Welterbe Purnululu NP (Bungle Bungle) erleben: Einzigartige Felsformationen

Vorgestern bin ich von Katherine Gorge bis Pine Creek gekommen und habe dort übernachtet. Der Campingplatz (Wirib Store & Tourism Park), welcher zur Tankstelle und Dorfladen gehört, war gratis! Man wolle am Saisonende nochmals ein paar Leute auf dem Platz haben. Das ist dann auch recht gut gelungen, finde ich. Der Platz selber war etwas rustikal, aber sauber…

Gestern bin ich dann die Etappe von Pine Creek (NT) zum Lake Argyle Resort (nahe Kununurra, WT) gefahren. Wegen des Wechsels des Gliedstaates von NT nach WA wurde mein Camper kurz an der Quarantäne-Station inspiziert und ich musste ein paar Fragen beantworten. Ich war aber gut vorbereitet und hatte Früchte und Gemüse schon gegessen sowie den Müll entsorgt. Und die Zeit wird um 1.5h zurückgestellt.

Daher war ich mittags schon im riesigen und perfekt geführten Lake Argyle Resort angekommen. Das gab mir Zeit, Wäsche zu machen sowie den genialen Infinity-Pool zu nutzen. Es war wenig los, der Pool gehörte fast nur mir. Da um 14 Uhr die Sunset-Cruise (!) startete, war nicht sehr viel los. Die Wäsche war ruckzuck trocken und heiss wie aus dem Wäschetrockner.

Um 16:30 gab es während des Sonnenuntergangs noch ein kleines Gratiskonzert des Hausmusikanten Steve Case (der Kimberley Song zeigt das entsprechende Lebensgefühl gut auf).

Ein Stück Fleisch für den Grill hatte ich auch noch, was zu einem netten Gespräch am Gemeinschaftsgrill führt. Und ich konnte meinen neuen Profi-BBQ-Scraper ausprobieren.

Als es gegen 5 Uhr hell wurde, habe ich mich nach Frühstück und Morgenroutine auf den Weg gemacht.

Zuerst noch den Damm und den rekordtiefen Wasserstand des Lake Argyle bestaunt und dann die 50km nach Kununurra unter die Räder genommen.

In Kununurra aufgetankt, noch etwas frisches Gemüse und Früchte eingekauft und mir einen Kompressor für das Management des Reifendrucks gekauft. Auf unbefestigten Strassen sollte der Reifendruck nämlich um 10psi reduziert werden, sonst rumpelt es noch gewaltiger; Mensch und Maschine werden noch stärker belastet. Und ich hatte die Ahnung, dass Apollo die Reifen auf 50psi (35psi vorne und 43psi hinten sind Standard) aufpumpt, um am kleineren Reifenabrieb zu sparen. So war es dann auch.

Nun gilt es, den östlichen Teil der Kimberley zu erobern!

The Kimberley ist mit rund 420’000 km² etwa 10 mal so gross wie die Schweiz. Hier leben schätzungsweise 35’000 Menschen; etwa die Hälfte sind Ureinwohner (deren Zahl nur grob geschätzt werden kann). Der grösste Teil der Kimberley ist aufgrund des unwegsamen und unerschlossenen Terrains kaum erreichbar. Die Landschaft ist, bei einem so grossen Gebiet, natürlich sehr vielfältig. Im Süden liegen riesige Höhenzüge und Wüsten und im Norden eine 2’000km lange, fjordartige Küste mit Gezeitenunterschieden von bis zu 10.8m, den zweithöchsten der Welt.

Die einzigen grösseren Städte sind Broome und Derby im Westen sowie Kununurra im Osten. Neben dem asphaltierten Great Northern Highway gibt es nur eine weitere Strecke durch das Gebiet, die 650km lange, überwiegend unbefestigte Gibb River Road. Sie führt östlich von Derby quer durch die Kimberley und hat auf dieser langen Strecke nur wenige Abzweigungen, insbesonders die Kalumburu Road, welche ganz in den Norden des Gebiets führt.

