Im Jahr 1927 erwarb Albert Ernest Fuller eine Lieferroute um die Bay of Islands, die als Cream Trip bekannt ist. Cream Trip deshalb, weil auf der Lieferroute auch die Milch und Sahne (engl. Cream) von den Bauern abgeholt wurde. Einheimische und Besucher begannen dann mitzufahren, und der Tourismus in der Bay of Islands wurde geboren.
Noch heute folgen die Cruise der ursprünglichen Route von Cream Trip. Das Schiff liefert Post und Proviant an die Inselbewohner aus und zeigt das Beste der Bucht auf einer entspannten Tageskreuzfahrt. Der Cream Trip ist die längste und umfangreichste historische Kreuzfahrt, die in der Bay of Islands angeboten wird.
Ich liebe Cruises, in denen auch etwas Zeit zum Beobachten der Umgebung bleibt, daher habe ich den Cream Trip natürlich gebucht. Und die Bay of Islands kann man eigentlich nur vom Schiff aus richtig erkunden.
Wenn man nachfragt, wird man auch hier gratis am Hotel oder Caravan Park abgeholt und wieder zurück gebracht. Ich war heute der einzige Gast im Bus und wir hatten ein lustiges Gespräch.
Die Route wechselt jeden Tag etwas, damit die Sehenswürdigkeiten auch richtig genossen werden können. Heute Morgen war perfektes, fast windstilles Wetter. Am Nachmittag sind Wolken und vielleicht ein paar Regentropfen zu erwarten.
Wir fuhren heute diese Strecke mit dem fast neuen Schiff Te Maki:
Es waren total nur etwa 30-40 Gäste, somit hatten wir auf allen Decks nach der Abfahrt um 09:30 und dem Anfahren von Russel, wo weitere Gäste zustiegen, sehr viel Platz.
Russel, welches früher als Sündenplatz und mit Verbrechen Geschichte machte, müsste man mal noch separat besuchen. Die historischen Gebäude sind sicher sehenswert.
Als erstes sind wir die Black Rocks angefahren. Diese Basaltformation mit den sechseckigen Strukturen dient Vögeln als Nistplatz und trotzt dem Meer.
An der zweitgrössten Moturoa Island (eine Lieferstation des Cream Trip) vorbei sind wir Marsden Cross (Rangihoua Bay) angefahren. Das steinerne Kreuz markiert den Ort, wo Reverend Samuel Marsden die erste christliche Messe in Neuseeland am Weihnachtstag 1814 abgehalten hat. Hier wohnte ein prominenter Maori-Chief names Te Pahi.
Dann sind wir, vorbei am Nine Pin auf’s offene Meer gefahren, um vielleicht Delfine oder Wale zu entdecken.
Das zweite Schiff, welches nur zum „Hole in the Rock“ fährt, hatte tatsächlich eine Gruppe von Delfinen. Die sicher 40-50 Tiere umfassende Gruppe von schön gefärbten, gewöhnlichen Delfinen umkreiste unser Schiff in allernächster Nähe. Ich konnte vom Observation Deck aus ein paar Schöne Fotos machen. Diese Delfinart kommt eher selten in der Bucht vorbei. Ich habe noch nie so viele Delfine beisammen gesehen! Das war ein äusserst beeindruckendes Erlebnis!
Bei der Ankunft am Cape Brett Lighthouse, dem am weitesten entfernten Punkt des ursprünglichen Cream Trip, hat man schon die Ikone der Bay of Islands gesehen: Das „Hole in the Rock“.
Der Leuchtturm von Cape Brett wurde auf der Coromandel Halbinsel gebaut, dann entlang der Küste verschifft und an den Bauplatz gezogen. Von 1910 bis 1978 lebten hier Leuchtturmwärter, danach wurde das Licht automatisiert. Am äussersten Ende des Kaps befindet sich Motukokako, welche Captain Cook Piercy Island nannte. Es ist aber wegen seiner 18m hohen Passage durch den Felsen bekannt geworden und ziert wohl jede Tourismuswebseite der Bay of Islands.
