Nach einer 370km langen und langweiligen Fahrt von Hahndorf entlang von endlosen, abgeernteten Getreidefeldern bin ich gestern im Riverside Holiday Park in Dimboola (VIC) angekommen. Auf dem wunderbaren und gepflegten Campingplatz waren wir nur etwa 4 Camping-Gäste – es hatte als mehr als genügend Platz für alle. So habe ich einen schön schattigen Platz fast direkt am Wimmera River erhalten. Paradiesischer kann man eigentlich nicht campen!


Das Magische an diesem Nachmittag war aber eines der ikonischen Tiere Australiens: Ein grosser Schwarm weisser Kakadus (es sind wohl Little Corellas Cacatua sanguinea), hat sich sehr laut, äusserst lustig und total überdreht den Campingplatz zum Spielplatz auserkoren. Da kann ich stundenlang zuschauen und mich freuen. Die Kakadus können (in Gefangenschaft) übrigens bis zu 100 Jahre alt werden und sind lebenslang als Paare unterwegs! Kein Wunder, haben sich die Vögel immer sehr viel zu erzählen.
Ein Paar schwarze Kakadus habe ich auch noch entdeckt! Die sind aber viel (!) leiser und sind nicht in Schwärmen unterwegs.
Kleiner Corella (Cacatua sanguinea)
Sie werden auch Kurzschnabel-Corella oder Kleiner Kakadu genannt und werden bis zu 39 Zentimeter lang und haben eine Flügelspannweite von bis zu 90 cm. Sie haben eine graue Haut um die Augen und einen hohen Kamm im Vergleich zum Langschnabel-Corella. Über dem oberen Schnabel, der nur geringfügig länger als der untere Schnabel ist, befindet sich ein Hauch von Rosa, und unter den Flügeln befinden sich gelbe Federn. Kleine Corellas kommen in ganz Australien mit drei Unterarten vor.
Gegen Ende des Nachmittags verschwanden die Kakadus aber vom Gelände, wahrscheinlich muss auch mal etwas Futter gesucht werden. Sobald die Horde verschwunden ist, waren die zahlreichen leiseren Vögel wieder besser zu hören.
Mit dem Sonnenuntergang kamen aber alle Kakadus wieder zurück und suchten sich ihre Schlafplätze hoch oben in den Bäumen des Campinglatzes.

Diesen Audiotrack habe ich mit dem Smartphone aufgenommen, um diese unglaubliche Stimmung festzuhalten. Vielleicht nicht sehr professionell, aber immerhin.
Am nächsten Morgen habe ich mich dann an das östliche Ende des Little Desert NP aufgemacht. Denn aus diesem Grund bin ich ja nach Dimboola gekommen!
Der Little Desert NP wurde 1968 auf einer Fläche von nur 9.45 km² gegründet. Eigentlich wollte der Staat das Land verkaufen. Es gab aber sehr grossen Widerstand mit landesweiter Unterstützung. Die Kleine Wüste verfügt zwar über genauso viel jährlichen Niederschlag wie die sie umgebenden landwirtschaftlich genutzten Flächen, besteht allerdings aus tiefreichendem sandigen Boden, der das Wasser wesentlich schlechter speichern kann. Deshalb ist dieses Gebiet für Landwirtschaft nur schlecht brauchbar. Somit konnte auch kein akzeptabler Preis erzielt werden, und der Gliedstaat Victoria liess sich dann doch noch von der Idee eines Nationalparks überzeugen. Ein Jahr später wurde dem Nationalpark 353km² Fläche hinzugefügt. In der Folge wuchs die Parkfläche bis zum Jahr 1988 auf seine heutige Grösse von 1’320 km² an.
Die Wüste besteht in den einzelnen Bereichen aus recht unterschiedlichen Bodenformationen, die verschiedenartige Vegetationszonen ermöglicht haben. Hier leben ungefähr 670 verschiedene Pflanzenarten, die etwa ein Fünftel der Artenvielfalt Victorias ausmachen. Zudem kann man in diesem Gebiet über 220 unterschiedliche Vogelarten antreffen, darunter das Thermometerhuhn mit seiner äusserst bemerkenswerten Brutmethode, verschiedene Arten von Zaunkönigen, Currawongs und Hongifressern. Es sind auch Fuchskusus, Kurzkopfgleitbeutler und Bartagamen anzutreffen.
Die beste Zeit für einen Besuch des Nationalparks ist eigentlich zwischen August und Oktober, in der die Flora voll in Blüte steht.
Nachdem ich die zahlreichen Spinnweben zwischen den typischen Büschen über dem sandigen Pfad zum Pomponderoo Hill Outlook weggewischt hatte, konnte ich den Ausblick über die Landschaft geniessen. Allerdings sind wir heute am Anfang einer kleinen Hitzewelle mit bis zu 38°, daher war es schon am Morgen ziemlich heiss.

Den Rest des Morgens und den Mittag habe ich daher an den beiden Nationalpark-Campgrounds von Horseshoe Bend und Ackle Bend verbracht. Ich war fast der einzige Besucher. Ich setzte mich für eine lange Zeit ruhig an den Fluss und konnte eine grosse Anzahl von Vögeln beobachten. Die sind teilweise wirklich winzig! Sogar einen Kookaburra habe ich nicht nur gehört, sondern auch gesehen. Im Fluss sprangen ab und zu Fische aus dem Wasser und sogar eine Schlange sich über den Fuss an’s andere Ufer geschlängelt! Was man alles beobachten kann, wenn man sich etwas Zeit nimmt. Das hat mir sehr gut gefallen.



So kann ich heute Abend nochmals dieses Sonnenuntergangskonzert geniessen. Mit so vielen Eindrücken habe ich diese Nacht ja sicher viel zu träumen. Und am Morgen dann auch nochmal das Guten-Morgen-Konzert! Diese zwei wunderbaren Tage in Dimboola werde ich wohl lange in Erinnerung behalten.
Morgen geht es dann für 4 Tage in den Grampians NP: Mal schauen, ob sich trotz Hitzewelle ein paar Hikes realisieren lassen…
Auf der Webseite von ABC hat es einen interessanten intetessanen Bericht über die „Kakadu-Plage“ und die verschiedenen weissen Kakadu-Arten in Australien.
Hallo Michael
Danke für deine Impressionen! Sehr inter rasant, wenn man selber seit fast zwei Monaten durch diesen riesigen Kontinent reist und voll der vielfältigsten Eindrücke ist, dass man zwischendurch glaubt, fast zu platzen.., 😉
Das mit der Hitzewelle haben wir gerade auch erlebt! Nördlich von Perth im Kilbarra NP war es an einem Tag 45 Grad heiß… da blieb tagsüber nicht mehr viel Energie für Spaziergänge geschweige denn Wanderungen übrig… In der Zwischenzeit sind wir mit unserem Mobilehome unterwegs an die Safety Bay südlich von Perth und genießen tagsüber angenehmere Temperaturen um die 25 Grad. Genieß deine Ferien… auch wir kosten unsere letzte Woche in diesem wunderbaren Land noch in jeder Minute aus. Herzlich, Claudia (&Silvio)
Hallo Claudia
So viele tolle Erlebnisse muss man zuerst mal verarbeiten…
Für heute habe ein richtig schattiges Plätzchen im Stapylton Campground in den Grampians gebucht. Da heisst es halt, früh am Morgen eine kleine Wanderung zu machen. So schön trockenes und sonniges Wetter ist ja auch nicht selbstverständlich.
Wünsche euch noch viel Freude im Südwesten!
Danke für den Kommentar, Michael