Für das Erleben der Schären von Bohuslän habe ich mir dieses Mal viel Zeit reserviert. Nach der Kürzung meines Aufenthalts in Ed um eine Nacht werde ich eine Nacht auf dem Fjällbacka Camping (tolle Lage, sehr moderne und gute Infrastruktur), ganze drei Nächte im First Camp Kungshamn (tolle, grosszügige Lage, etwas in die Jahre gekommene Infrastruktur), eine Nacht im Malö Familjecamping (kleiner Campingplatz mit uralter Infrastruktur) und eine Nacht auf dem Stellplatz des Tjörn Golfclubs (mit Nutzung der Umkleide des Golfplatzes) verbringen. Den Abschluss meiner Reise, vor der Fährüberfahrt nach Frederikshavn verbringe ich vor den Toren Göteborgs, im grossen Liseberg Camping Askim Strand, wo ich schon mal war. Ich habe also mehr als genug Zeit, um auch etwas schlechteres Wetter zu „überstehen“ und nicht gleich alle Pläne über Bord werfen zu müssen, wenn es regnet. Das wird sicher der Fall sein, denn die Wetterlage ist instabil mit recht kühlen Temperaturen, Sturmwarnung(en) und zu erwartenden Niederschlägen. Und der folgende Bericht aus meinem Reisetagebuch wird ganz schön lang (aber hoffentlich nicht langweilig) werden.
Naturvielfalt im Naturreservat Veddö
Am Mittwoch habe ich auf der Fahrt von Tanumshede nach Fjällbacka nochmals das Naturreservat Veddö besucht, da es mir das letzte Mal sehr gut gefallen hat. Vor dem Start genehmige ich eine kleine Stärkung, denn es ist nach dem Besuch der Felsritzungen schon nach 12 Uhr.
Die nur 3.2km lange Runde begehe ich dieses Mal im Gegenuhrzeigersinn vom Parkplatz aus. Daher geht der Weg zuerst entlang von schönen Wiesen, durch etwas Wald und erlaubt danach einen fantastischen Rundblick über die nördlichen Schären Bohusläns. Danach geht es entlang des Ufers und am Schluss über einen tollen Holzsteg über das Wasser, welche an den steilen Felsen angebaut wurde. Nach einem weiteren schönen Strand mit Blick über die Schärenlandschaft geht der Weg entlang der Marina mit Bilderbuchausblick auf Långsjö hamn.
So hat diese kleine Runde ausgesehen:
Ich hatte mit meinem Entscheid, keinen weiteren Tag in Ed zu verbringen, den richtigen Riecher. Über dem Land waren dunkle Gewitterwolken zu sehen und man hörte dauernd das Grummeln des Donners. Aber an der Küste in Fjälbacka wurde ich von Regen verschont! Auch der kleine Campingplatz mitten in den Felsen war eine sehr gute Wahl. Die Infrastruktur war modern und gut gepflegt. In der kurzen Hochsaison werden hier aber ziemlich viele Camper auf wenig Fläche gepackt. Mit den Keilen konnte ich auf der schiefen, gekiesten Fläche meinen Camper gerade so einigermassen eben hinstellen.
Kleiner Ausflug nach Fjällbacka
Da es immer noch trocken war und die Sonne auch mal zwischen den Wolken durchlugte, machte ich mich am späteren Nachmittag noch auf den recht kurzen Weg (etwa 20 Minuten) vom Campingplatz nach Fjällbacka. Dort konnte ich die vielen alten Häuser und den Hafen bestaunen. Am Hafen habe ich mir beim Fischdelikatessenhändler eine Portion geräucherte Lachsstücke für den nächsten Tag gekauft. Die Auswahl im Laden war sehr verlockend!
Schärendlandschaft im Naturschutzgebiet Ramsvikslandet
Auch am Donnerstagmorgen hiess es wegen der unbeständigen und kühlen Wetterlage, zuerst die Wetter-App und den Regenradar zu konsultieren. Diese sagt mir, dass ich am Morgen sehr gut eine Wanderung unternehmen kann. Deshalb besuchte ich das Naturschutzgebiet Ramsvikslandet, welches fast sich gleich gegenüber des angesteuerten Campingplatzes befindet. Das Naturreservat ist durch einen künstlichen Kanal vom Festland getrennt. Man erreicht es über eine Drehbrücke, es stehen zum Start der Wanderung mehrere Parkplätze zur Verfügung. Ich habe mich für den Parkplatz Fykan mitten im Naturschutzgebiet entschieden. Da das Wetter unsicher war, habe ich auch die Regenjacke eingepackt und mich wegen des kalten Windes mehrlagig eingepackt.
