Nachdem ich Locmariaquer besucht hatte, musste ich auf jeden Fall noch die weltberühmten Steinreihen von Carnac besuchen.
Die Steinreihen von Carnac (Les Alignements de Carnac) können von Oktober bis März frei besichtigt werden. Von April bis September kann man die Stätten nur noch mit kostenpflichtige Führungen mit anschliessendem Referat betreten, um die Schäden durch die Besuchermassen an Natur und Steinen kleiner zu halten. Man kann sie aber weiterhin von aussen betrachten. Das bedeutet aber auch, dass man entlang der Strasse auf einem schmalen Pfad gehen muss. Das könnte man besser lösen, finde ich. Die Anlagen von Ménec und Kermario besitzen Parkplätze. Mein Reiseführer empfahl Kermario als besseren Startpunkt, was ich bestätigen kann. Der Parkplatz ist weniger überlaufen und es hat die grösseren und eindrücklicheren Menhire in diesem Feld. Etwas weiter Richtung Osten gibt es auch noch den Turm einer Mühle, der etwas Übersicht gibt. Da es heiss war, und der Pfad entlang der Strasse nicht gerade lockte, habe ich diesen Weg nicht auf mich genommen. Ist es nicht gerade (so wie heute) knapp 30° heiss, kann man die 4km lange Anlage am besten mit einer Wanderung ab erkunden; 10km rundherum sind ja gut machbar.
Beim sehr gut genutzten Parkplatz von Ménec steht die Maison des Mégalithes, einer Informationsstelle zur Anlage. Je nach Lust und Laune kann man sich hier informieren. Ich habe nach dem Besuch von Kermario tatsächlich auch noch einen freien Parkplatz in Ménec gefunden.
Die 7000 Jahre alten Steinreihen von Carnac sind als Zeugnis der europäischen Vorgeschichte in der ganzen Welt bekannt. Das Besondere an den Megalithen von Carnac ist ihre unglaubliche Anordnung in gleichmäßig angelegten Reihen. Es ist der weltweit grösste megalithischen Komplex dieser Art. Allein die beiden wichtigsten Stätten, Ménec und Kermario, zählen etwa 3000 Menhire. Die Steinreihen ziehen sich über fast 4 Kilometer.
Das ursprüngliche Ausmaß betrug vermutlich 8 km, und die Anlage schloss auch die Monumente von Le Petit Menec, St.-Barbe und Kerzerho ein. Die Reihen erstreckten sich damit von Crac’h Ria bis Plouharnel. Die Megalithanlagen wurden in der Jungsteinzeit (ab ca. 4500 v. Chr.) erbaut und bis in die Bronzezeit (ca. 2300 v. Chr.) genutzt.
Les Alignements de Carnac
Es gibt drei verschiedene Menhirfelder:
Kermario: Der Komplex liegt östlich der Stadt und ist der meistbesuchte, da er die beeindruckendsten Monolithe besitzt – einige sind mehr als drei Meter hoch. Er zählt 1029 Menhire in 10 Reihen. Man kann einen guten Überblick von der alten Mühle aus geniessen. Unweit von Kermario, am Ende eines Pfades, kann man den Quadrilatère du Manio, ein Viereck aus Granitblöcken von etwa einem Meter Höhe, entdecken. Alten Beschreibungen nach umgrenzten sie einen Grabhügel, also ein Einzelgrab. Gleich daneben erhebt sich der „Riese von Manio“, mit sechs Metern Höhe der grösste der Menhire von Carnac. Bei Kermario sind die Reste des Steinkreises am West-Ende auf Luftbildern noch zu erkennen. Die Steinreihe ändert dreimal ihre Richtung.
Ménec: Mer Komplex im Westen von Carnac besteht aus 1050 Steinen, die in 11 Reihen aufgestellt wurden. Das berühmteste der Menhirfelder erstreckt sich über eine Länge von einem Kilometer. Den Anfang bildet ein Cromlech aus 71 Steinblöcken. Ménec hat Steinkreise an beiden Enden (90 und 110 m Durchmesser). Die Steinreihe ändert einmal die Ausrichtung, was manche Forscher als Hinweis auf einen Bau in zwei Phasen ansehen.
Kerlescan: Das kleinste, aber auch das besterhaltene Steinfeld besteht aus 555 Steinen in 13 Reihen. Ein Cromlech (Steinkreis) aus 39 Menhiren liegt am westlichen Ende des Feldes, im Osten gab es anscheinend keinen. Ein Teil der Megalithen lag bereits als Blöcke vor, viele der kleineren wurden aus dem anstehenden Fels gebrochen.
Die Anlagen haben einen grossen Teil ihres Geheimnisses über tausende Jahre bewahrt und beeindrucken auch heute noch sehr.
Allerdings gibt es zum Beispiel auch in Erdeven das wuchtige, aber feine Alignement de Kerzerho, welches ich am Ende meines Ausflugs auch noch fotografisch festgehalten habe. Mehr als 1000 zum Teil bis 6m hohe Menhire ziehen sich tief in die Landschafts hinein. Nur ein kleiner Teil ist begehbar, der Rest verliert sich im wilden Gestrüpp.
So viele Steine! Hatte mir nicht vorstellen können, dass dass diese steinzeitlichen Installationen solch gigantische Ausmasse besitzen. Kein Wunder, strahlte diese einzigartige Kulturleistung bis weit nach Westeuropa aus.
Aber es wurde um die Mittagszeit sehr heiss; ich bekam Hunger und Lust auf etwas Küstenwind. Auf zur Côte Sauvage!