Rund um die Caldera Colorada

Auf der Fahrt auf der LZ-56 beeindruckt die enorme Ausdehnung des Lavameeres, das sich weit in die Ferne ausbreitet, begrenzt es von einem Horizont voller Kegel und Krater. Deren grosse Anzahl weist auf das Ausmass der Explosionen hin, die sich in ihnen ereigneten. Trotz der grossen Menge vulkanischen Materials, das ausgespien wurde, gibt es keinen Vulkan, der die anderen in seinen Dimensionen überragt. Die Profile der Vulkane folgen einander in einer geordneter Formation in einer eindeutigen Ausrichtung von NNO-SSW, über die sich die vulkanische Aktivität verteilte.

Die Caldera Colorada (oder Montaña Colorada), die ich gleich auf einem knapp 4km langen Pfad umrunden werde, liegt im Nordosten dieser etwa 14km langen Bruchlinie. Der zentrale Bereich des Massivs der Montañas del Fuego und das Gebiet rund um den Vulkan Pico Partido (siehe Foto) sind die Orte, an denen die Ausbrüche von Timanfaya (1730-1736) am heftigsten waren. Im Zentrum des heute Timanfaya genannten Gebietes spürt man noch immer Spuren der vulkanischen Aktivität, obwohl die Ausbrüche längst vorbei sind. Diese thermischen Anomalien an vereinzelten Orten des Timanfaya-Gebietes sind nicht nur ein spektakuläres Erlebnis für die Besucher des Nationalparks, sondern auch eine anhaltende Erinnerung an die vulkanische Natur von Lanzarote. Die intensivsten thermischen Anomalien werden übrigens in der Gegend des lslote de Hilario verzeichnet, wo die Temperaturen an der Oberfläche bis zu 250 Grad Celsius erreichen und in der Tiefe um die 600 Grad.

Die Montaña Colorada war der letzte aktive Vulkan der Ausbrüche von Timanfaya und steht ausserhalb des gleichnamigen Nationalparks im Naturpark der Vulkane. Er kann daher ohne Begleitung eines Rangers selbständig umrundet werden. 
Der Weg rund um die Montaña Colorada mit 15 Hinweistafeln bestückt, welche auf die Besonderheiten und Geschichte der Caldera und ihrer weiteren Umgebung hinweisen. 

Zuerst geht der Weg Richtung Montaña Negra, welche schon vor mehreren tausend Jahren entstanden ist. Man sieht den Bergen nicht an, ob sie alt oder jung sind, denn die Erosion ist gering und viele Flanken wurden von nachfolgenden Eruptionen anderer Vulkane wieder mit frischem Lava-Material bedeckt. Typisch für alle diese Vulkane ist, dass sie nur jeweils wenige Monate aktiv waren und so alle eine ähnliche Form und Grösse erhalten haben. 

Die Lavafelder am Wegrand der ersten Etappe der Umrundung sind mit so vielen Flechten bedeckt, dass man kaum mehr die Farbe des Materials erkennen kann. Auf der windzugewandten Seite, wo der feuchte Passatwind auf den Vulkankegel auftrifft, können die Flechten gut gedeihen. Auf der windabgewandten Seite sieht man dann wieder das nackte Lava-Gestein. Immer wieder erstaunen einem grüne Pflanzen, welche es schaffen, in dieser trockenen und unwirtlichen Landschaft zu überleben.

Auf der Ostseite der Caldera befindet sich dann das Highlight der Tour: Eine etwa 5m hohe vulkanische Bombe, die sich im Flug durch die eigene Rotation fast perfekt oval geformt hat. Sehr beeindruckend.

Das eisenhaltige Gestein des Kegels hinter dieser Lavabombe ist in den knapp 300 Jahren seit dem Ausbruch rostrot oxidiert. Man fühlt sich schon fast wie in Australien, nur hat auf dem „roten Kontinent“ die Oxidation über Millionen Jahre ihre Spuren hinterlassen. Die grünen Büsche bieten zur roten Farbe den perfekten Kontrast. Das hat schon fast eine künstlerische, abstrakte Qualität und erklärt auch den Namen „Colorada“.

Etwas weiter lässt einem ein weiterer Panoramapunkt innehalten und die Szenerie der Zentralregion von Lanzarote mit einem halben Dutzend in Reih und Glied stehenden Vulkankegeln bestaunen. Dazwischen liegen die weiss getünchten Häuser von La Vegueta, Tao und Mozaga.

Auf der Nordseite hat das stillgelegte Bergwerk (Lapillia-Abbau) grosse Narben in den Vulkankegel und das umliegende Malpais gerissen. Das abgebaute Lavagestein diente der Landwirtschaft (u.a. Weinanbau im nahegelegenen La Geria) und dem Hausbau. Hinter dem Bergwerk sieht man dann den Überlauf des Kratersees und den erkalteten Lavastrom, der den Weg den Abhang hinunter in das bis an den Horizont ausgedehnte, zerklüftete Lavameer (genannt „Malpais“, da so stark zerklüftet und kaum begehbar, geschweige denn landwirtschaftlich nutzbar) fand. Im Gegensatz zu andern Lavakegeln (wie z.B. die nahegelegene Caldea de los Cuervos) hat dieser Lavasteom die Flanke der Caldera nicht aufgerissen.

Etwas weiter erreicht man dann wieder den Weg zum Parkplatz. Mit dem Bestaunen der Szenerie, dem Lesen der Hinweistafeln und dem Fotografieren haben die knapp 4km dieses Rundweg 1.5h in Anspruch genommen. Die vielen Eindrücke konnte ich dann eine halbe Autostunde später auf der Sonnenliege am Pool meiner Villa verarbeiten.

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