Viele Erlebnisse in den Victorian Goldfields

Von Jimmy Creek in den Grampians bin ich etwa 270km nach Nordosten nach Bendigo gefahren. Bendigo liegt nordöstlichen Ende der Victorian Goldfields. Die viktorianischen Goldfelder liegen ungefähr im Dreieck Ararat, Bendigo und Ballarat.

Victorian Goldrush
Der erste Fund von Gold in Ballarat im Jahr 1851 war der Startschuss für den legendären Goldrush von Victoria. Etwa 6’000 Diggers (Mineure) kamen wöchentlich an um ihr Glück zu versuchen.
Ballarat galt in der Blütezeit zwischen 1852 und 1853 als das reichste alluviale Goldfeld der Welt.
Der Goldrausch brachte Migranten aus aller Welt nach Victoria. Innerhalb eines Jahres verwandelte sich das nahe gelegene Bendigo von einer Schafsstation in eine pulsierende Stadt mit 40’000 Einwohnern.
Aufgrund des enormen Zustroms von Wohlstand und Migranten erhielt Melbourne den Spitznamen „Marvellous Melbourne“ und wurde mit Paris und London verglichen.
Die wirtschaftlichen und kulturellen Auswirkungen dieser Massenmigration prägten die Zukunft von Victoria.
In Victoria wurden über 2’400 Tonnen Gold gefördert, das sind 32 % des gesamten in Australien geförderten Goldes und fast 2 % des gesamten weltweit geförderten Goldes.
Bezogen auf die Fläche hat Victoria durchschnittlich 10,8 Kilogramm Gold pro Quadratkilometer gefördert – mehr als jeder andere australische Bundesstaat.

History of Gold Mining in Victoria

Die Region Victorian Goldfields ist stark mit dem viktorianischen Goldrausch der 1850er Jahre verbunden. Viele Städte wurden während des Goldrausches gegründet und umfangreiche Überreste des Rausches sind heute in der gesamten Region erhalten. Bemerkenswerte Städte sind Ballarat, Bendigo, Rushworth, Whroo, Maryborough, Maldon, Castlemaine, Moliagul, Dunolly, Daylesford, Avoca, Ararat, Steiglitz, Blackwood und viele mehr.  Die Auswirkungen des viktorianischen Goldrausches sind in den Städten der Goldfields sowie im umliegenden Buschland verstreut deutlich sichtbar. Minenschächte und Mullockhaufen sind im Buschland der viktorianischen Goldfelder ein weit verbreiteter Anblick. So trifft man regelmässig auf verlassene Minenstollen, ausrangierte Kessel, Fundamente von Maschinenstandorten, Überreste von diversen Maschinen, Zyanidfässer, Wasserrädern und Wasserläufen.

Auf dem Weg nach Bendigo habe ich kurz in der Geisterstadt Tarnagulla halt gemacht, aber der Anblick war so morbid, dass ich rasch wieder weiterfuhr. Irgendwie finde ich keinen Gefallen an alte Häusern ohne Leben, die sehr langsam verfallen. Das finde ich ziemlich schade.

In Bendigo (siehe Bendigos Golden Heritage) angekommen war es für einen Stadtrundgang einfach zu heiss, deshalb habe ich Siesta im aüsserst gepflegten Big4 Tasman Holiday Park gehalten und hatte Glück, dass ein Buschbrand in der Nähe mit 24 Einsatzfahrzeugen und aus der Luft rasch gelöscht werden konnte. Ich roch aber den Rauch und einzelne Ascheflocken landeten auf dem Tisch. Da die grösseren Städte zwar wunderbare alte Bauten vorzeigen können, die Städte aber vor allem durch Autos und Strassenlärm beherrscht werden, habe ich beschlossen, am nächsten Morgen die Central Deborah Goldmine in Bendigo zu besuchen.

In Bendigo wurde 1851 Gold gefunden. Das Gebiet hatte 5’500 registrierte Goldminen und förderte etwa 700’000kg Gold. Der Sound der unzähligen Quartz-Stampfwerke dominierte die Getäuschkulisse der Stadt.

In Bendigos Central Deborah Gold Mine kann man die versteckten unterirdischen Tunnel einer echten Goldmine erkunden, die während des Goldrauschbooms des 19. Jahrhunderts in Betrieb war. Die Mine war von 1939 bis 1954 in einer Tiefe bis 422m in Betrieb. Es arbeiteten dort 375 Männer. Die Mine war eine der beiden letzten noch kommerziell betriebenen Minen in Bendigo, welche den Betrieb einstellten.

