Die Geisterstadt Cossack erinnert an die alte Zeit der Perlen- und Perlmuttindustrie

Die makellos restaurierten Gebäude aus Blaustein in Cossack bieten einen seltenen Einblick in die Vergangenheit der Region. Ansonsten herrschen hier moderne und funktionale Industrieorte vor.

Ursprünglich war Cossack bekannt als Tien Tsin. Benannt nach der Barke, mit der Walter Padbury und seine Mannschaft an der Mündung des Harding River landete. Cossack war entscheidend für die frühe Entwicklung des Nordwestens Australiens. Cossack war ursprünglich ein Perlenhafen, bis die Industrie 1886 nach Broome zog. Der Ort war ein früher Knotenpunkt für Goldsucher in der Region und ein Hafen für Hirten in der Pilbara.

Nach der Eröffnung der Anlegestelle in Point Samson wurde die Stadt 1910 aufgelöst und 1950 aufgegeben. Die wunderschön restaurierten Gebäude aus Blaustein in der Geisterstadt Cossack zeugen von der enormen Bedeutung dieser Kleinstadt in den 80er und 90er Jahren des 19. Jahrhunderts und bieten einen fantastischen Einblick in die Nöte und Erfolge der ersten Siedler.

Man kann dem Cossack Heritage Trail über einen 3 km langen Spaziergang erleben oder man fährt besser mit dem Auto entlang der verstreuten Haltepunkte des Trails: Darunter befindet sich der Tien Tsin-Aussichtspunkt mit herrlichem Blick auf den Indischen Ozean, der europäische und asiatische Friedhof und das Gerichtsgebäude, heute das Museum des Ortes. Die einzelnen Halte der Tour sind mit detailliert erklärenden Schildern ausgestattet.

Auf dem europäischen und japanischen Friedhof konnte man die über 100 Jahre alten Grabsteine besichtigen.

Auch die Aussicht vom Reader Head Lookout, wo übrigens der nördlichste und dritte Leuchtturm Westaustraliens stand, über Settlers Beach und die Umgebung von Cossack war auch beeindruckend. Das Dach des Ausgucks hatte zwar ein Zyklon zerstört, aber der Wind kühlte dort oben guttuend.

Wenn man etwas später als ich ankommt, kann man sogar ein Mittagessen im Café des restaurierten Zollgebäudes geniessen.

Da der Ort sehr schön gelegen ist, kann man von hier aus auch kajaken, angeln oder einen schönen Strandspaziergang an der Settlers Beach machen.

Aber es gibt auch eine andere Seite dieser Stadt.

Die dunkle Seite der ursprünglichen Perlen- und Perlmuttindustrie

Die verlassene Stadt Cossack, in der ich heute zu Besuch war, war einst ein pulsierender Hafen, der in den Anfängen der Perlenindustrie als Basis diente. Wenn wir an Perlen denken, stellen wir uns glamourösen Schmuck und elegante Models vor. Oder vielleicht erinnern wir uns an die schönen Legenden, die diese Ozeanjuwelen umgeben. Manche Leute sagen, Perlen seien die Tränen von Winkeln oder Meerjungfrauen, andere glauben, sie seien als Blitzeinschläge im Wasser entstanden, und wieder andere glauben, sie seien das Ergebnis des Mondes, der den Ozean in seinem Licht badet und Perlmutt Austern mit himmlischen Tau imprägniert. Aber so schöne Visionen und Geschichten verbergen eine Branche, die auf die brutalste Art und Weise begann. Denn hier in der Pilbara der 1860er Jahren war die Perlenindustrie von einem tragischen Leid geprägt: Der Ausbeutung der Aborigines. Während dieser wilden und rauen Tage ritten Männer mit Gewehren und Peitschen durchs Land und führten Razzien in den Lagern der Aborigines durch, um Männer, Frauen und Kinder der Aborigines für die Verwendung als Perlentaucher zu fangen. Die Gefangenen wurden am Hals gefesselt und marschierten über das Land zur Küste. Einige dieser Menschen wurden auf Inseln ausgesetzt, wo sie an Perlenhändler verkauft wurden. Frauen sollen auf diesen Inseln als Prostituierte festgehalten worden sein, um den Launen der Perlmuttbesucher entgegenzukommen. Einmal an Perlmutt-Taucher verkauft, schliefen die Aborigines nachts auf dem Deck eines Mutterschiffs und fuhren tagsüber mit Schlauchbooten zum Perlmutt-Gelände. Zuest sprangen sie ins Wasser, um die Haie abzuschrecken, bevor sie die unerbittliche Aufgabe übernahmen, immer wieder in der Bucht zu tauchen auf der Suche nach Muscheln. Sie tauchten jeweils bis zu sechs oder sieben Faden tief (etwa 11 bis 13 Meter). Einige der Taucher ertranken, ihre Körper glitten lautlos auf den Grund des Ozeans, andere wurden von Haien angegriffen, was den Ozean purpurrot färbte. Die Nachricht von solchen Schrecken verbreitete sich jedoch langsam, und erst in den 1880er Jahren war die Behandlung der Aborigines zu einem öffentlichen Skandal geworden. Zunehmende Empörung bedeutete, dass die Zeiten der tauchenden Aborigines langsam ausliefen und durch eine vielfältige Mischung asiatischer Leute ersetzt wurden. Die wurden im Gegensatz zu den Aborigines für ihre Bemühungen bezahlt. Natürlich ist Perlmutt heute eine professionelle Industrie. Aber ich denke, wenn wir das nächste Mal die Schönheit einer Perle Westaustraliens bestaunen, sollten wir uns Gedanken über die Aborigines machen, die in den dunkelsten Tagen der Branche so entsetzlich gelitten haben.

Bei Wexham kann man dann auch noch ein paar Schaustücke der früheren Vergangenheit inspizieren.

Soo viel kleiner als der Truck ist mein Campervan doch gar nicht?

4 Kommentare zu „Die Geisterstadt Cossack erinnert an die alte Zeit der Perlen- und Perlmuttindustrie

  1. Was für eine Reise. Jeden Tag gibt es wieder neue wunderschöne Bilder. Da wird man neidisch.

    1. Ja, ich kann’s kaum selber fassen, was ich hier erleben darf. Im Nordwesten in der Pilbara ist die Diskrepanz zwischen der überall präsenten Schwerindustrie und der Weite und Schönheit der Natur kaum zu begreifen. Die sehr präsenten Staubablagerungen der Industrie nennt man hier „Pilbara Pink“…

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