Das Naturschutzgebiet Ramsvikslandet
Das Naturschutzgebiet macht den westlichen Teil der Halbinsel Sotenäset aus. Ramsvikslandet ist durch den Sotekanal, der in den 1930er Jahren mittels Spreng- und Grabarbeiten angelegt wurde, vom Festland abgetrennt. Das Gebiet besteht vor allem aus grossen, unverhüllt zutage tretenden Gesteinsflächen, zwischen denen Heidekraut- und Feuchtheiden, kleinere Feuchtgebiete und geschützte Täler zu finden sind. In den Tälern liegen landwirtschaftlich genutzte Wiesen, die von dichtem Laubbuschwerk umgeben sind. In den östlichen Teilen findet man kleinere Höfe mit alten, von Edellaubholz- und Heidelaubwäldern umgebenen Landwirtschaftsflächen.
Das Grundgestein besteht aus Bohus-Granit, der im Südwesten rot, ansonsten aber graurot gefärbt ist. Die deutlich vom eiszeitlichen Inlandeis geprägte Landschaft ist u. a. von Romben-Porphyr- und Diabas-Gängen durchzogen. Rundhöcker, Gletschermühlen, Schrammen und Sichelwannen zeugen noch heute von der Macht der vorrückenden glazialen Eisdecke. Sote Bonde und Faxhälleberget sind mit 58 respektive 60 müM. die höchsten Erhebungen. Dank der anhaltenden Beweidung und Heuemte, dem maritimen Klima und den Schillböden sind Fauna und Flora reich. Zu den vielen seltenen und vom Aussterben bedrohten Pflanzen gehören Gelber Hornmohn (Glaucium flavum), verschiedene Enzian- und Seggenarten sowie mehrere Moose.
Am Ostufer des Sotekanals liegen schmale Strandwiesen-Streifen und unterschiedlich steile Felsflächen. Hier kann man beispielsweise das schöne Sumpf-Läusekraut (Pedicularis palustris) und ein einziges Exemplar der Norwegischen Mehlbeere (Sorbus norvegica) finden.
Auf der Insel Tryggö liegt ein Steinhügelgrab. Die vermutlich aus der Bronzezeit stammende Begräbnisstätte – König Tryggves Grab genannt – weist eine Höhe von drei Metern und einen Durchmesser von ungefähr zwanzig Metern auf. Im Naturschutzgebiet finden sich weitere archäologische Stätten sowie runde Steinwälle, die Behausungen umgaben, und Überreste von Katen und Hütten.
Die seichten Buchten und Küstenwiesen in den südlichen Teilen sind gut besuchte Rast- und Brutplätze für Kiebitz (Vanellus vanellus), Rotschenkel (Tringa totanus) und andere Watvögel. Im Herbst kann man bei auflandigem Wind manchmal Meeresvögel wie Eissturmvogel (Fulmarus glacialis), Basstölpel (Morus bassanus) und Dreizehenmöwe (Rissa tridactyla) an der Küste sehen.
Es gibt drei Rundwanderwege zur Auswahl, welche im Kern aus demselben Weg bestehen (die gelbe Runde, 8.0km) und jeweils eine kürzere Verlängerung gegen Norden (die orange Runde, 12.3km) oder eine etwas längere Verlängerung (die blaue Runde – Soteleden/Kuststigen, 14.4km) gegen Norden. Ich habe mich wegen des unbeständigen Wetters für die gelbe Runde im Gegenuhrzeigersinn entschieden.