Wir sind dann tatsächlich durch das atemberaubende Loch im Fels auf Motukokako Island gefahren! Ich kann mir nicht vorstellen, wie sich das anfühlt, wenn der Wellengang höher ist! Schon bei stiller See ist das ein cooles Erlebnis.
Vor der Kotukikako Insel tummelten sich sehr viele Vögel im Wasser. Grosse Fischschwärme waren von blossem Auge zu entdecken. Leider biss kein Fisch an die angelegte Angel an. Die hatten wohl zu wenig Hunger.
Für eine Mittagspause haben wir in der Otehei-Bucht (Nr 10) auf der paradiesischen Insel Urupukapuka (Nr 11) am Steg angemacht. Fünfviertel Stunden standen uns zur Verfügung: Man kann sich am Strand entspannen (Wassertemperatur 22°), oder über die vielen Wanderwegen einen atemberaubenden Ausblick von den Aussichtspunkten geniessen oder einfach im Café der Insel verweilen. Es hat auch ein paar Picknicktischen für Selbstversorger.
Ich habe mich nach einem kurzen Lunch für eine Erkundung der Wanderwege und Aussichtspunkt entschieden. Es kamen schon dicke Wolken auf, welche am Ende des Aufenthalts auch ein paar Tropfen fallen liessen. Ich habe für die Fotos ein paar Sonnenstrahlen erhaschen können. Was für ein Paradies ist diese Insel und die Umgebung doch! Man kann sich kaum sattsehen.
Der amerikanische Autor Zane Grey lebte hier auf Einladung der Regierung in den 1920ern. Sein Buch „Tales of The Angler’s Eldorado“ machte das Sportfischen in der Bay of Islands weltbekannt. Urupukapuka Island ist die grösste Insel in der Bay, dieses Schutz- und Erhohlungsgebiet umfasst rund 208ha, zwei Campgrounds, einige Buchten und sehr viele Wanderwege.
Auf der Weiterfahrt sind wir rasch den dicken Wolken entkommen und sind rund um die Inseln gefahren. Auf einer haben wir Post abgeliefert. Teile der Inseln sind in Privatbesitz. Dort und auf dem Festland stehen teilweise sehr ansehnliche Domizile, die strengen Bestimmungen entsprechen müssen. Die meisten Anwesen werden an 365 Tagen von Personal vor Ort geschützt und gepflegt. Wenn man die schönen Häuser an diesen paradiesischen Orten sieht, kommt man schon etwas in’s Träumen.
Bei Assassination Cove (Nr 6) wurde der französische Entdecker Marion du Fresne und 26 Mitglieder der Crew im Juni 1772, eigentlich wegen eines kulturellen Missverständnis, getötet.
Robertson Island (Motuaroha, Nr 7) ist die Insel, an welcher Captain James Cook seine Endeavor 1769 ankerte, als er die Bay of Islands besuchte.
Motukiekie (Nr 9, übrigens: „motu“ bedeutet übersetzt „Insel“) ist eine Insel (28.8ha) in Privatbesitz und ein paar Wanderwegen.
An einer geschützten Stelle zwischen den Insel hat die Crew noch dass Boomnet ausgefahren und 4 Gäste haben die Gelegenheit für ein Bad genutzt. Der Skipper ist vor und zurück gefahren, was ziemliche Strömung und Sprudel für die Baden den bedeutete.
Kurz nach 16:30 sind wir dann in Paihia angekommen, wo das Schiff dann nochmals nach Russel fuhr. Der Bus hat mich wiederum abgeholt und sicher zum Caravan Park gebracht.
Was für ein genialer Tag. Auf der langen Tages-Cruise konnte man die Bay of Islands wie erwartet sehr gut geniessen.
Nach so viel Seeluft habe ich die Abendstimmung bei einem guten Steak vom BBQ genossen.