Im Norden der Kimberley liegt das 150’000km² grosse Mitchell Plateau auf 370m Höhe. Von diesem Plateau aus sammeln sich die riesigen Flüsse Hann, Prince Regent, Mitchell, King Edward, Drysdale und Durack. Das Plateau besteht aus Sedimenten, die sich vor rund 1.5 Mia Jahren abgelagert haben. Diese Sedimente stammen aber von Bergen einer anderen Landmasse. Erdbewegungen führten wohl dazu, dass dieses Stück davon abbrach und Teil von Australien wurde. Entlang der Stosskante entstanden Faltungen und Ranges.

Entlang der Küste liegen weite Flussmündungen und unzählige Inseln. Die hohen Gezeitenunterschiede formen vielfältig verzweigte, mäandrierende und sich veränderndte Landschaftsbilder. Hier liegen auch die bei Tauchern bekannten Rowley Shoals. Dies sind drei Korallenatolle, die sich über 110km erstrecken, aber natürlich nur per Boot erreichbar sind.

Die im westlichen Teil der Kimberley gelegenen Nationalparks Danggu (Geikie Gorge), Dimalurru (Tunnel Creek) und Bandilgan (Windjana Gorge) zeugen davon, dass der Nordwesten Australiens vor rund 350 Mio Jahren von einem tropischen Ozean bedeckt war. Die Schluchten und der Tunnel ziehen sich durch ein immenses Korallenriff (Devonian Barrier Reef), das zu jener Zeit im warmen Wasser entlang der Küste gedieh. Vor etwa 20 Mio Jahren wurde die Landmasse angehoben. Durch Erosion wurde das uralte Riff freigelegt und es entstanden beeindruckende Schluchten.

In der östlichen Kimberley liegen die gestreiften, bienenkorbartigen Sandsteinformationen der Bungle Bungle Ranges (Purnululu Nationalpark). Eine ähnliche Gesteinsstruktur besteht in kleinerer Grösse auch bei Kununurra, im Mirima Nationalpark. Menschengemacht hingegen ist der südlich von Kununurra gelegene Stausee, der Lake Argyle. Der Ord River wurde gestaut und bildet mit 1’000 km² Australiens grössten Stausee.

El Questro hat zwei übersichtlichte Guides zur Bestimmung von Vögeln und Pflanzen der Kimberley publiziert:

Nach 270km ging die 52km lange, sehr abwechslungsreiche, aber auch anstrengende Strecke zum Besucherzentrum des Purnululu NP los. Durch viele Creeks, über manche Hügel und Kurven sowie unzählige Felsen geht dieser Weg. Die Szenerie ist genial, wenn man sich nur nicht auf die Piste konzentrieren müsste. Etwa 2 Stunden dauert diese Fahrt.

Hinter dem Besucherzentrum auf den 12km zum Campground war es dann überraschenderweise schon fast eine Pistenautobahn, Im Walardi Campground werde ich für eine Nacht sein und am nächsten Morgen die schönsten Walks im Süden machen, Danch fahre ich in den Kurrajong Campground, werde dort den Abend und die Nach geniessen und früh früh aufbrechen um im Norden des NP die weiteren Walks machen. Danach nehme ich wieder die rund 20km gut Piste im Nationalpark, die 52 anspruchsvolleren Pistenkilometer bis zum Highway und die rund 250km bis nach Kununurra in Angriff, als Zwischenstation zur Gibb River Road.

Der Purnululu NP ist 240ha gross und umfasst die Bungle Bungle Range, welche eine überwältigendes Feld an Sandsteindomen umfasst. Diese natürlichen Formationen sind in dieser Anzahl, Grösse und Vielzahl an Formen einzigartig auf der ganzen Welt. Der Sandstein der Karstformationen entstand vor etwa 360 Millionen Jahren. Die orangen und grauen Bänder haben ihre Ursache in unterschiedlicher Feuchtigkeit. Wo es feucht ist, leben Cyanobakterien, welche den Stein grau oder schwarz färben. Das sind die selben Bakterien, welche auch die Felsen der Wasserfälle schwarz färben. Die orangen Bänder sind trocken und an der Luft oxidiert.

