Seit vorgestern bin ich für zwei Nächte bin ich auf der Camping-Insel Dragsö gleich neben dem historisch bedeutsamen Karskrona auf einem sehr schönen, aufpreisfreihen Stellplatz, der trotzdem etwas Aussicht bot. Ich hatte sehr viel Platz, da die Nachbarplätze alle unbelegt waren. Mitten in der Nacht zu gestern zogen viele graue Wolken auf und gestern Morgen nieselte es sogar einmal ein bisschen. Das war ziemlich ungewohntes Wetter, wenn man den wochenlangen blauen Himmel bedenkt. Ab dem Mittag war es wieder trocken und die Sonne lugte manchmal zwischen den Wolken durch. Da sattelte ich das Fahrrad und machte eine Rundfahrt in das 3km entfernte Karslkrona. Das geht über die vielen Granithügel- und -inseln ganz schön rauf und runter! Für einen Fotobericht verweise ich gerne auf meine Fahrradrundfahrt durch Karlskrona vor 9 Jahren, denn da war das Wetter etwas besser. Die Fotos von gestern sind in etwa die selben.
Rundfahrt durch den Schärengarten vor Karlskrona
Heute war besseres Wetter vorausgesagt, deshalb habe ich mir eine Rundfahrt mit den blau-weissen Linienschiffen durch den weitläufigen Schärengarten vor Karlskrona (Karlskrona Skärgård) vorgenommen. Die Runddfahrt mit der Linie Fisktorget nach Stensham dauert 2.5 Stunden, hat total 20 Stopps und kostet nur 118 SEK (knapp CHF 10.-)! Im Mai fährt das Schiff donnerstags bis sonntags zwei Mal pro Tag. Und es hält sogar am Steg von Dragsö!
Schärengarten vor Karlskrona (Karlskrona Skärgård)
Schwedens südlichster Archipel besteht aus 1’650 Inseln, Inselchen und Felskuppen – von Hasslö im Westen bis Utlängan im Osten. Es gibt von Salzgischt bedeckte, nackte Felsen, urtümliche Küstenwälder, eine grossartige Flora und Fauna, aber auch schöne Badebuchten zu entdecken. Der Karlskrona-Archipel ist Teil des Biosphärenreservats Blekinge-Archipel, das 2011 von der UN-Organisation Unesco aufgrund seiner hohen und einzigartigen natürlichen und kulturellen Werte ausgewiesen wurde.
Also bin ich um 10 Uhr auf dem Steg und habe vorschriftsgemäss den Semaphor gesetzt (sonst hält das Schiff nicht). Schon ging es mit leichter Verspätung los. Auf dem Oberdeck war es ganz schön luftig, denn das Schiff düste sehr schnell über das Wasser und der Wind blies auch noch kalt.
Wir fuhren Kungsholmen, Ytterön, Yttre Park (mit Kabel-Autofähre), Långören, Inlängan an. Da zeigte sich schon, dass der äusserste Stop in Stenshamn nicht so toll sein würde, da hier draussen der Wind stark blies und eine Nebeldecke über die Schären geblasen wurde. Eigentlich wollte ich hier aussteigen, den Leuchtturm und die Robben auf der Nachbarinsel Utlängen besuchen und dann viereinhalb Stunden später wieder mit dem selben Schiff zurück. Doch es war so kalt (respektive ich hatte mich eher auf warmes Sommerwetter eingestellt – was für eine Fehlplanung), dass ich gleich wieder einstieg und die Fahrt mit Halt an fast den selben Anlegern im windgeschützten hinteren, aber auch lauteren Teil des Schiffes genoss. Da konnte ich den mitgebrachten Lunch auch gleich verzehren. Am Schluss der Fahrt boten sich schöne Blicke auf die Hafenanlagen (Marinestützpunkt) sowie auf die berühmten und „very instagrammable“ 49 Häuschen auf Brändaholm.
Die Geschichte von Brändaholm
Eines der bekanntesten und meistbesuchten Touristenziele Karlskronas ist zweifellos das kleine das Inselchen Brändaholm, das etwa drei Kilometer vom Zentrum von Karlskrona entfernt liegt. Brändaholm ist eine Postkartenidylle mit 45 kleinen roten Häuschen, welche wohl Schwedens schönster Schrebergarten. Die Bilder aus Brändaholm werden als typische Schwedenansicht für Postkartenproduktionen verwedent. Brändaholm ist keine echte Insel, sondern ein kleiner Teil von Dragsö, der Campinginsel.
Alle Ferienhäuser auf Brändaholm sind rot mit weissen Rahmen. Auf Brändaholm ist es vorgeschrieben, dass alle Gebäude bedingungslos in Grösse, Form und Farbe im gleichen Stil konstruiert sein. Kein Ferienhaus ist grösser als 32m2 und besitzt eine kleine Gartenterrasse. Die Ferienhäuser und Grundstücke sind vorbildlich instand gehalten und die meisten haben auch einen Fahnenmast mit einem schwedischen Wimpel, der im Wind weht.
