Nach einem Freitag am Strand folgt am Samstag natürlich wieder ein Ausflugstag.
Im Inselnorden soll das Hangtal von Guinate zu den schönsten Tälern der Insel gehören. Dort führt eine Rundwanderung zuerst das grüne Tal hinauf auf den Kliffrand des Risco de Famara. Dann folgt man diesem ein Stück zurück wieder bis zum Talgrund. In der Höhe ergeben sich fantastische Ausblicke auf die Nachbarinsel La Graciosa und die Küste entlang des Kliffs.
Das wollte ich erleben. Also machte ich mich auf in den Inselnorden! Die Route über die Schnellstrasse entlang der Küste kenne ich ja schon. Allerdings wäre ich beinahe umgekehrt, denn an der Südostküste herrschte strahlender Sonnenschein, aber in den Vulkanbergen stauten sich dicke, dunkelgraue Wolken. Ich folgte jedoch weiter den Ansagen des Navis und wälzte die Alternativen einer Umkehr nur im Kopf. Doch dann hatte ich Wetterglück: Kurz vor Guinate hörten die Wolken auf (respektive begannen sich erst hinter Guinate zu stauen), sodass das anvisierte Tal und das Kliff perfekt im Sonnenschein lagen. Den kühlen Nordostwind konnte man aber nicht ignorieren.
In Guinate nimmt man mit dem Auto die linke Sackgasse und parkt das Auto bei der kleinen Kirche, beim Ende der befestigten Strasse oder auch etwas weiter bei einem breiten Wendekreis an der folgenden Piste.
Vom Parkplatz am Rand des Weilers Guinate wandere ich nun auf der Schotterpiste ins Tal hinein. Das schöne Hochtal wird von zwei Bergrücken umrahmt. Ich bleibe immer auf dem Hauptweg.
Die Talflanken sind bis zuoberst terrassiert, doch die meisten Felder liegen brach, wilde Pflanzen haben von ihnen Besitz ergriffen. Es grünt wie wild und die Wiesen sind voll bunter Blumen. Mehrere kleine Parzellen sind eingezäunt; von drinnen hört man das Meckern von Ziegen odder das Gackern von Hühnern. Die in den Parzellen angebauten Pflanzen kann ich hinter dem Windschutz nicht erkennen. Hunde melden ihren Kollegen in den anderen Parzellen, dass hier ein Wanderer vorbeigeht. Das Gebelle und die Antworten hallen durch das Tal. Der Weg steigt nun sanft an. Fast schon am Ende des Tals, 50m vor der Linkskurve des Wegs geht ein rechts steil die Talflanke hinaufführender Pfad ab. Es geht darauf sehr steil zum Kliffrand hinauf.
Nach wenigen Minuten erreiche ich einen ersten Aussichtpunkt mit einem in das Kliff eingebauten Aussichtsbalkon. Man überblickt von hier die Bucht von Famara. Eine erste Gelegenheit, sich über die Steilheit des Geländes Gedanken zu machen…
Doch das ist erst der Anfang! Von hier folgt man den Pfand links entlang einer Hangmauer und erreicht bald die Abbruchkante des Famara Kliffs. Dieses ist hier fast 500m hoch und fällt fast senkrech zum Meer ab. Der Ausblick auf auf Lanzarotes kleine Schwesterinsel La Graciosa ist einfach phänomenal.
Die Höhe macht schon etwas schwindlig und gegen das Tal fällt das Kliff auch recht steil ab. Aber nun es wird etwas flacher, man kann den Abstand zum Abgrund selber bestimmen und nach etwa 15 Minuten hat man den perfekten Blick auf die Salinen von El Río und die einsame Playa del Risco am Fuss des Kliffs.
Entlang des felsigen Kliffrandes geht es nun stetig wieder runter ins Tal von Guinate. Auch hier ergeben sich immer wieder tolle Ausblicke. Bei einem alten Häuschen mit einer Zisterne bin ich dann doch zufrieden mit mir, den teils steinigen Pfad in den Talgrund gemeistert zu haben. Hier führt nun ein gerader Feldweg zur Talmitte. Nochmals bestaune ich die vielen bunten Blumen auf den Feldern und das satte Grün.
Auf dem vom Hinweg bekannten Schotterweg geht es dann das letzte Wegstück wieder zurück zum Auto.
Dieser kurze, aber Spektakuläre Rundweg ist 4.3km lang mit jeweils 170m Auf- und Abstieg. Ich habe ihn in 1.5 Stunden (inklusive Fotostopps) erwandert. Gute Schuhe und etwas Schwindelfreiheit sind zu empfehlen…
Auf dem Rückweg in den Inselsüden durch das geschäftige (Markttag) und palmenbesetzte Haría, über die kurvenreiche Passtrasse (Ausblick bei Los Hervideros) nach Teguise und durch das Weinanbaugebiet bei La Geria kann man die Schönheiten der Insel nochmals in vollen Zügen geniessen.