Hinter dem Parkplatz geht es zuerst über den blanken, vom Gletscher geschliffenen Granit mit gigantischen Ausblicken über die Schärenlandschaft. Nach diesen überwältigenden Ausblicken kommt man beim grossen Parkplatz an und muss dann der Strasse bis zum Sotekanal folgen. Ich hatte Glück und die Drehbrücke ging gerade für ein wunderbares Segelschiff auf. Danach geht es nochmals ein gutes Stück der Strasse entlang, bis es querfeldein entlang von Feldern und durch schönen Mischwald weiter geht. Erst hier trennt sich die gelbe Runde von der orangen oder blauen Runde. Beinahe wäre ich nach dieser Kreuzung auf eine schön gemusterte Schlange getreten, welche sich auf der Strasse aufwärmen wollte. Dieses Unglück konnten wir beiden abwenden und die Schlange hat sich durch das Gras aus dem Staub gemacht (siehe Bild, so viel Zeit blieb noch). Nach rund einem weiteren Kilometer bin ich dann wieder zurück beim Parkplatz. Leider ist der einzige Picknicktisch durch eine ganze Wandergruppe besetzt, so geniesse ich die am Vortag gekauften, geräucherten Lachswürfel halt im Camper! Das hat wunderbar geschmeckt; ich habe selten so fein geräucherten Fisch gegessen.
Die Rundwanderung sah dann so aus:
An diesem Tag hatte ich wieder einmal richtiges Wetterglück: Kaum war ich auf der Strasse unterwegs zum nahe gelegenen Campingplatz, schon fing es an zu regnen. Daran sollte ich mich ja noch gewöhnen…
Auf dem Campingplatz bei Kungshamn
Es war heute lustig zu beobachten, wie dieses Mal die genauen genauen Aufstellregeln, welche auf allen Campingplätzen in Schweden gleichermassen erklärt werden und gelten (siehe Bild), dieses Mal vom „Platzwart“ durchgesetzt wurden. Ein paar Camper mussten ihre Wohnwagen oder Wohnmobile auf ihren den grossen, zugewiesenen Plätzen umparken. Ist es denn so schwierig, das hintere linke Rad bei der gelben Markierung zu platzieren?
In einer Regenpause bereitete ich später im Camper mal wieder zwei Pfannen vor, die ich in der Küche zubereitete, wieder zurück in den Camper transportierte und dann das zubereitete Essen gemütlich im Camper genoss.
Abends klarte es aber plötzlich wieder auf und ich machte ein paar Bilder des Campingplatzes im Abendlicht.
Smögen mit seiner malerischen Bryggan
Am Freitagmorgen war zuerst eine Runde Wäschewaschen und -trocknen angesagt. Die grossen professionellen Maschinen machten ihren Job für die SEK 70.- perfekt. Da das Wetter nach dem Trocknen der Wäsche im Trockner immer noch überraschend schön war, holte ich das Fahrrad vom Träger, packte das Regenzeug in den Rucksack und machte mich gegen den fiesen Wind über die hügelige Strasse auf die 6km lange Strecke nach Smögen. Dort angekommen, konnte ich die Bryggan, die kleinen mit Steinen gepflasterten Strässchen und die vielen alten Holzhäuser bei Sonnenschein geniessen. Da es Mittagszeit war, hatte ich Hunger. Ich wollte aber nicht im vollsten Touristenrestaurant etwas essen, und auch nicht in einem leeren, sondern in einem der beiden ursprünglichen Fischdelikatessenläden. Ich entschied mich für Smögens Havsdelikatesser. Dort entschied ich mich für Fish&Chips, welche ich auf der Terrasse vor dem Laden stilgerecht vertilgen konnte. Das war sehr lecker! Danach war ich so gut gestärkt, dass ich mit dem Fahrrad noch auf die andere Seite des Gästehafens fuhr und von dort dann mit Rückenwind die gut 7km zurück zum Campingplatz fuhr.
Kaum war dort angekommen, hat es tatsächlich wieder angefangen zu regnen. Ich nutzte die Zeit und habe mit dem guten WLAN ein paar Youtube-Videos meiner Abos geschaut, welche ich in den vergangenen vier Wochen verpasst hatte. In einer Regenpause montierte ich das Fahrrad wieder auf den Fahrradträger. Heute gab es nur ein kaltes Abendessen mit den mitgebrachten Krabbensalat aus Smögen.
Rundgeschliffene Felsen im Stångehuvud Naturschutzgebiet
Am Samstag war es ziemlich unklar, wie sich das Wetter entwickeln wird. Ich ging aber etwas auf Risiko und fuhr nach Lysekil, um dort nochmals das Stångehuvud Naturschutzgebiet gleich neben dem Ort zu besuchen. Es ist ein geologisches Wunder vom Ende der letzten Eiszeit.