Während der Führung lernt man in den für Touristen ausgeweiten Minengängen in 61m Tiefe, wie die Bedingungen als Bergmann während der harten Goldrauschzeit wirklich waren, und wie sie sich bis 1954 verbesserten. Man sieht, wie die 929kg Gold der Central Deborah Gold Mine abgebaut wurden. An der Oberfläche der Mine kann man eine Sammlung an Bergbauausrüstung bewindern.umd denkmalgeschützte Gebäude, die für den Betrieb der Mine unerlässlich waren, erkunden.

About Central Deborah Gold Mine

Unser Tourguide hat ihre Sache (siehe Bilder) wirklich sehr gut gemacht, und es war schon beeindruckend, welch winzigen Teil der gesamten Minen (in bis zu einer Tiefe von etwa 1300m) wir in 62m Tiefe sehen konnten. Die Tour in auf Level 9 der Mine, in 228m Tiefe wird wohl nicht mehr angeboten. 
Die Bedingungen zwischen 1850 und 1950 waren extrem hart (19 Jh.) bis sehr hart (1950). Auch in den 1940ern starben die Mineure wegen Silikose (Staublunge) durch das maschinelle Bohren mit etwa 40 Jahren. Bis man beim Bohren Flüssigkeit verwendete, welche den Staub als Schlamm band. Allerdings waren die Tunnels extra für Touris vergrössert worden, da die Bergmänner aus Cornwall (GB) nur etwa 160cm gross waren und die Tunnel daher viel kleinere Dimensionen hatten. Wir lernten auch, wie die Quartz-Riffe in der Gegend geologisch entstanden und weshalb es nur im weissen Quartz Gold gibt. Der dunkle, harte Sandstein enthält kein Gold und wird in Abraumhalden entsorgt. Ich war also nach der Tour sehr gut informiert, aber etwas ernüchtert. Die Central Deborah Mine hat übrigens nie rentiert… Als man beim Erweitern der Tunnels für die Touristen auf Gold stiess (welches wir hinter Glas ansehen durften, siehe Bild) hat man nochmals erfolglos dahinter weiter gesucht. Auf einem Schaubild könnte man lesen, dass das Unternehmen FGM als grösster Goldproduzent von Victoria erfolgreich mit 950 Mitarbeitenden in 1300m Tiefe seit 1990 eine Goldmine betreibt. Sie haben seither 140km Minentunnel gegraben und insgesamt bis letztes Jahr 3.9 Millionen Unzen Gold (110.6 Tonnen) gefördert.

Am Nachmittag habe ich dann mehrere Überreste alter Minenanlagen besucht:

  • Porcupine Flat Gold Processing Plant mit einer beeindruckenden schwimmenden Goldförderanlage
  • Mount Tarrengower Lookout: Ein Feuerwachturm  mit einem genialen Ausblick in 100km Entfernung
  • North British Mine Ruins: Die Mine war in den 1880ern eine der ertragsreichsten der Welt. Bis zur Schliessung 1926 förderte sie 226’000 Unzen Gold
  • Garfield Water Wheel im Castlemaine Diggings National Heritage Park, wo man viele alte Relikte erwandern kann

Zwischendurch habe ich noch Maldon besucht, welches durch seine historischen Häuser besticht. Heute hat Maldons stabil rund 1’500 Einwohner. 

Maldon wurde 1966 vom National Trust of Victoria zu „Australiens erster bemerkenswerter Stadt“ erklärt, der Folgendes erklärte:

Die Gemeinde zeigt eine allgemeine historische und architektonische Bedeutung, insbesondere in ihren Stadtgebäuden aus der Gold Rush Ära  Die Bedeutung liegt in der Vielfalt der Baustile. Auch der Bergbau in der Region ist von historischem Interesse, wobei eine Mine noch für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Maldon rühmt sich, dass es seit den 1850er Jahren weitgehend unverändert geblieben ist und wegen seiner Atmosphäre aus dem 19. Jahrhundert grosses Interesse bei Touristen geweckt hat.

Maldon hat auch heute noch eine Anziehungskraft als Rückzugs- und Ruheort für Künstler und Schriftsteller. Leider ist den Künstlern vielleich wegen Corona, das Geld ausgegangen: Es waren fast alle Läden verlassen und die noch offenen Läden in einem eher „historischen“ Zustand. Es kam mir fast so vor, als sei die Zeit vor ein paar Jahrzehnten stehen geblieben. Wie oben schon geschrieben, hält sich meine Begeisterung in Grenzen. Aber vielleicht gefällt es ja so den Künstlern?

