Scenic Flight von Marree über Lake Eyre (unter den Regenwolken)

Gestern habe ich um 07:15 am Airodrome von Marree den Sonnenaufgang zwischen den Regenwolken bestaunt.

Denn vorgestern habe ich im Pub des Marree Hotels nicht nur meine beiden Mitflieger kennengelernt, sondern auch Aaron, unseren Piloten von Aridair. Den Mitfliegern habe ich es zu verdanken, dass ich als Einzelperson ausserhalb der Saison überhaupt einen Platz auf einem Scenic Flight gefunden habe. Und deswegen habe ich vorgestern nochmals bei 43° morgens am Pool des Hotels (was für ein Luxus!), danach in der AC-gekühlten Cabin ausgeharrt. Ich war der einzige Gast, der mehr als eine Nacht ausharrte und ich denke, dass ich schon einige der Einwohner Marrees kennenlernen durfte…

Am Vorabend war es plötzlich sehr schwül geworden und aus den Wolken fielen ein paar Regentropfen auf den heissen Boden. Auch heute Morgen war die Gewitterstimmung noch nicht verflogen. Das hiess, dass dies ein recht ungewöhnlicher Flug ohne blauen Himmel und ohne klaren Sonnenschein durch die tiefe Luftfeuchtigkeit werden würde.

So war es denn auch. Perfektes Flugwetter fast ohne Wind und ganz ohne Turbulenzen. Aaron flog uns 1.5h über Lake Eyre South & North, über den Dingo Fence, die Muloorina Station, Lake Eyre, den Madigan Gulf, die Jackboot und Belt Bay, den Lake Eyre South, den Marree Man und vor der Landung dann noch über die faszinierenden Formen und Farben der Wilouran Ranges.

Der grösste Salzsee Australiens, Lake Eyre/Kati Thanda, hat ein riesiges Einzugsgebiet aus vier Bundesstaaten SA, NSW, QLD und dem NT. Der nördliche See selbst ist mit einer Länge von 144km und einer Breite von 77km riesig und mit 15.2m unter dem Meeresspiegel der tiefste Punkt Australiens. Der südliche See ist 64km lang und 24km breit. Im Durchschnitt wird der See alle acht Jahre überflutet. In den letzten 160 Jahren ist der See jedoch nur dreimal vollgelaufen. Wenn man am trockenen Seeufer steht und nichts sieht, so weit das Auge reicht, fühlt man sich vielleicht ein wenig einsam – doch bei starken Regenfällen und unter den richtigen Bedingungen erwacht der See auf dramatische Weise zum Leben. Wenn der See Wasser führt, kommen Tausende von Wasservögeln, darunter Pelikane, Silbermöwen, Rothalssäbelschnäbler, Stelzenläufer und Seeschwalben. Der See wird zu einem Brutgebiet für Vögel und Fische, in dem es von Arten wimmelt, die den Salzgehalt tolerieren. Abseits des Sees weist der Park rote Sanddünen und Tafelberge auf. Sie erheben sich aus salzigen Tonpfannen und steinigen Hochebenen.

Kati Thanda-Lake Eyre National Park

Ich lasse hier einfach mal die Bilder für sich sprechen. Da das Licht durch die Wolken nicht ideal zum Fotografieren ist, habe ich besonders die Bilder der Wilouran Ranges etwas nach meinem Gusto nachbearbeitet. Bilder zeigen aber generell nur einen Bruchteil der Faszination dieser Gegend.

Wenn ich etwas später (wenige Wochen?) hier in Marree gewesen wäre, dann wären die Monsun-Hochwasser des Nordens vielleicht schon im Lake Eyre angekommen und man hätten eine Unmenge von Vögeln, unzählige Fische im Wasser und noch viel mehr Grün bestaunen können. Das Wasser benötigt Nicht umsonst gibt es in Marree einen Jachtclub mit einigen Mitgliedern und im Pink Roadhouse kann man Kanus mieten.

Die Stations sind hier im Norden nun schon bis zu 1’000 Quadratkilometer gross! Wenn man die Muloorina Station ansieht, muss man immer bedenken, dass ohne den Grundwasserstrom (das artesische Becken) im Untergrund hier keine Viehwirtschaft möglich wäre und auch viele Tiere nicht überleben können. Die Farmer bohren nach Grundwasser und stellen dieses an diversen Orten auf der Fläche der Farm zur Verfügung. Das macht das Einsammeln der Rinder dann auch etwas einfacher, denn sie entfernen sich nie weiter als 10km von der nächsten Wasserquelle. Nur wenn es mal viel geregnet hat, klappt das nicht mehr gut, da das Vieh an viel mehr Orten Wasser findet.

