Ein Gewittertief dreht seit Sonntag Nachmittag seine Runden über der Adria. Bis Mittwoch bestimmen gewittriger Regen (mit Blitz und Donner) und recht kühle Temperaturen das Wetter. Da muss man halt die Klimaanlage im Haus in den Heizmodus stellen und sich die Zeit mit Lesen, Fernsehen und Blogschreiben vertreiben.
Heute Mittag lockerte sich die Bewölkung jedoch überraschend auf und die Sonne zeigte sich endlich mal wieder.
Ich habe mich daher optimistisch in das 50km entfernte Städtchen Nin aufgemacht und wollte auf dem Hinweg auch noch den Badeort Zaton begutachten. Dort beherrschen allerdings Resorts die schönere Küstenlinie, welche nur Gästen den Zutritt zum Gelände lassen.
Das Städtchen Nin (etwa 4500 Einwohner) ist bekannt durch seine salzhaltige Luft sowie den Heilschlamm, der für Rheuma-Therapien eingesetzt wird. Er ist romantisch abgeschieden und eigentlich ein guter Ausgangspunkt für die Erkundung von Nord-Dalmatien, ohne dass man in der Stadt Zadar wohnen muss.
Nin war bereits von den Römern bewohnt, die unzähligen Gräber der Liburner machen den Archäologen eine grosse Freude. 1400 haben die Bewohner einen Graben um die Stadtmauern gezogen, um den Angriffen der Türken etwas entgegenzusetzen. So wurde die Stadt zur Insel.
Kurz vor Nin steht eine kleine turmartige Kirche auf einem Hügel. Die Kapelle SV Nikolaj aus dem 11. Jh. Wurde auf einem Hünengrab errichtet, der kleine Turm diente als Beobachtungsposten während den Kriegen gegen die Türken.
Wenn man dann mit dem Auto in Nin ankommt, fallen einem zuerst die massiven Bauarbeiten an den Brücken zur Altstadtinsel auf. Diese erinnern an die verheerende Überschwemmung vom 11.09.2017. Damals war der Fluss Miljašić Jaruga, der bei Nin ins Meer mündet, nach starken Regenfällen über die Ufer getreten und hat grosse Schäden an den historischen Bauten und in Privathäusern verursacht.
Auch die beiden berühmten Strände Ždrijac und Kraljevica vor der Lagune zeigen auch heute noch das Ausmass dieser Naturkatastrophe. Der Sandstrand ist auch heute, trotz künstlicher Aufschüttung nur noch ein kleinerer Teil dessen, was er einmal war.
Auch die beiden Brücken konnten den Wassermassen nicht stand halten. Die südliche Brücke brach an der Seite zur Altstadt zusammen, die östliche Brücke wurde komplett zerstört. Alle Kabel und Leitungen gingen dabei zu Bruch. Die Restaurierung der Brücken ist jedoch anspruchsvoll, denn sie stehen beide auf einer dicken, instabilen Schlammschicht. Die Unterbrechung der südlichen Brücke wurde 2018 restauriert, jedoch ist sie auch jetzt noch eine Baustelle. Während der ganzen Bauzeit ermöglicht auch jetzt noch ein Fussgängersteg den Zugang zur Stadt. Die andere Brücke wird gerade jetzt komplett neu aufgebaut, man sieht schon erst Brückenbögen, die im Trockenen vorbereitet werden.
Soweit ich das überblicken konnte, ist die Saline (noch) nicht wieder aufgebaut worden. Das untenstehende Bild der Toursmusbehörde von Zaton zeigt, wie die Lagune früher aus der Luft ausgesehen hat.
Über die Fussgängerbrücke kommt man links durch das Stadttor auf dem Hauptweg schon zu den Hautattraktionen: Die Pfarrkirche St. Anselmo mit ihrer angeschlossenen Schatzkammer, das archäologische Museum und ein römisches Ausgrabungsfeld.
Etwa 250m rechts steht man dann unvermittelt vor der kleinsten Kathedrale der Welt, Sv. Kriz (Heilig-Kreuz). Dieser Bau aus dem 9. Jh. diente dem Bischof von Nin als bischöfliche Kirche und stand daher mit allen anderen Kathedralen der Welt auf einer Stufe. Ist das nicht genial?
Der Rest der Stadt ist nicht wirklich spektakulär, finde ich. Die Salinen und den Strand habe ich nicht besucht. Die Luft dampfte tropisch im Sonnenschein, weshalb ich keine Lust zu längeren Spaziergängen hatte.
Ich wollte mir mal die Strände rund um Nin anschauen, wurde aber irgendwie nicht recht fündig. Daher beschloss ich, über Nebenstrassen (Posedarje, entlang des „Novigradschen Meeres“, Novigrad) in mein Fischerdörfchen zu fahren. Dort konnte ich, vor den nächsten Gewitterwolken, nochmals die Wärme der Frühlingssonne geniessen.