Mehr als 600 verschiedene Pflanzenarten, einge sind einzigartig im Park. Typisch Bloodwood und Snappy Gums. Es gibt 13 Arten von Spinifex, mehr als in den anderen Gebieten von Australien. 149 Vogelarten, 85 Reptilienarten, 32 einheimische Säugetiere und 12 Froscharten Leben im Park. Was für eine Vielfalt! Die winzigen Vögel Honeyeaters und Finches gefallen mir besonders. Im Campground hat sich auch ein Kookaburra ganz nah bestaunen lassen.

2003 wurde Purnululu zum Welterbe erklärt. Bis vor kurzem war diese Gegend aufgrund ihrer abgeschiedenen Lage nur den traditionellen Ureinwohnern und einigen Farmern, Viehtreibern, Geologen, Wissenschaftlern und Einheimischen bekannt. Erst seitdem diese Gegend Anfang der 1980er-Jahre in den Medien Schlagzeilen machte, wurde auch die Öffentlichkeit auf sie aufmerksam.

Am ersten Morgen bin ich etwa um 7 Uhr die knapp 20km zum Piccaninny Parkplatz im Süden des NP gefahren. Der Ausblick auf die gestreiften, bienenkorbartigen Felsformationen war schon von der Strasse aus beeindruckend. Es wurde schon um diese Zeit recht warm, aber ich war einer der ersten Besucher und konnte The Domes und die beeindruckende Cathedral Gorge sozusagen alleine besichtigen. Die Cathedral Gorge beeindruckt mit einem riesigem, domartig überhängenden Felsen über einem kleinen Pool (der fast leer war da kein Wasser floss). Das Echo unter dem Gewölbe war ziemlich lang.

Wieder aus dem dem Cathedral Gorge raus, stand ich im Piccaninny Creek. Dieser beste aus ausgewaschen Sandsteinformationen, einigen runden Löchern (die sicher, wie bei Gletschern von drehenden Steinen gebohrt wurden) sowie Schotterflächen mit grossen und kleinen rundgeschliffenen Steinen. Im Creek kann man, ohne Markierungen, weiter gehen und The Window sowie die Whip Snake Gorge besuchen. Oder sogar den langen Picaninny Trek (nur mit Sondererlaubnis) erwandern. Nach etwa 1.5km ging mir aber der Schnauf aus, denn der Sandstein erhitzte sich unheimlich rasch und es wurde sehr heiss.

Daher ging ich zurück und nahm den Weg zum Creek Lookout unter die Füsse. Dort wehte die frische Brise, welche im Creek von den Formationen rundherum abgehalten wurden. Toller Ausblick – auf beiden Seiten!

Zurück beim Parkplatz machte ich mich auf den 31km langen Weg zum Kurrajong Campground. Dort wurde ich sehr freundlich vom Host empfangen. Sie gab mir gute Tipps für einen abendlichen, kurzen Walk auf die Erhebung hinter den Campground, von wo aus es einen schönen Ausblick im Abendlicht gibt. Und sie erklärte mir, welche Walks ich am nächsten Morgen machen soll.

Nach einer sehr langen und heissen Siesta (ein mit Wasser getränktes Schwimm-T-Shirt war ein genialer Einfall zu Abkühlung) ging ich um etwa 16 Uhr los. Der Rundkurs des Kurrjaong Trails führt auf die Rim neben dem Campground. Von dort genoss die famose Aussicht auf beide Seiten.

Schon um 20 Uhr ging ich schlafen (es ist ja 17:30 schon dunkel) und stand gut erholt um 5 Uhr auf. So stand ich dann als erster um 6 Uhr 15 auf dem The Bloodwoods Parkplatz. Der Walk in die Mini Palms Gorge über die grossen Steine des Flussbaches sowie weiter hinten durch schmale Spalten und Durchgänge (Rucksack musste ich abnehmen, sonst wäre ich nicht durchgekommen) zwischen herabgefallenen „Nagelfluh“ Blöcken war super spannend und machte Spass. Die Szenerie mit den vielen Palmen, welche alle einer einzigen Art angehören und Flutwasser sowie Dürre trotzen, in der steil und hochaufragenden, orangen Schlucht war atemberaubend. Der Anblick in das hintere Ende der Schlucht, wo das Wasser in der Regenzeit einschiesst, ist über eine Plattform mit Treppen erschlossen. Was für ein Anblick. So viele überwältigende Eindrücke kann man kaum verarbeiten. Ich ging dann noch den Escarpment Weg etwa 2km weiter bis zu The Frog, welcher aber aus kulturellen Gründen nicht zugänglich ist. Es hat richtig Spass gemacht, auf dem schönen Weg zwischen diesen faszinierenden Formationen des Escarpments zu gehen. Manchmal hat ein frischer Wind den Schweiss getrocknet, was sehr angenehm war.

