Gestern war mit leichtem Ostwind und schwülwarm-sonnigem Wetter ein idealer Strandtag. Mich hat etwas überrascht, dass der Strand nicht mehr besucht war. Aber die Leute verteilen sich halt schon sehr gut. Ich habe den Strand am Morgen mit der gewohnt langen Wanderung und nochmals nachmittags nach einem leckeren Lachsfilet auf dem Balkon der Ferienwohnung ausgiebig genossen.
Heute war, nach der nächtlichen Regenzone, ab Mittag wieder sonniges Wetter mit stürmischem Westwind angesagt. Das ist dann wegen des Windes eher kein Strandtag. Daher habe ich mir überlegt, ob ich am Nachmittag rund um das Nachbardorf Ahrenshoop den vom Tourismusverband auf Komoot vorgeschlagenen, 12.7km langen Kunstpfad Ahrenshoop machen will. Dieser startet direkt an einem Parkplatz, aber die sehr hohen Parkplatzkosten (für 4h Parkdauer) schrecken mich ab. Es gibt nur einen versteckten, günstigen Parkplatz, wo das Tagesticket nur €3 kostet: Aber ich habe nur €2.50 in Münzen… Also entscheide ich mich, doch noch mein Faltvelo aus dem Kofferraum des Autos auszupacken und mit diesem die rund 3km ins Nachbardorf zu fahren, um die Wanderung dort zu starten.
Aber die Fahrt in der Sonne und mit etwas Rückenwind entlang des hohen Ufers Richtung Ahrenshoop machte so viel Spass, das aus der Wanderung schlussendlich eine 30.5km lange Rundfahrt um das Fischland und durch den Darss wurde!
Die Fahr startet nach der Anfahrt durch Wustrow an der Seebrücke und geht zuerst entlang des Strandes und dann des hohen Ufers. Auf der südlichen Seite habe ich einen beeindruckenden Ausblick auf die Wellen und das Steilufer. Weiter Richtung Ahrenshoop führt der Weg allerdings hinter Bäumen durch und man hat eigentlich kaum mehr einen guten Blick auf die Klippen.
Das Hohe Ufer zwischen Wustrow und Ahrenshoop auf der Halbinsel Fischland-Darss-Zingst ist 3.2km lang und 16 Meter hoch.
Es ist eine Stauchendmoräne, entstanden durch das skandinavische Eis vor mehr als 10’000 Jahren und danach durch die Meeresbrandung geformt. Diese sorgt auch weiterhin für eine stetige Veränderung des sogenannten aktiven Kliffs. Bis zu fünf Meter kann der jährliche Küstenabbruch betragen. Bei einem Spaziergang (im nicht gesperrten Bereich) unterhalb des Kliffs lassen sich im hohen Steilabbruch nistende Uferschwalben beobachten. Das Hochufer lädt zum Wandern oder zum Radfahren ein. Bei klarem Wetter kann man von hier aus sogar das dänische Festland sehen. Der schmale Fussweg entlang der Steilküste ist sehr abwechslungsreich. Er führt durch kleine Waldstücke und vorbei am typischen Bewuchs des Landstrichs, bestehend aus Sanddornbüschen und Heckenrosen.
Nach kurzer Zeit komme ich schon auf dem Bakelberg an und geniesse den Ausblick. Mit seinen 18 Metern über dem Meeresspiegel ist er der höchste natürliche Punkt der Halbinsel Fischland-Darss-Zingst. Kurz danach eröffnet sich der Blick auf den Wellenbrecher am Strand von Ahrenshoop.
Nun muss ich mich etwas durch das wuselige Ahrenshoop kämpfen. Hier ist ganz schön viel los: Baustellen, Fussgänger, Fahrradfahrer und Autos teilen sich den knappen Platz. Nach dem Ortsausgang geht es aber mit recht gutem seitlichem Rückenwind auf dem geraden Deich Richtung Darsser Wald und Weststrand. Die Kette des Fahrrads scheint wie neu geölt, so einfach und schnell geht es vorwärts. Aber in meinem Hinterkopf meldet sich schon die Stimme, dass das auf dem Rückweg vielleicht etwas anstrengender werden könnte. Aber der Wind soll doch am späteren Nachmittag etwas abflachen…
Kaum habe ich darüber nachgedacht, stehe ich schon Weststrand! Ich bewundere nochmals die Kiefern und die Wellen am Strand. Das ist heute eine ganz andere Szenerie als letzten Freitag (siehe mein Blogbeitrag). Jetzt sind die Strandwanderer gut in Outdoorjacken eingepackt und die wenigen Strandbesucher verziehen sich in ihre Strandmuscheln.