Der Bau des Schrebergartengeländes begann 1920 und war, auch nach vielen Protesten, eigentlich behördlich verboten. An einem Sonntagmorgen im März 1920 ruderten sehr früh fünf Ruderer in einem Boot mit Baumaterialien nach Dragsö mit dem Ziel, tagsüber ein Häuschen in Brändaholm bauen. Die Baugenehmigung fehlte natürlich und deshalb war es wichtig, das Häuschen schnell fertig zu bekommen, bevor die Bautätigkeit Aufmerksamkeit erregte. Nach etwas mehr als zwölf Stunden Arbeit wurde um 19 Uhr ein kleines rotes Häuschen mit weissen Rahmen errichtet.
Am Montag, dem 24. März 1920, wurde das Häuschen bemerkt und das erregte grosses Aufsehen in Karlskrona. Mitglieder der Behörden warf einen Blick auf das Häuschen, aber noch wusste niemand, wem es gehörte. Als der Besitzer gefunden wurde, wurde zum Bauamt gerufen, welches verlangte, dass das Häuschen abgerissen werden müsse. Der Besitzer und viele andere setzte sich jedoch dafür ein, dass das Häuschen erhalten bleiben konnte und dass Brändaholm in ein Areal mit Schrebergärten umgewandelt werden sollte. So fiel auch die endgültige Entscheidung in dieser Angelegenheit. Etwas mehr als drei Jahre nach der illegalen Konstruktion wurde am 28. April 1923 der Vertrag des Kolonievereins Dragsö mit der Stadt Karlskrona unterschrieben und 37 Kleingärten in Brändaholm an die Einwohner von Karlskrona verteilt, welche einen Schrebergarten kaufen wollten. Brändaholm wurde dann zu einer relativ billigen Möglichkeit für Arbeitnehmer, eine Pause vom harten Arbeitsleben an der Wochenenden und an Feiertage zu machen, indem man sich z.B. beim Angeln und beim Gärtnern entspannt. Etwa zur gleichen Zeit entstanden weitere Kleingartenvereine, zum Beispiel in Gullberna, nördlich von Karlskrona.
Diejenigen, die 1923 ihre Schrebergärten in Brändaholm kauften, würden es wahrscheinlich schwer haben, das Interesse an diesen Grundstücken und Cottages heute zu verstehen: Diese Gartenhäschen sind unglaublich begehrt, auch wenn nicht jeder ein solches Häuschen kaufen darf. Die Satzung des Kleingartenvereins besagt, dass die Voraussetzung zum Kauf ist, dass man in der Gemeinde Karlskrona registriert ist. Und man muss auch sehr viel Geld haben. Es ist sehr selten, dass eines der Gartenhäuschen überhaupt verkauft wird, weil sie fast immer an Kinder oder Verwandtschaft „vererbt“ werden. Nur wenn die Eigentümer abgereist waren und die Erben nicht in Karlskrona gemeldet sind oder wenn die Erben sich nicht entscheiden können, wer das Gartenhäuschen übernimmt, kommt so ein Häuschen auf den Markt. Vor langer Zeit wurde ein Ferienhaus tatsächlich über einen Makler verkauft und die der absolute Gewinn war riesig, auch wenn die Häuschen von sehr vielen Touristen besucht („begafft“) werden. Das zum Verkauf stehende Häuschen war eines der attraktiven mit Meerblick in alle Richtungen, aber man staunt trotzdem darüber, dass der Preis für ein so kleines Häuschen mit einem so kleinen Grundstück, umgerechnet pro Quadratmeter etwas mehr als 50’000 SEK (rund CHF 4’200/m2) kostet. Das zahlt man auch für attraktive Ferienwohnungen in Östermalm in Stockholm.
Ein Sommernachmittag Campinginsel Dragsö
Um 12:30 waren wir wieder zurück am Anleger von Dragsö. Hier war das Wetter wieder sommerlich warm. So drehte ich die Markise des Campers raus und genoss meine kleine Aussicht von der „Camperterrasse“ anstatt von der Schäreninsel. Dort bekam ich auch Besuch von einem Entenpärchen, dass es sich bei mir gemütlich machte. Das fand ich sehr nett und habe ein paar Haferflocken spendiert. Die nicht aufgepickten Reste haben später dann die Spatzen aufgepickt.
Das war doch ein erlebnisreicher Tag, der mir sehr gefallen hat. Wo kann man schon eine so schöne Rundfahrt für so wenig Geld machen?
Morgen geht es dann nach Kalmar und danach auf Öland: Beide hatte ich auch schon früher besucht.













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