Ubirr Rock Art und River Cruise: Traumhafte Eindrücke in der East Alligator (Erre) Region

Heute bin ich nach einem kurzen Reparaturstop bei Apollo in Darwin via Jabiru in die East Alligator Region des Kakadu Nationalparks gefahren.
Der Nationalpark ist vollständig auf Aboriginal-Land und wird auch von ihnen verwaltet. Die Eintrittskosten (im NT einzigartig) gehen u.a. in Bildungs- und Kulturinitiativen, aber auch in den Unterhalts der Infrastruktur.

Am nordöstlichen Ende des Parns habe ich im wunderbaren Merl Campground ein schönes Plätzchen gefunden. Nach der langen (rund 270km) und eintönigen Fahrt musste ich mich im Schatten zuerst einmal erholen. Als die Sonne dann aber etwas tiefer stand, machte ich mich zu Fuss auf den 700m langen Weg zum Border Store. Der bietet an der Grenze zum Arnhem Land (Bewilligung notwendig) so alles an, was der Mensch braucht: Tankstelle, Restaurant, Miniladen, Fischerzubehör und Tourbuchungen.
Zuerst wollte ich mir natürlich ein Ticket für eine Yellow Water Cruise um 06:45 buchen: Für den Samstag habe ich ein Ticket erhalten. Dann hab‘ mir für den nächsten Tag um 11 Uhr die von Aboriginals durchgeführte Guluyambi Tour auf dem oberen Fluss auf des East Alligator River gebucht. Der Mann im Laden (wie immer sehr freundlich und so richtig outback-mässig) hat mir gesagt, dass diese Cruise eigentlich die bessere sei, da von Aboriginals richtig gut gemacht. Und übrigens sei eben gerade die Mutter des Tourguide an einem Tisch gesessen. Von dieser Mutter hat dann der Sohn am nächsten Morgen erzählt, und auch von seiner zweiten Mutter auf der Arnhem Seite des Flusses. Ich ging dann noch den Weg zurück bis Cahill Crossing, wo die Strasse über den Fluss ins Arnhem Land führt. Bei Niedrigwasser staut sich dort das Wasser des tidenabhängigen Flusses. Die Tide ist hier 5-8m und die Querung nur 5km von der Mündung entfernt. Und hinter der Flussquerung warten immer die Krokodile auf die nächste Flut, welche neue Fische reinschwemmt. Die grossen gehören den Krokodilen, die kleinen den Fischern, welche weiter oben ihre Boote in’s Wasser lassen.



Von einer Aussichtsplattform kann man tatsächlich ein paar Krokodile am Ufer liegen sehen. Ab und zu taucht auch eines aus dem Wasser auf. Man sollte sich also in gebührendem Abstand vom Wasser aufhalten, was auch ein grosses Schild eindrücklich einfordert. Den Fischern scheint das egal zu sein.

Ganz glücklich von all diesen Erlebnissen ging ich zum Campground zurück und genoss den Abend. Mein verspannter Nacken vom Autofahren hatte sich mit der Bewegung und der Freude wieder gelöst.

Am nächsten Morgen fuhr ich kurz vor halb Acht zum Parkplatz der Ubirr Rock Art Site los, denn diese öffnet um 08:30. Eine Familie, zwei Paare und ich waren die einzigen Touristen um diese Zeit. Perfekt.

Am Eingang des Rundwegs werden uns zuerst einmal die Verantwortlichen für die Pflege der Kunstwerke und der Infrastruktur  mit Bildern vorgestellt.



Man kann nun den Rundweg entlang der verschieden Galerien, welche sich unter den überhängenden Steinen befinden, in Ruhe bestaunen. Auch auf den Gipfel des steinernen Hügels konnten wir ohne Gedränge steigen, um die beeindruckende Landschaft aus Wetlands, Wäldern und Steinformationen auf uns wirken zu lassen. Jetzt kann ich mir gut vorstellen, warum sich Menschen schon vor 20’000 Jahren hier niedergelassen haben und kreativ waren.

