Rund um die Caldera Blanca

Die Wetterprognose versprach für heute fast Windstille und Wolken (nachmittags eventuell sogar ein paar Regentropfen) bei angenehmen 19° Temperatur.

Als ich heute Morgen auf der Terrasse stand, das kühlere Wetter und die paar Wolken am Himmel beobachtete, stellte ich fest, dass dies das ideale Wetter für eine Wanderung entlang eines hohen und exponierten Vulkankraters war. So eine Herausforderung würde ich nicht bei Wind annehmen wollen, da mir schon bei perfekten Wetterbedingungen steile und hohe Abhänge und Grate nicht gerade behagen.

Das heutige Ziel war demnach die Caldera Blanca: Mit ihren weissen Kalkkrusten hebt sie sich deutlich von den schwarz, rot und ocker gefärbten Feuerbergen ab. Der rund 3’000 Jahre alte Krater ist mit einem Durchmesser von fast einem Kilometer einer der grössten seiner Art auf Lanzarote. Die Wanderung führt rund um die Caldera auf dem einigermassen breiten Kraterrand entlang und erlaubt natürlich beeindruckende Ausblicke in den Kessel und die umliegende Vulkanlandschaft.

Für den Auf-und Abstieg (über 350m Höhendifferenz) sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich… Bei starkem Wind definitiv nicht zu empfehlen.

Bei der Fahrt mit dem Auto nach Mancha Blanca durch den Timanfaya Nationalpark stauten sich schon die Autos in einer langen Kolonne am Parkeingang bis auf die Strasse! Aber mein Ziel lag ja etwas weiter.

Ich konnte auf dem Wanderparkplatz (kurz vor dem westlichen Ortsrand von Mancha Blanca bei einer Infotafel in einen Feldweg einbiegen) einen der letzten Parkplätze ergattern. 10:00 bis 10:30 scheint eine beliebte Startzeit bei Wanderern zu sein!

Neben einer Infotafel beginnt ein Schlackenpfad, der durch die zerklüftete Vulkanlandschaft kurvig zur Montañeta Caldereta führt. Der Anblick dieser Lavafelder ist man sich ja schon gewohnt. Der Pfad läuft dann nun ein Stück den Hang des Kraters der Montañeta Caldereta entlang. Die brockige Lava (aus den 1730er Jahren) floss bis an den Berg (rund 3’000 Jahre alt) heran, hat jedoch einen begehbaren Streifen frei gelassen. Die Montañeta Caldereta ist auf einer Seite offen, und man kann in den Krater hineinschauen.

Nun läuft der Pfad die Flanke des Kraters hinauf und erreicht nach ersten 20 Höhenmeter die Höhe des schwarzen Lavaflusses, welcher wie ein Gletscher (nur etwas heisser) zwischen den beiden Vulkanbergen durchfloss. Der Weg führt nun rechts durch diesen schmalen Lavafluss hinüber zur Caldera Blanca. Nach etwa 40m am Fuss der Caldera Blanca wende ich mich nach rechts, denn dort beginnt ein Pfad, der stetig und deutlich sichtbar schräg zum Rand der Caldera hinaufläuft. Vom Kraterrand habe ich einen eindrucksvollen Blick in den imposanten Kessel der Caldera und befinde mich schon ganz schön hoch über dem Lavameer.

Auch der Gipfel ist nun auf der anderen Seite, deutlich höher als hier, sichtbar und ich beginne etwas an mir zu zweifeln, ob ich diesen doch recht schmalen und steilen Aufstieg auf mich nehmen möchte. Die Menschen auf dem Gipfel wirken winzig, der Aufstieg und die Krater Wände sind steil. Ich bin mutig, starte meinen Weg im Uhrzeigersinn rund um den Vulkanteichter und erreiche etwas zittrig die trigonometrische Säule der Caldera Blanca auf 458m. Von dem Aussichtsgipfel bietet sich ein grandioser Rundblick: Im Süden türmen sich die Feuerberge, gegen Osten liegen die Dörfer Mancha Blanca und Tinajo, im Nordosten bricht vom Risco de Famara das Land schroff zum Meer ab.

Inzwischen sind die Wolken aber dicht und dunkelgrau geworden, was die Aussicht etwas trübt. Nach ein paar Fotos, ein paar grossen Schlucken aus der Wasserflasche und einer Banane gehe ich weiter und steig auf dem nach Westen abfallenden Kraterrand ab. Das geht irgendwie deutlich entspannter als der Aufstieg und ich kann die Szenerie etwas besser geniessen. Mir fällt die Ruhe auf, kleinste Geräusche sind in der Stille klar wahrzunehmen. Aus dem Grund des Krater ist das Blöken der Schafe zu vernehmen. Sie sind ganz winzig zu erkennen. Die haben aber einen exklusiven und geschützten Weidegrund!

Links könnte man nun über einen Sattel zum Nebenkrater Risco Quebrado gehen. Der Weg geht jedoch weiter auf dem Kraterrand. Vor der niedrigsten Stelle des Randes darf man die Abzweigung zum Hirtensteig nicht verpassen, der nun, gut sichtbar, aussen an der Westseite bis an den Fuss der Caldera führt. Ich habe den Abzweiger beim Steinmännchen verpasst und durfte über die steile und felsige Flanke zum Pfad im Zickzack absteigen. Der Hirtenpfad ist ziemlich rutschig (loser Sand und Steine) und steil; das geht richtig in die Beinmuskulatur! Am Fuss der Caldera Blanca begrüssen mich mehrere Ziegen mit ihrem Gemecker und zwei grosse Vögel flüchten mit lautem Gezeter. Die Schafe und Ziegen freuen sich über das frische Grün, welches auf vielen Flächen spriesst.

Ab hier geht’s weiter auf einer autotauglichen Schotter/Sandpiste, welche der Caldera entlang führt und beim Lavafluss endet, den ich auf dem Hinweg ein Stück weiter oben gequert hatte. Jetzt kann sich die Beinmuskulatur wieder etwas entspannen!

Der Weg geht nun durch das schwarze Lavameer zurück zur Montañeta Caldereta. Beim Zugang zum Kraterkessel führt die Wanderung wieder auf den vom Hinweg bekannten Pfad zurück zum Wandererparkplatz bei Mancha Blanca. Unter den dicken Wolken ist es deutlich kühler geworden und ein frischer Wind bringt sogar einzelne Regentropfen. Der Weg zum Parkplatz kommt mir deutlich länger vor als auf dem Hinweg. Die Kurven und das Auf und Ab auf dem groben Schotter wollen nicht enden.

Beim Auto wechsle ich die verschwitzten Sachen und freue mich über die am Morgen vorbereiteten Sandwiches sowie die Wärme der trockenen Windweste. Mein Tracklogger zeigt mir an, dass ich für die 10.2km 3.25h benötigt habe (Bewegungszeit 2h35′ bei 3.9km durchschnittlicher Bewegungsgeschwindigkeit).

Im Bungalow angekommen, reisst wieder einmal gerade über Playa Blanca die Wolkendecke etwas auf und ich kann auf der Terrasse bei einem Becher Kaffee und einem süssen Stück aus der Supermarktbäckerei noch für 2 Stunden die Wärme der Sonne geniessen.

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