Heute bin ich noch im Dunkeln aufgestanden, um nach dem Frühstück und dem täglichen Abwasch zeitig nach Orsola aufzubrechen. Die 70km lange Fahrt ganz in den Norden von Lanzarote dauert gut eine Stunde. Um 10 Uhr war ich dort, und wurde akkurat einem der vielen Gratisparkplätze im Dorf zugewiesen. Das ist sehr gut organisiert! Zwei Fährgesellschaften bieten abwechslungsweise alle halbe Stunde den Transfer nach Caleta del Sebo auf La Graciosa an. Ich nahm den Biosfera Express um 10:30, dessen sonniges Oberdeck sich schnell füllte.
In Caleta del Sebo kann man zu Fuss starten, sich ein Mountainbike ausleihen oder ein 4×4 Taxi (an einen der berühmten Strände) nehmen. Es gibt auf der Insel nur Pisten und Wanderwege. Auch der Ort hat nur Sandpisten… Ich habe mich zu einer Wanderung rund um die Südküste entschieden.
Vom Hafen von Caleta del Sebo gehe ich daher entlang der Mole an zwei Lokalen und der kleinen Inselbäckerei vorbei zum idyllischen Dorfstrand und weiter durch den Ort nach Süden. Am Ortsrand beginnt die Bahía del Lado: An der dieser weiten Bucht befindet sich ein Gratis-Zeltplatz. Es ist kaum etwas los. Genial! Sehr idyllisch.
Der Weg ist einfach zu finden: Immer in Richtung auf die Montaña Amarilla im Südwesten der Insel zu. Ich gehe entlang einer Flachwasserlagune (es ist schon fast Niedrigwasser) und kleinen Sanddünen mit Bewuchs. An der Südküste angekommen könnte die Playa Francesa zu einem Bad einladen. Die sichelförmige Bucht mit goldgelbem Sand wird von steinigen Abschnitten in mehrere Strandabschnitte unterbrochen. Entweder hat der Sturm viel Sand weggewaschen, oder ich habe mir in der Fantasie ein etwas zu schönes Bild gemalt: Ich war von der Bucht etwas enttäuscht.
Daher nahm ich den Pfad entlang der Küste hinüber zur Playa de la Cocina, ohne am Strand zu rasten. Auf der Anhöhe vor der Bucht nahm ich mir dann Zeit für eine Rast im Windschatten einer Steinmauer. Die am Morgen selbst hergestellten Sandwiches schmecken auch dann hervorragend, wenn nicht an der fabelhaften Playa Francesca genossen.
Der kaum 50m lange Strand der Playa de la Cocina lag rechts unterhalb meines Rastplatzes. Sie lehnt sich an die Südwand der Montaña Amarilla und gibt einen sehr gut geschützten Badeplatz ab. Die ockergelb eingefärbte Südwand oberhalb der Bucht gab dem „Gelben Berg“ seinen Namen.
Einige Leute gingen vom Strand entlang der Wasserlinie auf den Felsen weiter. Ich nahm jedoch den Pfad entlang der Ostflanke des Berges hinauf zu einer Gabelung auf den Sattel (80m). Hier hat man das erste Mal einen guten Blick auf die andere Seite der Insel: Auf die Nachbarinseln Montaña Clara und Alegranza. Vorher dominierte der Blick auf das imposante Famara-Kliff und die weit geschwungene Playa de Famara, hinter der man Feuerberge erahnen kann.
Links würde ein Pfad zum breiten Kraterrand (174m) hinauf gehen. Darauf habe ich verzichtet, denn der Wind blies inzwischen doch recht kühl. Vom Sattel nehme ich nun den Pfad in nördlicher Richtung, der auf die Küste zuhält. Einfach immer in Richtung des vorgelagerten felsigen Klotzes der Montaña Clara gehen, wenn man mal die wenigen Steinhäufchen als Wegweiser nicht findet. Die Landschaft ist faszinierend. Man läuft auf der Hochebene über abertausende Schneckenhäuschen. Diese müssen vom Meer auf die Hochebene gewindet worden sein: Ich kann mir kaum vorstellen, wie das möglich ist.
An der Küste (Caleta del Burro) nehme ich nicht den ersten Querweg zurück nach Caleta del Sebo (Abkürzung) sondern die Piste entlang des Westhanges der Montaña del Mojón. Der Gegenwind ist recht unangenehm und ich bin wieder einmal froh um meine Windweste. Vor dem nächsten Vulkan schwenkt der Weg inseleinwärts und mündet dann bei einer Kreuzung mit Wegweisern auf eine weitere Piste (die Hauptstrasse!) ein. Der breite und von einigen Fahradfahrern und Taxis befahrene Fahrweg führt zurück nach Caleta del Sebo.
Diese gut 12km und 3.5h (mit Pause) lange Wanderung hat wegen der abwechselnden Szenerie und der grandiosen Landschaft sehr viel Spass gemacht.
Auf der Rückfahrt mit der Fähre hat das Schiff zwischendurch ganz schön geschaukelt, obwohl der Kapitän die Route nahe der Küste im Windschatten des Famara Kliffs genommen hat. Der Wind hatte aufgefrischt, so wie ich das schon auf der Wanderung gut gefühlt hatte. Wie stampft denn das Schiff, wenn der Wind noch etwas mehr bläst, so wie das oft vorkommt?
Beim nächsten Besuch von La Graciosa werde ich mir ein Fahrrad mieten und den Nordwesten mit der karibisch anmutenden Playa de las Conchas besuchen.