Stångehuvud Naturschutzgebiet
In Stångehuvud – das seit 1982 ein Naturschutzgebiet ist – hat der Bohus-Granit seinen südlichsten Ausläufer. Der vor etwa 920 Millionen Jahren entstandene Granit war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bei Steinbruchunternehmen sehr begehrt. Fast 50 Jahre lang wurde in Teilen von Stångehuvud Granit gebrochen.
Calla Curman (1850-1935), die Frau von Professor Carl Curman (1833-1913), hatte mit Sorge beobachtet, wie sich der Abbau in Stångehuvud auf die umliegenden Gebiete ausbreitete. Zwischen 1916 und 1920 kaufte Calla Curman große Teile der schönen Granitlandschaft und rettete sie so für die Nachwelt, indem sie sie vor dem sich immer weiter ausbreitenden Steinabbau bewahrte.
Im November 1925 schenkte Calla Curman das Gebiet von Stångehuvud der Königlichen Akademie der Wissenschaften und gründete die Carl und Calla Curman Stiftung. In der Schenkungsurkunde vom 3. November 1925 hiess es, das Gebiet solle „als Naturdenkmal verwaltet und für immer erhalten werden“.
Calla Curman ist es zu verdanken, dass wir auch heute noch in Gebieten mit unberührten Granitfelsen wandern können, die nur von den Kräften der Natur geformt wurden.
Die rundgeschliffenen, rostbraunen oder roten Granitfelsen sind mit einigen Wanderwegen durchzogen. Es geht rauf und runter über die kargen Felsen, manchmal sogar mit Geländer. Weisse Farbstriche kennzeichnen den Weg. An die genialen Ausblicke habe ich mich schon fast gewöhnt. Im Windschatten der Felsen war es recht angenehm, im stürmischen Wind war es schon ziemlich kühl. Trotzdem habe ich fast alle Wege abgelaufen und konnte sogar eine Fotosession einer Hochzeit beim ikonischen weissen Haus des ehemaligen Leuchtturms auf den Felsen mitverfolgen. Während den rund 90 Minuten unterwegs auf und zwischen den Felsen haben mich nur einmal ein paar wenige Regentropfen erreicht. Diese Phasen konnte ich gut auf einer der zahlreichen Bänke im Windschatten eines Felsens abwarten.
Wie man auf der untenstehenden Grafik sieht, bin ich so ziemlich alle Wege abgelaufen und habe trotzdem nicht ganz alle Sehenswürdigkeiten gesehen:
Auf der Fahrt zurück nach Kungshamn fing der Regen dann auch schon wieder an. Bei der Ankunft am Campingplatz nutzte ich aber die Regenpause, um Grauwasser abzulassen und den Toilettenbehälter (den ich ausschliesslich für’s „kleine Geschäft“ nutze) zu leeren.
Am Nachmittag und Abend schüttete es dann aus allen Kübeln und der Wind rüttelte am Camper. Da habe ich den von Spotify erstellten „Australien Indie Mix“ auf die Lautsprecher geschaltet und habe den ganzen Nachmittag lang die Blogbeiträge geschrieben, welche auf die Veröffentlichung warteten. Abends bereitete ich dann wieder einmal die bekannten zwei Pfannen vor und ging durch den Regen zur Küche. Dort war ich heute alleine: War es der Regen oder die Fussball-EM? Zurück im Camper genoss ich wiederum meine Kochkünste (und das wirklich leckere und knusprige Vegi-Schnitzel von ICA). Um nicht unnötig nass zu werden, packte ich das zu spülende Geschirr in meinen zusammenfaltbaren Tragebehälter, nahm aber gleichzeitig auch mein Duschzeugs in meiner „Duschtasche“ mit. So konnte ich auf einem Weg hin und zurück durch den Regen zuerst den grosszügigen, aber unbeheizten Duschraum (mit integrierter Toilette und Waschtisch) benutzen und danach frisch geduscht auch dem Geschirr eine Dusche (aka Abwäsche) gönnen. Das Geschirr musste ich dabei ja erst im Camper abtrocknen, da es auf dem Weg von Küche zu Camper nochmals nass wurde. So hatte ich mindestens einen Weg durch den Regen gespart. Im kleinen Duschraum im Camper durften die nasse Jacke und Hose dann wieder trocknen.
