Wenn man bei dem heute stürmischen Wetter (Böen bis 88km/h) von Dagebüll Richtung Süden der Küste entlang fährt, kann man erahnen, mit welchen Kräften die Natur hier arbeitet. Auf der anderen Seite der Dämme das Weltnaturerbe Wattenmeer mit seinem einzigartigen Ökosystem. Auf der anderen Strassenseite zuerst Salzwiesen und Ackerbauflächen, dann das Naturschutzgebiet Hauke-Haien-Koog. Dort machen abertausende von Zugvögeln im Frühling und im Spätsommer Rast in ihren weiten Wanderungen.
Eine beeindruckende Landschaft: Auf der einen Seite Natur mit einer grösseren Lebensfülle als in einem Urwald. Auf der anderen Seite mit unendlich viel Mühe dem Meer durch Deiche (schon im 17. Jahrhundert) abgerungene Landwirtschaftsflächen.
Auf dem Bild sieht man links vom Deich das Wattenmeer, rechts der Hauke-Haien-Koog. Die Parkplätze laden dazu ein, sich auf dem Deich weg wehen zu lassen oder die Schafe zu zählen.
Die einzigartigen Halligen sind am Horizont zu sehen. Bei so viel Wind muss man schon sehr seefest sein wenn man die Schiffs-Ausflüge (z.B. vom Hafen Schlüttsiel) zu den Halligen wagen möchte.
Halligen sind Marschinseln im Wattenmeer von Nordfriesland. Es sind Festlandüberreste, die nach den grossen Sturmfluten übriggeblieben sind. Die Höfe stehen auf Warften (4-5m hohe Erdhügel), worauf Mensch und Tier einigermassen sicher vor Sturmfluten sind. Wenn das nicht reichen sollte, können wenigstens die Menschen in Notunterkünfte in den oberen Stockwerken der Häuser flüchten. Das umgebende Salzgrasland wird jedoch häufig überflutet und muss dem Meer jeden Frühling erneut abgetrotzt werden.
Haupteinnahmequelle ist heutzutage der Tourismus: Entweder sind die Halligen vom Meer oder von Touris überflutet… Es lohnt sich auf jeden Fall, diese ausserordentliche Lebensweise mal zu erkunden. Eine schöne Wattwanderung oder eine Fahrradtour auf die Hamburger Hallig oder durch die Marschwiesen gehört eigentlich auch dazu. Gegen den Wind zu fahren ist ganz schön anstrengend.
So kann man einen Eindruck gewinnen, warum die Nordfriesen so wortkarg sind. Der typische Gruss „Moin Moin“ wird hier auf „Moin“ abgekürzt. In Hamburg ist die Doppelform des Grusses Standard; hier wird die Verdoppelung des Moins hingegen als zu geschwätzig empfunden.
Die zweite grosse Mandränke, die schwere Sturmflut von 1634, zerstörte die Gegend hier nachhaltig. Viele Dämme konnten nicht mehr repariert werden und die (teilweise künstliche) Küstenlinie veränderte sich ein weiteres Mal grundlegend.
Hier rasten ein paar Enten und Gänse.