Dünen, ob künstlich oder natürlich, bilden zusammen mit dem Strand ein schützendes Sanddepot gegen Überflutung und Landverlust. Für den Küstenschutz bleiben sie die erste und häufig auch einzige Barriere.
Doch natürliche Dünen sind selten an der deutschen Ostseeküste. Damit höhere und ausgedehnte Dünenfelder entstehen, muss das Meer genügend Sand liefern, den der auflandige Wind vom Spülsaum zu den Dünen aufweht. Im Nationalpark können sie sich natürlich entwickeln, wie zum Beispiel die grösseren aktiven Dünen am Darsser Ort oder bei Pramort.
Dünen gehören zum jüngsten Land im Nationalpark. Die Weiß- und Graudünen sind besonders trittempfindlich. Ein einziger Tritt kann wachsende Pflanzen oder gar die dünne Humusschicht zerstören. An diesen Stellen bläst dann der Wind hinein und reisst grosse Löcher in die Dünen, Dies beeinträchtigt nicht nur den Küstenschutz, sanden auch die Entwicklung einer Pflanzendecke, bis hin zum Wald.
Auch der Wald gehört zur Düne! Im Nationalpark lassen sich jahrhunderte- oder mehrere tausend Jahre alte Dünen im Wald entdecken. Wer den Darsswald durchwandert, quert alte Dünentäler (Riegen) und Dünenrücken (Reffe). In den feuchten Riegen bilden sich Erlenbrüche und auf den Reffen wachsen Buchen und Kiefern.
Ich mache mich nun auf den Weg durch den weitläufigen und einsamen Darsser Wald nach Born. Gut hat es an jeder Wegkreuzung Wegweiser. So kann ich den Wegweisern nach Born folgen und freue mich über die stetig abnehmenden Kilometerangaben von 5.1km bis 0.4km. Die Wegweiser führen mich nicht über den grossen Stern, sondern etwas südlich über den Ibenhorster Weg. Wildschweine oder Rotwild habe ich aber nicht entdeckt, obwohl ich ganz alleine auf den Wegen unterwegs war.
Im sehr lauschigen Born a. Darss angekommen, mache ich einen kurzen Zwischenstopp am Hafen, um mich an der Sonne etwas aufzuwärmen. Ich erinnere mich, dass schon 2016 mit dem Fahrrad die Boddendörfer Wieck und Born besucht habe (siehe mein Blogbeitrag von damals). Am Hafenkiosk ist ganz schön was los, aber ich finde eine freie Bank mit Aussicht auf das kleine Hafenbecken.
Nun geht es quer durch das idyllische Born. Ich bewundere die vielen wunderschönen Häuser, allerdings sind das auch hier meistens Ferienwohnungen. Wer einen sehr entspannten Urlaub verbringen möchte, ist hier richtig. Mir wäre allerdings der Ostseestrand etwas zu weit weg…
Nach dem Ort geht es auf einen Damm, der für rund 5km entlang des Polder Werren führt, welche früher als Grasland (unter dem Meeresspiegel) trockengelegt war, nun aber als Ausgleichsmassnahme renaturiert wurde. So fährt man gefühlt mitten durch den Bodden. Eine ganz ungewohnte Erfahrung: Rechts im Norden die weitläufige Brackwasserfläche des ehemaligen Polders Werren und links im Süden der Saaler Bodden.
Beim Sperrwerk mache ich einen kurzen Halt, um die Informationstafeln zu lesen und die Aussicht nach Norden und Süden zu geniessen.
Durch die Renaturierung des Polders Werre entsteht im westlichen und zentralen Bereich des Polders Werre auf ca. 109ha eine freie Brackwasserfläche mit Tiefen zwischen ca. 0,7 bis 1,2 m. An den Uferzonen dieser Wasserfläche werden sich relativ schnell typische Schilfröhrichte ausbreiten, Der östliche Teil des Polders wird aufgrund der Höhenverhältnisse nur gelegentlich überflutet. Diese ca. 48ha grosse Fläche soll mit Hilfe einer standortangepassten Beweidung als Salzgrasland entwickelt werden. Infolge der geänderten Wasserstände werden auf den Flächen die derzeit vorhandene Saatgraslandnarbe zurückgehen und sich allmählich typische salztolerante Arten entwickeln.