Es gibt im Gebiet auch heisse Quellen. Das bis zu 90° heisse Wasser entsteht unterirdisch wie in einem Atomreaktor durch zerfallendes, natürliches Uran. An der Oberfläche wird es dann auf Badetemperatur abgekühlt und wärmt in kalten Wüstennächten. Aber wer wird noch fröhlich in den heissen Pool springen, wenn er dieses Wissen hat?

Der riesige Marree Man ist ein kleines Mysterium: Man hat ihn 1998 entdeckt und weiss nicht, wer ihn erbaut hat. Vermutlich war es das Militär oder Minenarbeiter, die sich diesen doch recht anspruchsvollen Spass mit einem oder mehreren Baggern erlaubt haben. Da es damals noch ein GPS gab, musste das schon ziemlich gut geplant gewesen sein.

Nach dem Flug durfte ich beim Hotel die Hilfe des zweiten Handwerkers (Phil), welcher hinter dem Hotel neue Cabins aufbaut, in Anspruch nehmen: aus unbekannten Grund war die Autobatterie komplett leer. Aber eine Starterhilfe half dem Starter des Motors schnell wieder auf Touren. Der zweite Handwerker (Greg, der Phil bei der Renovierung der Cabins hilft) hatte mich um 7 Uhr nämlich schon zum Aerodrome gefahren, als ich an der Türe seiner Cabin klopfte und ihm mein Problem schilderte. So hilft man sich hier ganz selbstverständlich. Danke vielmals den netten Leuten in Marree sowie für die Gastlichkeit im Marree Hotel und im Roadhouse.

Auf der fast 200km langen Fahrt nach Roxby Downs über den Oodnadatta Track und die perfekt ‚graded‘ Borefield Rd nach Roxby Downs durfte ich tatsächlich mitten in der Wüste mehrmals den Scheibenwischer betätigen, um ein paar Regentropfen wegzuwischen. Dass die Borefield Rd so gut gegradet ist, hat natürlich einen wirtschaftlichen Hintergrund: Der Minenkonzern BHP sammelt in diesem Gebiet mittels vieler Bohrungen aus dem artesischen Becken (dem Grundwasserfluss) das Wasser für die Olympic Dam Mine und braucht einen gut befahrbaren Zugang zu diesen Bohrungen. Warum Welche fatale Auswirkungen das hat, kann man in untenstehendem Text lesen. Warum diese Strasse auf der offiziellen Outback Road Warnings Seite von SA als „OPEN with warnings“ markiert ist, konnte ich nicht nachvollziehen. Auf den 200km habe ich zwei Grader überholt (Oodnadatta Track) und es sind mir insgesamt nur zwei Autos und ein Truck entgegengekommen!

Die Olympic Dam Mine verbraucht täglich 35 Megaliter Wasser aus dem Great Artesian Basin und ist damit der grösste industrielle Nutzer von unterirdischem Wasser in der südlichen Hemisphäre. Das Wasser wird über eine unterirdische Pipeline aus zwei Bohrfeldern gepumpt, die 110km und 200km nördlich des Bergwerks liegen. Das salzhaltige Bohrlochwasser muss vor seiner Verwendung entsalzt werden. Verunreinigtes Wasser aus dem Bergbau wird durch eine Reihe von versiegelten Teichen geleitet, wo es verdunstet. Von den täglich entnommenen 35 Megalitern werden 3 Megaliter an die Gemeinde Roxby Downs geliefert. Der Wasserverbrauch ist seit den 1990er Jahren erheblich gestiegen. Im Jahr 1995 verbrauchte das Olympic Dam Projekt, einschließlich der Gemeinde Roxby Downs, durchschnittlich 14.3 Megaliter Wasser pro Tag. Der hohe Verbrauch von artesischem Wasser durch den Minenbetrieb bedroht Gebiete von hoher ökologischer Bedeutung. Insbesondere das Abpumpen von Wasser aus den Bohrfeldern wurde mit der Beobachtung einer Verringerung des Durchflusses oder des Austrocknens der nahe gelegenen Hügelquellen in Verbindung gebracht. Da diese Mound Springs die einzige permanente Wasserquelle im trockenen Landesinneren Südaustraliens sind, hat sich ein empfindliches, aber kompliziertes ökologisches Gleichgewicht eingestellt, das durch die lange Isolation vieler seltener und endemischer Arten bedingt ist.

