Kleiner Rundgang durch Fremantle und Besuch des Fremantle Prison

Heute habe ich das Geschäftszentrum von Fremantle besucht. Nach etwa 15 Minuten zu Fuss entlang einer ehemaligen Müllkippe (Landfill) auf einem Fuss- und Fahrradwegs erreicht man schon eine der beiden kostenlosen Buslinien von Fremantle. Diese führt über etwa 5 Stationen des Rundkurses in das Geschäftszentrum.

Entlang der Route reihen sich zuerst die Strände auf, dann folgen die Marinas und der Hafen. Dort steige ich aus und gehe entlang der High Street durch den Geschäftsbezirk. Da konnte ich es mir nicht nehmen, mir in einem der stylischen Läden die Haare schneiden zu lassen.

Es reihen sich hier sehr viele schöne, alte Häuser auf. Quer geht’s dann durch den Cappuccino-Strip (der heisst wirklich so) bis zu den Fremantle Markets, welche aber nur Freitag bis Sonntag offen sind.

Dahinter erreicht man dann das Fremantle Prison, die einzige UNESCO World Heritage Site von Westaustralien. Durch das Gefängnis kann man Touren zu verschiedenen Themen (Convicts, Prisoners, Tunnels, …) machen. Ich war um 11 Uhr gerade rechtzeitig zur stündliche Convict-Tour. Diese führt durch die Geschichte der aus Britannienund Irland Deportierten des 19. Jahrhunderts. Die damalige Swan Kolonie wollte die Infrastruktur eigentlich nur mit den Siedlern aufbauen, sie kamen aber nicht vorwärts. Notgedrungen hat man dann in der Heimat nach Convicts angefragt, welche die Stadt bauen sollten. Dort war man noch so froh und schickte erste Schiffe los. Die Gefängnisse waren voll mit Kleinkriminellen, welche man gerne nach Australien deportierte.

Als das erste Schiff ankam, hatte man nicht einmal ein Gefängnis. Man brachte sie im damaligen Esplanade Hotel um. Das ist heute ein 4* Hotel, früher eher nicht… Die Gefangenen mussten dann zuerst einmal den Kalksteinhügel als Steinbruch abtragen und aus den Steinen den ersten Trakt des Gefängnisses bauen.

Das Regime war unbarmherzig. Am Tage wird gearbeitet, es gibt einen klaren Takt für das Essen, und war nur nachts in den kleinen Zellen. Aber das Wichtigste war die anglikanisch Gehirnwäsche. Die anglikanische Kirche war das zentrale und hellste Gebäude im Gefängnis. Nur wer sich nachweislich bekehren liess, hatte die Chance auf die nächste Stufe, wo er sich frei bewegen und die übernächste Stufe der Freilassung erreichen konnte. Aber die Freilassung war immer nur auf Probe und die ehemaligen Häftlinge mussten jährlich eine Art Steuer bezahlen. Denn man wollte die ehemaligen Häftlinge ja in Arbeit behalten. Kein einziger Häftling ist jemals in die Heimat zurückgekehrt.

Wer nicht parierte, würde drastisch bestraft. Einzelhaft, Kettenlegung und Auspeitschungen von Einzelnen sollten die anderen gefügig machen. Es gab keinerlei Rechtssicherheit. Jeder Einzelne war auf das Urteil des Kommandanten angewiesen, ob und wann er seine Strafe abgeleistet hatte. Arbeitssklaven, Arbeitslager: Das sind die Begriffe, die einem in den Sinn kommen.

Da man nicht verhindern konnte, dass auch Convicts aus Irland geschickt wurden, musste man sogar noch eine katholische Kirche in einen der Trakte einbauen. Die hatte dann aber aus baulichen Gründen nicht so schön grosse, helle Fenster.

Unser Guide hat die Tour einfach excellent gemacht, habe selten eine so fesselnde Führung mitgemacht.

Aber das Verrückte ist, dass das Gefängnis auch noch bis Ende der 1980er Jahre auch für lokale Verurteilte (Prisoners) genutzt wurde. Allerdings separiert von den Convicts. Und man baute auch noch einen Trakt für Frauen (Prisoners), denn Convicts waren ausschliesslich Männer. Bis zum Ende gab es in den Zellen der Prisoners keine Toiletten, sondern nur Eimer! 1988 brach eine Revolte aus und ein Trakt wurde niedergebrannt. Erst dann war die Verwaltung zu einer Verbesserung gezwungen. 1991 wurde ein neues Hochsicherheitsgefängnis in Betrieb genommen und aus dem Fremantle Prison ein Museum gemacht.

Wer die eindrückliche Geschichte detaillierter lesen möchte, findet einen ausführlichen Beitrag in Wikipedia (in Englisch).

Auf der Fahrt zurück machte ich beim Busstop noch ein paar Fotos der zahlreichen Wandmalereien (Street Art), welche man überall in der Stadt findet. Und ich musste auch ein paar der alten Häuschen fotografiern. Hier und in den zahlreichen Läden und Restaurants zeigt sich die Kreativität der Einwohner von Fremantle sehr gut. Das macht richtig Lust, eines der Lokale zu besuchen.

Den letzten Nachmittag im Fremantle Village und den starken Wind (den Fremantle Doctor) nutzte ich dann noch für eine allerletzte Wäsche in Australien.

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