Wieder beim Camper angekommen, bin ich zum Echidna Parkplatz gefahren. Auch dort war ich der einzige Besucher, welcher sich zum Echidna Chasm aufmachten. Zuerst über das Geröll des Bachbetts und in den Einschnitt des Escarpments hinein. Und dort kommt wohl das Erstaunlichste, was man erleben kann. Ein nur wenig Meter breiter, aber 180m hoher Einschnitt im Escarpent bildet einen 650 Meter langen Schnitt durch den orange Sandstein sowie die das Gemergel aus Sand und Schottersteinen. Man geht dort hinein und ist von der Atmosphäre gerade gefangen. Weit oben in diesem Spalt schimmert orange das Sonnlicht und unten ist es fast finster. Man muss sich fast einen Ruck geben, weiterzugehen. Und nach einer kleinen Auweitung, wo man dem Himmel mal wieder sieht (und zwischen 11:30 und 12:30 tatsächlich die Sonne reinscheint) kann man noch weiter gehen. Da liegen aber grosse Brocken, die unüberwindbar scheinen. Man kann aber tatsächlich rum und rüber gehen und kommt in einen noch schmaleren Teil (1.5m?) bis ganz zum Ende der Schlucht über zwei Treppen und Treppenleitern. Das ist ganz schön beeindruckend, wenn man das so ganz alleine geniessen kann. Ich habe sowas noch nie gesehen.

Die Chasm ist durch einen „Sprung“ im Escarpment entstanden, welche das Wasser über die Jahrtausende erweitert hat. Dass die Felswände so senkrecht stehen blieben ist schon ein grosses Naturwunder.

Ganz schön stark beeindruckt bin ich beim Parkplatz angekommen. Habe dann um Viertal nach Zehn nach gut 3.5h Wandern den Rückweg aus dem Park in Angriff genommen: schnelle 20km bis zum Visitorcenter; anspruchsvollere 53km (2 Stunden) zurück zum Great Northern Highway.

Und dann die rund 250km nach Kununurra. Da fährt man zuerst 200km den Great Northern Highway rauf . Im tollen Warnum Roadhouse (50km weiter) habe ich die Reifen wieder aufgepumpt und eine kurze Lunchpause gemacht. Dann folgten noch 50km den Victoria Highway nach Osten.

Um 16 Uhr habe ich den Campground in Kununurra bezogen. Da musste ich natürlich sofort etwas Abkühlung suchen. Und wegen einem netten, langen Schwatz im kühlen Wasser der Pools habe ich doch tatsächlich den täglichen Besuch des (zahnlosen) Hauskrokodils an der Mole am See um 17 Uhr verpasst…

Das nächste Mal würde ich in dieser Gegend deutlich mehr Zeit verbringen, denn die abwechslungsreiche Umgebung von Kununurra bietet viel mehr, als ich in der kurzen Zeit besuchen konnte. Aber dafür müsste man ein paar Tage oder Wochen vor dem Saisonende hier ankommen.

3 Kommentare zu „Welterbe Purnululu NP (Bungle Bungle) erleben: Einzigartige Felsformationen

  1. fantastische Fotos, vielen Dank Michael. Well done 🙂
    Wenn man das Gleiche selber schon mal geniessen konnte ist es noch spannend wie es andere erleben
    Cheers, have fun and a save trip

    1. Ich geniesse es, frühmorgens Fotos zu machen. Vielfach ist es dann noch windstill und es ergeben sich geniale Spiegelungen im Wasser.

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