Viele Leute sagen, Esperance hätte die schönsten Strände von Australien. Diese reihen sich über gut 20km am ‚Great Ocean Drive‘ und in den westlich und östlich gelegenen Nationalparks (Cape Arid, Cape Le Grand, Stokes, Fitzgerald River) auf. Twilight Beach wurde 2008 zum schönsten Strand Australiens und auch schon zum beliebtesten Strand von WA gewählt.
Der Sand ist äusserst fein (soll sogar unter den Füssen quitschen), weiss und sehr sanft abfallend. Die Strände sind vielfach romantisch von Granitblöcken gesäumt. Nur die Wassertemperatur ist südpazifik-mässig im Frühling (ausser in den recht häufigen geschützten Lagunen) doch eher auf frischen Seite. Was die Einheimischen nicht davon abhält, sich fröhlich in die Fluten zu stürzen.
Der Sand ist so fein, dass man darauf sogar mit dem Auto fahren kann, was mich etwas an die schrecklichen Autostrände von Dänemark oder Florida erinnert hat. Zum guten Glück ist das nur auf den entfernteren Stränden möglich, mehr als ein/zwei Autos pro Strand wird’s nicht haben. In den NP kann man vielerorts direkt am Strand (offiziell und mit etwas Infrastruktur) campen. Diese befinden sich alle im Umkreis von etwa 150km westlich und östlich von Esperance. Da darf man den Strand dann auch mit Kängurus teilen.
Vier Nächte bin ich im Esperance Seafront Caravan Park stationiert, um tagsüber die umliegenden NP auszukundschaften und einige der Strände auszuprobieren. Nachmittags scheint die Windrichtung jeweils von Land auf Meer zu wechseln. Der recht strenge Seewind lässt dann nur noch ein paar wenige windgeschützte Ecken der Strände zum Geniessen übrig. Die Sonne scheint ja schon ab etwa 04:45, dunkel ist es nach 19 Uhr. Man sollte sich also mehr nach der Natur als nach der Uhrzeit richten. So scheint das hier auch generell zu funktionieren.
Esperance ist mit über 14’000 Einwohnern für den Südwesten/Süden sehr gross. Gewachsen ist es ab 1865 mit den Goldfeldern von Dundas, Coolgardie und Kalgoorlie. Anfang des 20. Jh. versuchte man es nicht gerade erfolgreich mit Getreideanbau. 1935 war das Experiment an der schlechten Bodenqualität gescheitert. 1949 fing man aber erneut mit der Forschung an und fand heraus, das durch den Einsatz von Superphosphaten sowie Spurenelementen wie Kupfer und Zink das Getreide erfolgreich angebaut werden konnte. Esperance befindet sich inzwischen am östl. Ende eines riesigen Getreidegürtels. Das Getreide wird in Albany und Esperance verschifft. Da momentan geerntet wird, sind sehr viele Roadtrains (2 Anhänger, bis 36m lang) unterwegs, welche das Getreide von und zu den regionalen, mächtigen Getreidesilos und -hallen transportieren. Hier kann man tatsächlich mehrmals mehr als hundert km nur durch Getreidefelder fahren!
Die Fahrer der Roadtrains sind übrigens alle sehr anständig und blinken, wenn die Strasse übersichtlich und frei ist, damit man sie überholen kann. Bei Seitenwind (was eigentlich der Normalfall ist) schüttelt’s den Van dann bei 120km/h ziemlich durch wenn man in und aus dem Windschatten des Roadtrains kommt. Aber man ist ja sowieso dauernd etwas am Slalomfahren bei diesen meist offenen Landschaften und diesen Windverhältnissen.
Das Gebiet ist aber neben der Landwirtschafts- und Bergbau-Nutzung auch sehr reichhaltig an Flora und Fauna und ein grosser NP (Fitzgerald River) ist offizielles UNESCO Biosphärenreservat wegen der grossen und spezifischen Biodiversität: ‚Das wichtigste mediterrane Ökosystem-Reservat der Welt‘, laut UNESCO.
Untenstehend zwei, drei Eindrücke (ohne Bildbearbeitung!) der Strände am Great Ocean Drive.
Seitdem die roten Algen bei einem Sturm aus dem See gespült wurden, ist der berühmte ‚Pink Lake‘ am Great Ocean Drive eigentlich ein ‚White Lake‘:
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