich habe mir ausgedacht, dass ich beim botanischen Garten parke und von dort aus die Stadt zu Fuss erkunde. Der Grossraum Wellington beherbergt 190’000 Einwohner und befindet sich in einer sehr hügeligen Landschaft. Fast jedes Quartier ist auf einem eigenen Hügel oder im eigenen Tal. Fast jedes Haus hat Hanglage. Man fährt also, fast wie in San Francisco, sehr viele kurvige und steile Strassen in der Stadt. Nur das überschaubare CBD liegt einigermassen auf einer Fläche, welche sich (noch vor der geplanten Aufschüttung) durch ein gigantisches Erdbeben im vorletzten Jahrhundert, wie gewünscht, natürlich gebildet hatte. Allerdings mit katastrophalen Nebenwirkungen. Obwohl die Stadt in einem sehr geschützten Hafen liegt, bläst der kalte Wind fast dauernd in die Stadt, welche damit den Übernahmen Windy City gut verdient hat.
Es ist Sonntag, daher kann ich am Strassenrand beim botanischen Garten gratis parken. Ansonsten sind 2h gratis und weitere Zeit muss man über eine App buchen. Im botanischen Garten, welcher Pflanzen aus allen Kontinenten gruppiert hat, geht es wiederum steil nach oben. Eine sehr lauschiger und ruhiger Oase mitten in der hügeligen Stadt!
Auf dem Gipfel des Gartens wartet nicht nur die Endstation des Cable Trains (von der schweizer Firma Habegger gebaut), sondern auch ein fantastischer Ausblick auf die Stadt und den Hafen.
Ich nehme den Cable Train mitten in das CBD und erkunde die Stadt (Hin- und Rückfahrt nzd 9). An der schön ausgebauten Wharf empfängt mich nicht nur der kalte Wind, sondern auch der sonntägliche Farmers Market und viele Street Food Wagen aus alle Weltregionen. Ich entscheide mich für griechischen Fast Food und schaue, dass mir das Essen nicht aus der Hand gewindet wird.
Im Windschatten geniessen die Einheimischen und Touristen die warmen Sonnenstrahlen in den Cafés. Danach schlendere ich durch das sehr moderne Civic Center wieder in das Geschäftsviertel, gucke mir die Cuba Street (die einzige, kleine Fussgängerzone) mit dem einzigen, regenbogenfarbigen Fussgängerstreifen (in Neuseeland gibt es keine Fussgängerstreifen) an und entdecke die paar historischen Häuser.
Mit dem Cable Train geht es dann wieder in den botanischen Garten, wo ich im warmen Sonnenschein und Windschatten noch etwas die warme Sonne geniesse. Da ich noch Zeit bis zum Boarding der Fähre (bis spätestens 16 Uhr) habe, gehe ich in einem der hügeligen Quartiere noch einkaufen und fülle den Kühlschrank für die Festtage.
Um 15 Uhr bin ich beim Terminal, die Abfertigung geht sehr rasch und professionell und schon steht mein Campervan auf dem obersten von drei Fahrzeugdecks. Eine halbe Stunde früher (um 16:30) fährt die Fähre schon ab. Nach relativ kurzer Zeit sind wir aus dem geschützten Hafengebiet raus und befinden und auf der Cook Strait. Obwohl heute ein sehr ruhiger Tag ist, bläst der Wind auf dem offenen Observation Deck recht heftig und das Schiff fängt an zu rollen. Die Gischt spritzt bis hier oben.
Ich verziehe mich nach unten und finde nach einiger Suche noch einen leeren Sessel zuvorderst am Fenster. Schnell etwas zu Essen im Restaurant geholt (es wackelt ganz schön), dieses gegessen und dann den Wellen zugeschaut. Da habe ich sogar eine Gruppe Delfine entdeckt! Nach etwa 2h haben wir schon die Südinsel erreicht und sind wir dann in die Queen Charlotte Strait eingebogen. Jetzt fängt eine faszinierend Reise im Abendlicht durch eine schmale Wasserstrasse bis nach Picton an. Diese Fahrt geht nochmals eine Stunde!
Der Wind wird von den Hügeln abgehalten, als kann ich auf dem Observation Deck, pendelnd zwischen beiden Seiten, die faszinierende Landschaft in mich aufsaugen. Wir fahren langsam und fast lautlos durch diese enge Wasserstrasse. Bei einem Fischerboot entdecken wir sogar nochmals eine grosse Gruppe Delfine im Wasser (siehe Bild).
Um 20 Uhr landen wir im kleinen Ort Picton. Die Fahrt zum Caravan Park ist sehr kurz, aber es stehen natürlich einige Campervans Schlange. Nach dem Parken und einer warmen Dusche bin ich ganz schön müde und freue mich auf das bald gemachte Bett. Das war ein ganz schön langer Tag!
Morgen geht es dann bis nach Nelson, wo ich mich bei sehr sonnigen Wetter für einen Tag am Strand entscheiden werde. Es wird dort viele Gratisparkplätze haben und das am Strand liegende Treibholz wird eine gute Rückenstütze beim Liegen bieten.
Nelson ist richtig geschäftig und in der Marlborough Region neben Blenheim die grösste Stadt.
Ein fantastisches und riesiges Eis der lokalen Appelby Farm („from cow to cone“, der Spruch gefällt mir) wird den Strand Tag beschliessen, bevor es im City Caravan Park dann nach einem tollen BBQ früh zu Bett gehen wird. Denn am nächsten Morgen werde ich um 05:30 aufstehen müssen, und mich um 7 Uhr zum Abel Tasman NP aufmachen. Ich werde hier von Schweizern umgeben sein…