Im Westen und Süden von Australien kann man zu den verschiedensten Jahreszeiten Wale beobachten. Aber man muss sich zuerst etwas kundig machen, damit man nicht eine falsche Vorstellung entwickelt. Daher hier mal die Fakten:
Nachdem die Walpopulation bis in die 1970er Jahre fast ausgerottet war, erholte sie sich nach dem Walfang-Verbot wieder so stark, dass jedes Jahr schätzungsweise 35’000 Wale aus der Antarktis in die wärmeren Gewässer von Westaustralien ziehen. Mit einer 6-monatigen Saison von Juni bis Anfang Dezember ist die Margaret River Region einer der besten Orte, um Wale in Australien zu beobachten.
Buckelwale (Humpback Whale), Südliche Glattwale (Southern Right Whale), Zwergwale (Minke) und Blauwale (Blue Whales) machen alle diese epische Reise. Ihre erste Anlaufstelle ist Flinders Bay in Augusta, wo sie von Juni bis August am besten besucht werden können. Augusta ist einer der wenigen Orte, an denen Sie die Interaktion zwischen Glattwalen und Buckelwalen beobachten können. Buckelwale, die für ihre Beweglichkeit bekannt sind, versammeln sich in Gruppen von Männern und üben diverse aktobatische Kunstücke. Akrobatik spielt eine wichtige Rolle während der Balz. Südliche Glattwale kalben häufig in der Bucht und können manchmal in den Untiefen der Bucht gesehen werden.
Die Buckelwale ziehen dann direkt nach Norden (Gegend von Broome), wo die schwangeren Weibchen, die sich im letzten Jahr paarten, ihre Kälber (Babys) kriegen. Anschliessend kehren sie nach Geographe Bay in die Nähe von Busselton und Dunsborough zurück, wo sie sich von September bis Anfang Dezember ausruhen und ihre Jungen pflegen, bevor sie sich auf in die Antarktis zum grossen Krillfressen aufmachen.
Man kann das Geschehen im Wasser vom Ufer aus, entlang des Cape to Cape Track oder von der Spitze eines Leuchtturms aus beobachten. Oder man bucht eine Walbeobachtungskreuzfahrt von Augusta, Dunsborough und Busselton aus, um die Wale nächster Nähe während der gesamten Saison zu beobachten.
Zwischen Bremer Bay und Augusta ist von Juni bis August Saison. In Busselton/Dunsburough ist von September bis November Whale Watching Saison.
Die Bremer Bay Killerwale (Orca) kommen im Bremer Canyon vor. Dieser liegt 30 nautische Meilen vor der Südküste bei Bremer Bay. Der Bremer Canyon besitzt die grösste Ansammlung von Orcas in der südlichen Hemisphäre. Man nimmt an, dass mehrere Strömung auf die Topographie des Canyons treffen und einen perfekten Fanggrund für die Orcas bilden. Die Orcas können Januar bis März dort beobachtet werden.
Delfine kann man das ganze Jahr beobachten. Bunbury ist mit seinem Dolphin Discovery Centre und der Begegnung mit wilden Delfinen in der Koombana Bay neben Monkey Mia einer der besten Orte, um wilden Delfinen Nähe zu kommen. Die Interaktionen finden ähnlich wie in Monkey Mia statt, aber ohne Fütterung.
Da es inzwischen nach Mitte November ist, stehen mir nach dem Verinnerlichen der Fakten nur die zwei Optionen der Beobachtung von Buckelwale mit einer Whale Watching Tour ab Dunsburough sowie das Dolphin Discovery Center in Bunbury (im folgenden Verlauf meiner Reise) zur Auswahl. Die Walbeobachtung vom Cape Naturaliste aus kann man bei der zu erwartenden geringen Waldichte eher nicht als Option in die Liste aufnehmen.
Ich habe daher eine Tour mit Naturaliste Charters Whale Watching in Dunsburough gemacht, die ich sehr empfehlen kann.