Die Entwicklung der Salzgrünlandarten wird durch eine extensive Beweidung der Renaturierungsfläche unterstützt. So verhindern die Rinder eine Verschilfung der Flächen. Durch den Tritt der Weidetiere werden zudem Vegetationsreste und Überschwemmungsgut in die Grasnarbe eingearbeitet. Die damit einhergehende Verdichtung führt, unterstützt durch Überflutungen, zum Luftabschluss und somit zur Bildung des erwünschten Salzwiesentorfes. Salzgrünland ist als Biotoptyp im südlichen Ostseeküstenraum selten geworden und stellt einen wertvollen und einzigartigen Lebensraum für hochspezialisierte Pflanzen und Tiere dar.
Die Überstaufläche wird in nördlicher und westlicher Richtung durch ein Dammbauwerk begrenzt. Dieses schliesst südlich an den Hochwasserdeich zum Saaler Bodden und östlich an eine Geländeaufhöhung an.
Im Einzelnen wurden folgende Maßnahmen ausgeführt:
- Errichtung eines Dammes am Westufer der Werre und südlich der Neuen Werrestrasse einschliesslich Herstellung von Dammüberfahrten
- Einbau eines Sperrwerkes in den vorhandenen Hochwasserschutzdeich mit Sicherung des Deichverteidigungsweges
- Neuordnung des hydrologischen Systems in der Werre (Grabenumverlegung, -verfüllung, Errichtung von Stauschächten und Durchlässen, Verfüllung vorhandener Durchlässe)
- Herstellung einer Geländeaufhöhung am Ostufer der Werre als künftige, hochwassersichere Rückzugsfläche für Weidetiere
- Holzungen und Rodungen
Es geht ganz schön in die Oberschenkel, als ich auf der offenen Fläche und dem geraden Weg direkt gegen den Westwind mit 40km/h ankämpfen muss. Da haben die mir entgegenkommenden Radfahrer natürlich gut lachen, wenn sie vom Wind geschoben werden.
Nach dieser anstrengenden Strecke erreiche ich den Hafen Althagen. Für mich ist das der schönste kleine Hafen auf der Boddenseite. Ich finde gleich eine Bank auf der Sonnenseite des Hafenbeckens. Ein Paar Radfahrer leistet mir auf der Bank kurz darauf Gesellschaft. Wie im deutschsprachigen Raum üblich, wird aber nur ein Hallo und Tschüss ausgetauscht. Das würde in anderen Ländern als unfreundlich ausgelegt – ich hätte mich über einen kleinen Schwatz gefreut.
So konnte ich mich aber an der Sonne aufwärmen und die Einfahrt von zwei Zeesenbooten sowie eines grossen Kursschiffes beobachten. Ich wunderte mich, wie es dieses durch die schmale Einfahrt schafft. Das Kurschiff bietet die einmalige Gelegenheit, dass man eine Strecke mit dem Schiff fahren kann und den Hin- oder Rückweg dann mit dem Fahrrad absolvieren kann!
Gute Fotos sind im Gegenlicht aber fast unmöglich – das ist der Nachteil der Bank auf der Sonnenseite.
Ein kurzer Besuch in der Räucherei ist leider nicht erfolgreich, denn alle Räucherfische sind kurz vor 16 Uhr ausverkauft. Sehr gut für die Verkäufer, schade für mein Abendbrot.
Nun geht es noch das letzte Stück zuerst entlang der boddenseitigen Häuser von Althagen / Niehagen und dann entlang der Hauptstrasse zurück nach Wustrow. Nach 30.5km und fast vier Stunden erreichte ich die Seefahrtschule und parkte das Velo im Fahrradkeller.
So konnte ich mir auf dem sonnigen Balkon noch gemütlich ein Radler genehmigen und vor dem Abendessen nochmals den abwechslungsreichen Ausflug gedanklich nachvollziehen. Ich erkenne, das die Rundfahrt (wegen des Westwinds) in die entgegengesetzte Richtung etwas angenehmer gewesen wäre. Aber ich hatte ja eigentlich eine Rundwanderung geplant…























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