Um von Tom Price in den Millstream Chichester NP oder auf kürzestem Weg nach Karratha zu kommen, kann man die private Service Road von Rio Tinto entlang einer ihrer Eisenbahnlinien nach Dampier benutzen. Dazu muss man in einem der Touristeninfos von Roeburne, Karratha oder Tom Price ein Permit einholen, damit der Versicherungsschutz auch auf dieser Strasse gilt. Mit dem Anschauen eines 20-minütigen Sicherheitsvideos habe ich diese Lizenz zum Befahren dieser Strassen vorgestern in Tom Price erhalten.
Ich habe nun heute Morgen die 120km entlang der grünen Eisenbahnlinie im obenstehenden Bild in Angriff genommen. Diese Eisenbahnlinie gehört zum rund 2’600km langen privaten Eisenbahnnetz in der Pilbara. Es soll wohl das längste private Eisenbahnnetz der Welt sein. Und es wächst mit jeder neuen Mine. Momentan seien zwei weitere Minen-Gesuche in Bearbeitung. 16 Minen sind in Betrieb.
Rio Tinto Iron Ore ist der Handelsname für Hamersley Iron und das ehemalige Cliffs Robe River Iron Associates. Es führt den Betrieb von Pilbara Rail und Pilbara Iron und betreibt derzeit rund 225 Lokomotiven über vier verschiedene Modelle mit 11’500 Erzwaggons in zusammengeführten Paaren entlang von ca. 1’700km Schwerlast-Normalspurbahn.
Ein typischer Zug auf dem Tom Price-Liniensystem, der alle Südminen bedient, hat drei Lokomotiven und 240 Erzwaggons. Jeder Wagon ist mit bis zu 130 Tonnen Erz beladen.
Momentan wird wohl ein grosser Teil der doppelspurigen Strecke mit einem neuen Gleisbett und mit neuen Geleisen versehen. Auf den Baustellen sieht man massenweise Maschinen für diese Arbeiten. Da auf dem ersten Teil sehr viel Baustellenverkehr herrscht, wird die Gravel Road regelmässig bewässert. Man hat zwar kaum mehr den sichtbehindernden und daher gefährlichen Staub, dafür klebt dann der ganze rostrote Dreck am Fahrzeug. Aber die Strasse ist sowieso sehr gut unterhalten; besser als die meisten staatlichen Strecken.
Am 21. Juni 2001 stellten acht BHP Billiton GE AC6000CW zusammen den Weltrekord für den längsten und schwersten Zug auf. Sie zogen mit 682 Wagen, 99’734 Bruttotonnen (82’000 Tonnen Erz) einen 7.3km langen Zug.
Anfang 2014 war die Eisenerzbahn in der Pilbara 2’295km lang. Auf diesem Streckennetz wurden 94% aller australischen Eisenerzexporte transportiert.
Aber das Beeindruckende ist der dichte Eisenbahnverkehr auf dieser Linie. Schon nach kurzer Zeit fuhr neben mir ein voll beladener Zug nach Dampier. Diese Züge sind 2.5km lang und werden von jeweils 3 Lokomotiven mit je etwa 4’400 PS gezogen. Die Züge sind fahrerlos und werden aus Perth ferngesteuert. Daher hat es auch überall Überwachungsstationen. Ich fuhr jedoch schneller als der Zug und überholte ihn bald. Auf der Gegenseite sind auch schon zwei leere Züge zurück gefahren.
Als ich den nächsten Zug überholte, hielt ich an einer guten Stelle an, um ein paar Fotos machen zu können. Schade, dass kein Lokomotivführer winkt…
Später kamen mir noch ein paar Lastwagen (auf der unbewässerten Strecke) entgegen. Die dichte Staubwolke raubt einem für ein paar Sekunden komplett die Sicht. Daher heisst es abbremsen und aufpassen. Aber alle fahren sehr rücksichtsvoll.
Es hat richtig Spass gemacht, auf dieser Strasse wenige Meter neben der Eisenbahnlinie zu fahren. Ich bin beeindruckt von den vielen Baustellen und den Menschen, die entlang dieser Strecke arbeiten. Alles ist top gesichert und beschriftet.
Nach 120km ging es dann 25km auf der Staatsstrasse bis zum Turnoff in den Millstream NP weiter. Diese Strasse war in einem brutal schlechten Zustand. Beim Turnoff zum NP ist jedoch schon ein Baulager aufgestellt und Arbeiter waren am Vermessen. Ich vermute, dass da wohl bald Besserung in Sicht ist.
Die rund 20km zum NP waren dann wieder in perfektem Zustand. Und vom NP nach Karratha ist die Strasse auch befestigt. Das war für ein paar Tage die letzte lange Gravel Road. Ich hab’s genossen. Und mein Camper ist total dreckig.
2 Kommentare zu „120km auf der Tom Price Railway Road“