Es war nochmals ein schön warmer und sonniger Tag mit recht wenig Wind. Da dieser ab Mittag immer stärker wird, würde ich immer die Tour am Vormittag empfehlen.
Die Professional Fisherman’s Boat Ramp von Dunsborough stellte sich einfach als ein Strand heraus, wo uns in kleines Motorboot über einen mobilen Steg zum Katamaran heraus schipperte. Das wa schon mal ein toller Einstieg in die Tour!
Da wir Mitte November uns schon am Ende der Saison befinden, müssen wir recht weit aus dem Windschatten des Kaps rausfahren, um mehrere Buckelwal-Weibchen mit ihren Jungen zu sehen. Es hat hier draussen ganz schöne Wellen und wir werden vorne ziemlich nass! Ein Grund, wieder mal nur mit dem Smartphone zu fotografieren.
Es ist immer wieder ein tolles Erlebnis, diese Wale recht nahe auftauchen und wieder abtauchen zu sehen.
Aber mit so verrückten Szenen wie auf der Website des Tour Operators wird man definitiv nicht (mehr) rechnen dürfen.
Es sind die letzten Wale in der Migration von Broome, wo sie im australischen Winter ihre Kleinen geboren und während 3 Monaten aufgezogen haben. Jetzt machen sie hier im Südwesten einen letzten Zwischenstopp, um dann in die Antarktis zum sommerlichen Fettfressen zu ziehen. Denn während der Aufzucht frisst ein weiblicher Buckelwal eigentlich nichts sondern ernährt mit der fettreichen Milch nur den Nachwuchs. Ein ziemlich drastische Diät für einen Buckelwal, er verliert dabei sehr viel an Gewicht. Und das Kalb wird gleichzeitig viel schwerer von der guten Ernährung.
Der Zürcher Tages Anzeiger hat einen interessanten Artikel über die Grössen des Wachstums der verschiedenen Walarten publiziert.
Wir haben auf der Fahrt einige Buckelwale gesehen, am Schluss sogar noch etwas näher an der Küste.
Einen Blauwal, der noch viel grösser ist (etwa drei Mal so gross wie der Katamaran), haben wir jedoch dieses Mal nicht entdeckt.
Auf der Rückfahrt habe ich die schönen Strände entlang der Küste und die noch schöneren Häuser und Hotels bestaunt. Ach, hätte man nur eine wohlhabende (australische) Bekannt- oder Verwandschaft, welche sich hier eine Residenz erlauben könnte…
Nach der Bootstour habe ich mir einen schönen Platz am Strand der fantastischen Eagle Bay gesucht. Absolut paradiesisch, diese Ecke der Geographie Bay.
Und dann habe ich noch kurz den Leuchtturm am Cap Naturaliste besucht. Nachmittags knapp vor 4 Uhr bläst der Wind schon ganz anständig. Auf die Leuchtturmtour habe ich verzichtet, denn diese hatte ich ja schon mal gemacht und dabei viele Wale beobachten können. Heute gab es keine Wale mehr zu sehen: Es ist bei dem Wind auch nicht sehr angenehm, in’s Meer raus zu starren…
Aber dafür gönnte ich mir kurz vor Ladenschluss noch einen doppelten Espresso im Café (einen „double“, der Espresso heisst hier „short“).
Auf der Rückfahrt nach Gracetown musste ich mich ja nicht beeilen, denn mein Platz im Caravan Park war ja schon gebucht und besetzt. Die Mücken im Busch hatten sicher schon Sehnsucht nach mir.
Aber ein netter und sehr langer Schwatz mit eine Gruppe von pensionierten australischen Touristen entschädigte mich am Abend vorher für die paar eingefangenen Mückenstiche. Knapp hattee ich mein Dinner noch in der Helligkeit des Tages zubereiten und essen können. Aber heute hatte ich genügend Zeit und ich konnte den BBQ in der Camper’s Kitchen neben meinem extrem stillen Nachbarn anschmeissen und darauf meine Special-Burges zubereiten und und in aller Ruhe mit einem Glas einheimischen Weines (nur AUD 10 für eine Flasche) geniessen.