Allerdings fragte ich mich schon die ganzen Tage, wie dieser schöne Platz weiterhin die Qualitätskriterien von First Camp erfüllen kann. Die eigentlich gute Infrastruktur war schon recht alt und wurde (zumindest in der Küche) nicht mehr richtig repariert. Die Sauberkeit war (zumindest in der Küche) nur OK. Zwei weitere Fragen beschäftigen mich hier aber auch noch: Warum war ich im Osten von Südschweden überwiegend von Schweden umgeben, aber hier im Westen sind es vor allem Deutsche? Liegt es an der früheren/späteren Reisezeit oder an der Region? Und warum haben fast alle Camper mindestens einen Hund? Lieben Camper Hunde besonders oder ist es eine Nachwirkung von COVID? Der Regen, Sturm und diese Gedanken begleiteten mich noch bis zur Schlafenszeit.
Die kleine Insel Malö
Für den Sonntag hatte ich irgendwie keinen richtigen Plan. Nach dem Frühstück entsorgte ich also zuerst das Papier und die Aludose(n) um mir mindestens einen Ansatz eines Plans vorzuspielen. Alle Pfandflaschen und Pfandaludosen (SEK 1.-) und werden als Spenden in den blauen Containern gesammelt, wenn man diese nicht an den Automaten in den Läden zurückgeben möchte. Auf dem Weg zu den Sammelcontainern konnte ich gleich miterleben, wie die zahlreichen Mitarbeiter des Platzes einen Erste-Hilfe-Kurs absolvierten. Also nach meinem Gemeckere doch noch ein Qualitätskriterium von First Camp.
Aus irgendeinem Grund hatte ich die nächsten zwei Nächte auf dem kleinen Campingplatz auf Malö gebucht. Die Insel Malö ist winzig, es gibt dort nichts zu unternehmen und sie ist von beiden Seiten nur mit je einer Fähre erreichbar, welche beide alle 30′ fahren. Auf dem Weg dorthin habe ich bei einem riesigen Einkaufszentrum angehalten und meine Vorräte aufgestockt sowie neue Antirutschsocken gekauft. Mein Sockenverschleiss ist in diesem Urlaub ziemlich hoch… Auch den fast leeren Dieseltank habe ich nochmals mit dem günstigen Diesel (in SE rund CHF 1.55/l, in DK rund CHF 1.65/l) aufgefüllt.
So bin ich dann kurz vor Mittag beim Camping auf Malö eingetroffen und habe dort die möglichen Plätze mit dem Besitzer angeschaut und mich für einen entschieden. Den Camper eben hinzukriegen war dann die nächste Herausforderung. Es war rasch klar, dass die Infrastruktur dieses kleinen Campingplatzes ur-uralt, aber wenigstens sauber, ist. Das scheint ja auch eine Lebensphilosophie zu sein, einen Campingplatz mit möglichst wenig Aufwand und Stress am Leben zu erhalten. Vielleicht ist das aber auch ein sehr guter Businessplan? Mit „Familjecamping“ hatte das aber nur in den 60er bis 70er-Jahre noch etwas zu tun. Heute erwartet eine Familie etwas mehr als zwei Wippen mit Autoreifen. Aber das WLAN funktioniert super! Wenigstens habe ich später doch noch herausgefunden, weshalb ich diesen Campingplatz überhaupt gebucht hatte: Er wurde im, ansonsten sehr praktischen und hilfreichen, Reiseführer lobend erwähnt. Im Reiseführer wurde auch erwähnt, dass man sich einen Platz auf der anderen Strassenseite beim Wäldchen aussuchen soll. Ich hatte mich schon gewundert, weshalb in dieser Ecke des Platzes ein deutsches Wohnmobil stand. Das nächste Mal würde ich mich wohl eher für den Campingplatz in Stocken entscheiden, welchen ich auf der letzten Reise besucht hatte.
