Der Torndirrup Nationalpark liegt auf der Halbinsel Torndirrup, die Albany vor dem weiten Südpolarmeer schützt. Der Nationalpark verfügt über einige der aussergewöhnlichsten natürlichen Merkmale der Regenbogenküste Westaustraliens. An der Nordseite der Halbinsel liegt der Princess Royal Harbour; im Osten befindet sich der King George Sound. Die Südseite nimmt jedoch die volle Kraft des wilden südlichen Ozeans auf.
Diese Granitfelsen wurden durch den Südlichen Ozean langsam abgetragen, seit er sich von der Antarktis löste, als Australien Teil des Superkontinents Gondwana war. Für diese Erosion hatten sie auch unendlich viel Zeit, denn die Felsen entlang dieser Küste sind extrem alt: Viele wurden vor bis zu 1’800 Millionen Jahren gebildet.
Der Torndirrup Nationalpark erstreckt sich über fast viertausend Hektar und beherbergt die berühmten Felsformationen The Gap und Natural Bridge sowie die Blowholes, die sich in Tausenden von Jahren gebildet haben.
Auf dem Rückweg von Albany’s Whaling Station wollte ich mir diese Sehenswürdigkeiten ansehen. Als ich beim Parkplatz zu den Blowholes anhielt, war der blaue Himmel wieder verschwunden und hat dramatischen dunkelgrünen Wolken Platz gemacht. Also gerade das richtige Wetter, um die Blowholes in Aktion zu sehen und zu hören. Der Weg führt zuerst durch die Büsche, dann entlang des nackten Felsen zu mehreren der Blowholes. Weit unterhalb der immer steiler werdenden Felsen hört man die Wellen am Gestein brechen. Und oben hört man dann die durch die Vertiefungen gedrückte Luft und etwas Gischt durch die Blowholes sausen. Das tönt fast wie der Atem eine gigantischen Wals, der gerade Luft holt. Nur ist die Walsaison schon vorbei!
An dieser Küste sterben auch heutzutage jedes Jahr Menschen. Sie scheint Lebensmüde wie magisch anzuziehen. An der Strasse durch den Nationalpark und auch in Albany stehen viele Schilder von Organisationen, welche Hilfe bei Problemen anbieten. Aber auch ohne solche Gedanken sind die Felsen gefährlich: Es können Überlagerungen von Wellen entstehen, sogenannte Freak Waves, welche einem ganz schnell über die steilen Felsen in die tödliche Brandung waschen. Von einer glücklichen Rettung durch die Mannschaft der Cheynes IV (siehe Blogpost über Albany’s Whaling Station) berichtet ein Schild bei The Gap.
Aber auch die Aborigines haben in ihren Traumgeschichten die Gefährlichkeit der Küste bedacht.
Torgadirrup Dreaming
Die Mirnang sind Nachfahren einer alten Kultur, in der das Geschichtenerzählen wichtige Kenntnisse, Werte und Überzeugungen vermittelt. Traumgeschichten wie die hier erzählte wurden über Generationen von Aborigines weitergegeben. Diese Geschichten erklären, wie die Lebensweisheiten der Ahnen an ihre Nachkommen weitergegeben wurden und bestätigen die tiefe spirituelle Verbindung, die diese Volk mit dem Land und Meer verbindet.
„Zwei Mirnang-Brüder hatten ihre Differenzen und stritten sich um eine junge Frau. Die Ältesten hatten es satt, dass die Brüder sich stritten und schickten sie an einen Ort in der Nähe von The Gap. Sie stellten sich auf eine Seite von The Gap und eine auf die andere Seite. Eine Bruder war gut im Werfen von Speeren, während der andere gut im Werfen von Bumerangs war. Als der erste Bruder einen Bumerang warf, warf der zweite seinen Speer. Der erste Bruder wurde vom Speer getroffen. Der andere Bruder wurde vom Bumerang in den Rücken getroffen. Beide Krieger fielen ins Wasser. Der Bruder, der von einem Bumerang in den Rücken getroffen wurde, verwandelte sich in einen Hai. Die Flosse am Hai ist der Bumerang. Der Bruder, der vom Speer getroffen wurde, verwandelte sich in einen Stachelrochen.“
(*) Torndirrup heisst der Sprache der Mimang Torgadirrup
Ich bin also zum nächsten Abzweiger an der Strasse gefahren, um The Gap und Natural Bridge zu besuchen. Seit meinem letzten Besuch vor 6 Jahren hat man auch hier tüchtig in die Infrastruktur investiert und eine beeindruckende Plattform über The Gap gebaut. Diese Skulptur passt perfekt in die Umgebung und ist schon selbst eine kleine Sehenswürdigkeit.
Das mulmige Gefühl, dann fast 40m über der brodelnden und fauchenden See zu stehen, musste ich zuerst überwinden. Dann aber faszinieren die weissen Brecher, welche in den Spalt (The Gap) reindrücken und brüllen eine Gischt erzeugen, welche weit über den Felsrand hinaus spritzt. Jetzt wusste ich auch, dass mein Campervan (im Hintergrund eines Bildes ersichtlich) eine ganz schöne Salzschicht abbekommen würde.
In solch salzig-feuchten Umgebungen nehme ich meine „richtige“ Kamera jeweils nicht heraus, sondern fotografiere lieber mit dem besser zu reinigenden Smartphone…
Auf dem Weg zu Natural Bridge kann man die Wellen beobachten, welche an die Küste rollen. Natural Bridge ist ein natürliches Brückenwunder, welches des nagende Südpolarmeer noch nicht wieder zerstören konnte.
Wie froh war ich doch, dass ich diese gewaltigen Naturkräfte mit etwas Sonnenschein geniessen durfte. Durch die Gischt ziemlich gut eingesalzt machte ich mich auf den Weg zum Caravan Park, welcher mitten in Albany mein Zuhause für die nächsten 5 Nächte sein wird.
1 Kommentar zu „Die Gewalt der Wellen des Südpolarmeers im Torndirrup NP erleben“