Der grosse Regen, sogar mit Blitz und Donner, startete in Roxby Downs dann aber erst am Mittag. Da fuhr ich zum guten Glück schon auf Asphalt und kam gerade aus dem Supermarkt: Das wäre nicht so toll gewesen, auf einer glitschigen und matschigen Gravelroad fahren zu müssen.

Die Olympic Dam Mine ist eine extrem große Eisenoxid-Kupfer-Gold-Lagerstätte mit geschätzten Reserven von 2,95 Milliarden Tonnen Erz mit einem Gehalt von 1,2% Kupfer, 0,04% Uran, 0,5g/t Gold und 6 g/t Silber. Es handelt sich um das viertgrösste Kupfervorkommen und das grösste bekannte Einzelvorkommen an Uran in der Welt. Kupfer trägt mit etwa 70% am meisten zu den Gesamteinnahmen der Mine bei, die restlichen 25% entfallen auf Uran und etwa 5 % auf Silber und Gold. BHP ist seit 2005 Eigentümer und Betreiber der Mine. Seit der Eröffnung im Jahr 1988 wurden eine umfangreiche Untertagemine, eine integrierte metallurgische Aufbereitungsanlage und ausgedehnte Abraumlager unter freiem Himmel errichtet. Das angrenzende Olympic Dam Bergbauzentrum und die nahe gelegene Gemeinde Roxby Downs versorgen das Bergwerk und beherbergen die Belegschaft. Tägliche Flüge von und nach Adelaide werden über den Olympic Dam Airport angeboten.

Roxby Downs ist eine reine Minen-Retortenstadt der riesigen Olympic Dam Mine. Die hat alle Annehmlchkeiten, ist mit umfassender, moderner Infrastruktur ausgestattet aber auch etwas steril. Auch der „Discovery Caravan Park“ dient eigentlich nur dem Zweck der Unterbringung von Arbeitern der Minen oder von deren Contractors. Da aber aktuell „Shutdown“ herrscht, also die jährliche Wartung und Erweiterung aller Anlagen durchgeführt wird, war auf dem „Caravan Park“ nicht viel los. Die Kantine war leer und die meisten Cabins schienten unbewohnt oder wurden umgebaut. Das gute an diesem Campingplatz aber war, dass die Laundry (inklusive Waschmittel) komplett gratis war. Da konnte ich zwei Maschinen füllen, zwei Trockner laufen lassen und den Rest vor dem nächsten Regenguss draussen trocknen lassen. Sogar Wäscheklammern gab es! Ich glaube, in der Kantine wäre ich wohl auch gratis (oder mindestens günstig) verköstigt worden. Aber ich nutzte die Camper’s Kitchen, welche sich am ganz anderen Ende der Anlage befand, in einem wohl etwas älteren Teil. Ohne Karte habe ich mich zwischen den Cabins total verlaufen, daher musste ich, trotz normalerweise gutem Orientierungssinn, irgendwie zurückfinden und den Weg vom Campervan zu Camper’s Kitchen mit Hilfe der Campingplatz-Karte finden. Das hat dann geklappt – hin und auch wieder zurück!

Morgen wollte ich nach dem erfolgten Auffüllen des Essenvorrats und der Wasserkanister zurück über’s Outback zur Mt Ive Station und in den Gawlers Ranges NP fahren. In dieser Woche findet bei der Mt Ive Station auf dem Lake Gairdner die Speed Week (33rd Annual Speed Week) statt. Mir wurde dann aber heute Morgen (bei einem Gespräch in Andamooka) gesagt, dass es auf dem Lake Gairdner nachts mit den Gewittern 15mm Wasser gegeben hat! Und ein mittägliches Telefonat mit der Mt Ive Station hat ergeben, dass alle powered Sites durch die Speed Week besetzt sind. Da werde ich meine Pläne etwas anpassen.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

search previous next tag category expand menu location phone mail time cart zoom edit close