Zum guten Glück ist das Wetter an diesem Nachmittag hervorragend. Es ist seit langer Zeit wieder einmal richtig warm und sonnig, sodass ich vor dem Camper die Sonne geniessen kann. Ich mache mich trotzdem noch auf den Weg und erkunde den kleinen Ort hinter dem Camping. Dieser stellt sich, wie überall hier an der Küste, als ein alter kleiner Fischerort heraus, welcher komplett in eine Ferienanlage umgebaut wurde. Jeder ehemalige Fischerschuppen ist eine Ferienwohnung. An den Hängen wurden die Häuser zu regelrechten Ferienvillen renoviert. Alles ist perfekt in Schuss. An der Strasse steht eine fast unendliche Reihe der für Schweden typischen Briefkästen. So stellen sich die Städter aus Göteborg und die wohlhabenden Norweger Urlaubsidylle vor. Die kleinen ehemaligen Fischerorte sind im Kern also fast ausschliesslich Feriensiedlungen mit wenigen realen Einwohnern. Das war wenigstens mein Eindruck. Für die Handwerker und Gärtner ist das wohl ein sehr gutes und einträgliches Geschäft, die nur sehr wenige Wochen im Jahr benutzten Ferienhäuser in Schuss zu halten… Sie wohnen etwas ausserhalb, wo es mehr Platz für ein schönes Haus gibt. Es braucht hier also schon ein Naturschutzgebiet, um auf nicht privatem Gelände etwas unternehmen zu können.
Zurück beim Camper ist es am Abend dann schon fast Tradition vor dem Anendessen die Dusche zu benutzen, wo ich die nicht gebrauchte 5-Kronen-Münze aus Ed im verrosteten Timer doch noch verwenden konnte. Ich bin ja, ausser bei der gelegentlichen Nutzung von 5-Kronen-Münzen für die Duschen, komplett cashless unterwegs!
Dann bereite ich mal wieder den Topf und die Pfanne vor. Dieses Mal ist die Zubereitung in der Küche etwas mühsamer, denn die beiden verrosteten Platten des schon fast historischen Herdes haben Mühe, das Wasser auf Temperatur zu bringen. Die hintere, grössere Platte hat nach etwas Ausprobieren ein wenig mehr Hitze produziert.
Aber diese Herausforderungen werden dadurch kompensiert, dass ich das Abendessen nach langer Zeit mal wieder draussen bei angenehmer Temperatur und im Sonnenschein geniessen kann. Den lauen Abend nutze ich auch, zuerst draussen und dann doch noch drinnen, um diesen Text zu schreiben. Als ich mal auf die Uhr schaue, stelle ich erstaunt fest, dass es schon 22 Uhr ist. Daher habe ich rasch den Compi ausgeschaltet, kurz die historische Toilette besucht, im Camper die Zähne geputzt und mich in das bequeme Bett gelegt. Ich war total überrascht, dass ich Regentropfen hörte. Dann hat es wohl fast die ganze Nacht, teilweise heftig, geregnet.
Am Montagmorgen war das Wetter wieder freundlich und ich machte mich nach Orust und Tjörn auf. Die Fähre hatte heute Morgen schon alle 30′ eine Reihe von Handwerkerautos auf die Strasse gelassen. Als nächstes war ich an der Reihe.
Beschauliches Fischerdorf Mollösund
Auf meiner Fahrt über Orust und Tjörn habe ich zuerst den kleinen Fischerort Mollösund besucht. Als allererstes ging ich auf den Aussichtspunkt Klockeberget, wo die Fischerfrau mit ihrem Kind nach ihrem Mann Ausschau hält. Sie war sicher jedesmal wieder froh, wenn er gesund wieder zurück kam. Beim Schlendern durch die „Hauptstrasse“ (Gatan) des Ortes, musste ich feststellen, dass das lauschige Mollösund für mich einer der schönsten Orte in den Schären von Bohuslän ist. Obwohl auch hier im überschaubaren Zentrum viele Ferienwohnungen sind, hat der Ort eine gewisse Ursprünglichkeit bewahrt. Und es gibt sogar mindestens zwei noch aktive Fischer mit Fischläden. Die gingen allerdings erst am Mittag auf, sonst hätte ich gerne etwas eingekauft. Im kleinen Hafen lagen wieder viele tolle Schiffe, die einem von Segelabenteuern träumen liess. Bei den vielen aufgestellten Schildern an der Strassenecke zum Gästehafen könnte man annehmen, hier sei extrem viel los. Das täuscht aber… Ich ging noch auf die andere Seite des Hügels den Katteviks Badplats besuchen, wo ich wieder einmal erstaunt war, dass dieser nur einen Monat lang, von Anfang Juli bis Anfang August, offiziell in Betrieb ist .
Skulpturenpark in Pilane
Als nächstes habe ich Skulptur i Pilane 2024 besucht, was ich ausführlich hier beschrieben habe.