Generell sind mir im Gebiet (und bis in die Vororte von Melbourne), viele alte, aber leider verlotterte Anwesen/Häuser aufgefallen. Sehr viele Läden sind zu und in einem jämmerlichen Zustand.

In Ballarat habe ich dann auf dem NMRA Ballarat Holiday Park übernachtet, um am nächsten Morgen in Ruhe das Freilichtmuseum Sovereign Hill zu besuchen.

Sovereign Hill ist ein lebendiges Museum, das die Geschichte von Ballarat als Goldrausch-Boomtown präsentiert. 1851 wurde hier Gold entdeckt, was den größten alluvialen Goldrausch auslöste, den die Welt je erlebt hat. Die verschlafene Hirtensiedlung Ballarat entwickelte sich schnell zu einer schönen Provinzstadt, die auf dem Reichtum ihres Goldes aufbaute. Auf 15 Hektar eines ehemaligen Goldminengeländes erweckt das Freilichtmuseum Sovereign Hill den Goldrausch durch eine lebendige Gemeinde mit Ausgrabungen, unterirdischen Minen, kostümierten Charakteren, Kutschenfahrten und Geschäften, Gewerben, Schulen und Wohnhäusern aus den 1850er Jahren zum Leben. Das Freilichtmuseum wird von AURA unterstützt, einer abendlichen Ton- und Lichtshow, die die Geschichte und Bedeutung des Goldes in unserer Region veranschaulicht. Sovereign Hill wurde 1970 eröffnet. Es entstand aus einer Vision in den 1960er Jahren, als Gemeindegruppen versuchten, das pulsierende Goldrausch-Erbe der Stadt und die Geschichte seines Einflusses auf unsere Nation zu bewahren. Heute ist Sovereign Hill eine australische Tourismusikone und Gewinner bedeutender Tourismuspreise und zieht jährlich etwa 450’000 Besucher an. Das Freilichtmuseum geniesst internationalen Ruf als lebendiges Museum mit seltenen Handwerken, Arbeitsmaschinen und Exponaten, kostümierten Darstellern und Besucherbeteiligung.

About Sovereign Hill

Der Besuch von Sovereign Hill hat mich total begeistert. Obwohl man am Aus- und Umbauen ist, war ich von den vielen Exponaten und Häusern, den tollen Vorstellungen/Demos und den sehr engagierten Darstellern fasziniert. Ich habe sehr viel gesehen und entdeckt. Ich habe den Rundgang durch die Diggings, die self-guided Minentour, die Herstellung von Drops (die Brown Co. Confectionery gibt es seit den 1850ern, sie wurde 1970 vom Park als Geschäft weitergeführt), das Giessen von Goldbarren (echtes 24 Karat Gold, der gegossene Barren kostet rund 250’000 AU$), ein nettes Gespräch in einem der liebevoll aufgebauten Häuschen sowie ein Pastete aus der Bäckerei genossen.

Und wenn ich schon von meiner Begeisterung berichte, dann muss ich auch über die gigantische Begeisterung schreiben, die sich bei den Funden der grössten Goldnuggets der Welt verbreitet hat. Denn viele der grössten Goldnuggets stammen nicht nur aus Australien, sondern sogar aus den Victorian Goldfields.

Über den Link kann man die ganze Geschichte lesen. Ich habe auf jeden Fall Replicas von „The Welcome“ aus Ballarat und in der Deborah Mine „Hand of Faith“ (27.2kg) gesehen. Letzteres wurde 1980 in der Nähe von Bendigo und ist einerseits das grösste Nugget, das mit einem Metalldetektor gefunden wurde und andererseits das grösste noch existierende Nugget. Aber so einfach wie auf dem Bild lassen sich 70kg Gold auch nicht tragen!

Mit diesen unzähligen Eindrücken bin ich am Nachmittag, nach einem Zwischenhalt bei Apollo Motorhomes in Melbourne (um ein mechanisches Problem der Markise zu beheben) dann im BIG4 Holiday Park Melbourne eingetroffen. Von dort werde ich mit ÖV und zu Fuss die Stadt erkunden.

1 Kommentar zu „Viele Erlebnisse in den Victorian Goldfields

  1. Wie ein aktueller Bericht von ABC zeigt, kann man im Golden Triangle auch heute noch grosse Nuggets (2.6kg!) finden: https://www.abc.net.au/news/2023-03-28/victorian-gold-prospector-s-240k-payday-2-point-6-kg-nugget/102153876

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