Sóller – Tal des Goldes

Den warmen und sehr sonnigen Montag habe ich für einen Strandbesuch verwendet. Da wollte ich das kühlere und windigere, aber sonnige Wetter von heute Dienstag nutzen, um einen weiteren Ausflug in das Tramuntana Gebirge zu unternehmen. Ausgangspunkt sollte Sóller werden, welches ich von Muro über die Autobahn Richtung Palma in Angriff nahm.

Sóller wurde von den Mauren Sulliar genannt, im Tal des Goldes. Das flüssige Gold stammte aus den Olivenhainen, die Sóller damals umgaben. Ein Schädling zerstörte ab 1860 jedoch die Olivenplantagen und die Bauern mussten deswegen grösstenteils auswandern. Ziel war jedoch nicht Frankreich, sondern Lateinamerika; Kuba, Puerto Rico oder Venezuela. Ein „Tal des Goldes“ ist die Gegend um Sóller mit seinen enormen Gärten und Orangenplantagen jedoch wieder geworden.

Andere Quellen leiten den Namen Sóller vom arabischen Wort für Muschel ab: Inseleinwärts abgetrennt durch vier Tausender-Gipfel des Tramuntanagebietes, liegt Sóller wie die Schale einer Muschel am Meeresrand.

Die Rückkehrer aus dem Exil und aus dem Europa des 20. Jahrhunderts prägten den Baustil des heutigen Sóller, was es deshalb so attraktiv für den Tourismus macht. Neben Palma ist Sóller die zweitwichtigste Stätte des Modernisme auf der Insel Mallorca.

1912 schufen die Einwohner mit der berühmten Eisenbahn „Roter Blitz“, dem sogenannten Orangenexpress, ein weiteres, heute nur noch touristisches Highlight. Die Bahn schuf einen vergleichsweise schnellen und bequemen Landweg nach Palma. Somit war nach langer Zeit das Nadelöhr nach aussen, nämlich der Hafen von Port de Sóller, abgeschafft. Das Empfangsgebäude des Bahnhofs gilt übrigens als das älteste der Welt: Es wurde gar nicht für die Eisenbahn, sondern im 17. Jahrhundert als Villa errichtet und erst später zum Empfangsgebäude umgenutzt. Von dort fährt auch die historische elektrische Strassenbahn weiter zum Hafen Port de Sóller. Wie die Bahnlinie wurde auch die Strassenbahn von der deutschen Firma Siemens gebaut.

Es lohnt sich, durch die Stadt zu schlendern und die gemütliche Atmosphäre zu geniessen. Wenn die Strassenbahn in den Gassen bimmelt, fühlt man sich tatsächlich weit in das letzte Jahrhundert zurückgesetzt.

Nach dem Besuch von Sóller habe ich natürlich den Abstecher nach Port de Sóller gemacht. Die Badia de Sóller bietet den einzigen geschützten Hafen der Nordwestküste der Insel Mallorca zwischen Port d’Andratx und Port de Pollença. So konnte sich Sóller zum Hauptort dieser Region in der Serra de Tramuntana entwickeln. Seit 1913 findet die Strassenbahn in der Bucht ihre Endstation. Seit 2007 kann der restliche Verkehr den Ort durch den Túnel de sa Mola etwas direkter erreichen.

Der Hafen hatte bis zum Bau der Bahnlinie eine sehr wichtige Funktion: Die bedeutenden, landwirtschaftlichen Produkte der ganzen Region wurden über den Hafen von Sóller bis nach Frankreich und auf das spanische Festland verschifft.

Ich nutzte die letzte Sonnenstunde des Tages für einen hervorragenden Lunch in einem der zahlreichen Restaurants und genoss nicht nur den warmen Sonnenschein sondern auch den perfekten Blick von der leicht erhöhten Lage des Restaurants über die Bucht und die vielen vertäuten Boote.

Während eines kleinen Verdauungsspaziergangs zur Kapelle Santa Caterina (jetzt: Museu de la Mar, heute geschlossen) und zum Ausblick auf die Meerseite verschwand die Sonne hinter den Wolken und ich machte mich auf den Weg zum im Parkhaus abgestellten Auto.

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