Nach dem neunzigminütigen Spaziergang durch die Hügel und den vielen Eindrücken war ich ganz schön hungrig geworden.
Aussicht auf den Kyrkesund
Ich fuhr zum nahegelegenen Lynnevikens Badplats, stärkte mich mit einem rasch gefertigten Sandwich und ging dann den steilen Weg rauf zum Aussichtspunkt S:t Olofs Valar, wo ich nochmals die unglaubliche Aussicht über die Landschaft geniessen konnte. Da kann ich gut verstehen, dass ANNA davon nicht genug kriegen kann.
Die Geschichte von St. Olofs Valar
Wenn man sich Kyrkesund auf dem See- oder Landweg nähert, sieht man bald vier riesige Steinhaufen auf dem Gipfel des Berges südlich der Gemeinde. Sie werden St. Olofs Valar genannt und ihre Tradition als Seezeichen reicht bis in die Bronzezeit zurück, als die Steine einen Grabhügel bildeten. Irgendwann wurden aus den Steinen des Steinhaufens sieben seltsame Seezeichen errichtet, aber wann genau dies geschah, ist nicht bekannt.
Die Legende besagt, dass der Königssohn Olof, der später Olof der Heilige wurde, zu Beginn des 11. Jahrhunderts gegen seinen Bruder von der Heimat Kongahälla nach Tönsberg antrat. Als Olof auf dem Krossefjord war und in Richtung des Berges segelte, wurde es unruhig und Olof konnte das Schiff durch die schmale Meerenge steuern, die sich dann bildete. Die Meerenge heisst heute Kyrkesund, und zum Gedenken an Olof liess er die Wale züchten, die später als St. Olofs Wale bekannt wurden.
Unabhängig davon, ob die Legende über Norwegens Nationalheiligen wahr ist, ist St. Olofs Valar eine faszinierende antike Reliquie. Sie wurden bis in die 1950er Jahre als Seezeichen verwendet. Vier der sieben stehen heute noch auf dem Berg und dienen als seltenes Ausflugsziel.
Klädesholmen und Marstrand ohne Kurzzeit-Parkplätze für Wohnmobile
Einen kleinen Abstecher nach Klädesholmen habe ich mangels Wohnmobil-Parkplätzen abgebrochen – eine Fotografie der Brücke muss reichen. Auf der grossen Wiese neben dem Parkplatz des Tjörn Golfclubs, wo sich mein gebuchter Stellplatz befand, war ich dann ganz alleine. Ich konnte wunderbar das Treiben auf dem Parkplatz beobachten. Eine grosse Gruppe Männer hatte sich nämlich zum Mountainbiken verabredet. Das schöne Wetter hielt noch bis zum Abend, sodass ich das Abendessen draussen geniessen konnte. Nachts regnete es dann wieder einmal.
Am Dienstagmorgen habe noch Marstrand, das selbsternannte Segelzentrum der Westküste, besucht. Der Besuch war aber schlussendlich nur eine zusätzliche Autofahrt durch eine wunderschöne Gehend, denn vor und im Ort gibt es für Wohnmobile nur den Stellplatz für SEK 150 pro Übernachtung. Alle anderen Parkplätze sind ausdrücklich nur für PKW Klasse 1 (also nur für PKW, die ausschliesslich zur Personenbeförderung vorgesehen sind) ausgeschildert, und daher sind dort Wohnmobile (auch bis 3.5t) nicht erlaubt. Eine Parkbusse wollte ich hier nicht noch abholen. Daher bin ich dann halt an Göteborg vorbei zu meinem letzten Campingplatz gefahren und stehe nun hier im Regen und Wind und ärgere mich über das extrem schlechte WLAN beim Fertigstellen dieses Beitrags. Dafür hätte ich einen schönen Blick aufs Meer. Das Wetter hat sich dann aber noch gebessert und ich habe mir (in Schweden) ein letztes Zwei-Topf-Abendessen in der Küche zubereitet.
Morgen geht es mit der Fähre von Göteborg nach Frederikshavn (DK) – damit wäre dann meine Schwedenreise abgeschlossen!

















































































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