Die auf Tafeln beschriebenen Galerien und deren Bilder-Geschichten sind sehr interessant und geben einen Eindruck der Gedankenwelt der Künstler und der lokalen Kultur. Einige Bilder sind an so unzugänglichen Orten gemalt, dass sie von Geistern (Mimi) gemalt worden seien, sagt die mündliche Überlieferung.

Ein paar Galerien zeigen mythische Szenen. Eine grosse Abbildung zeigt die Regenbogenschlange aus der Traumzeit. Diese hat ja die ganze Landschaft erschaffen und sich dort selber (!) vor sehr, sehr langer Zeit verewigt. „Selfies“ sind also doch keine Erfindung der Neuzeit…



Einige Geschichten in anderen Galerien sind ziemlich grausam und dienen der Belehrung von Kindern. Mir kamen die (auch) grausamen Märchen unserer westlichen Welt in den Sinn. Auch der Regenbogen (die Regenbogenschlange) hat eine beängstigende Wirkung auf Kinder. Da steht definitiv kein Topf mit Gold am Ende des Regenbogens, sondern Kinder kommen in die Verdammung, wenn sie sich daneben benommen haben…



Andere Galerien zeigen Alltagszenen oder dienen als Lehrbuch, z.B. mit Zeichnungen von allen Fischarten der Gegend.

Dass wir Fremde diese heiligen Stätten besuchen durften, finde ich sehr grosszügig und nicht selbstverständlich.

Ich war nach dem Rundgang stark beeindruckt und freute mich nun umso mehr auf die Guluyambi River Cruise um 11 Uhr.

Eine grosse Reisegruppe und ich als Einzelbuchung wurden mit 2 Booten zuerst den Fluss runter zu Cahills Crossing gefahren.

Guluyambi (der Name der Cruise) ist eigentlich ein aus Ästen und Rinde gebautes Floss; wir durften aber in modernen Alubooten Platz nehmen. Diese Touren sind ein 100%-iges Aboriginie-Business, wie unser Guide Neville Namarnyilk später auch noch erzählt hat.


Unzählige (wohl etwa 100, kein Witz!) Krokodile warteten am Ufer, auf und unter dem Wasser auf die Flut. Riesige Tiere! Die liessen sich von uns nicht stören und schauten uns zu. Wahnsinn! Arme und Kameras sollte man nicht über den Bootsrand halten…
Es sind übrigens historische Gründe, warum das Flusssystem Alligator River heisst, obwohl es hier definitiv keine Alligatoren gibt. Nur halt sehr viele Kokodile! Die haben sich stark vermehrt, seitdem sie nach Fast-Ausrottung unter Schutz gestellt wurden.

Zurück den Fluss hinauf hat Neville spannende Geschichten von sich und den Aboriginie Clans erzählt. Er spricht 6 der 50 Sprachen, welche in Kakadu (20’000km2) und Arnhem Land (100’000km2) von den rund 20’000 Einwohnern (wenn ich das richtig verstanden habe) gesprochen werden und gibt auch Sprachunterricht.



Die 6 Jahreszeiten sind entlang der verfügbaren Nahrung aufgeteilt. Und Neville hat uns dann erzählt, wie er letztes Jahr für eine bekannte australische Kochshow geschauspielert und eine der Jahreszeitenküchen vorgestellt hatte. Das war sehr lustig, da sehr persönlich und mit grosser Begeisterung erzählt. Als roter Faden diente ihm die Rinde einer Baumart, in welche die Kinder bei der Geburt eingewickelt werden, womit Flösse gebaut wurden und welche beim Kochen in Erdgruben als Abdeckung dienen. Das war packend erzählt.

Die Landschaften am Fluss sind sehr abwechslungsreich und wunderschön. Das sei sein „Office“, meinte Neville an einer besonders schönen Stelle mit weissem Sandufer, Bäumen und bizarre Felsformationen im Hintergrund. Wahrscheinlich würden wir jetzt verstehen, warum er nie etwas anderes machen wollte und warum er sich so stark mit dem Gebiet verbunden fühle.

Eine der Felsformationen sieht wie ein Doppelkopf aus: Links ET und rechts Robocop, war Neville’s schelmische Interpretation.





Mich haben diese persönlichen Anekdoten genauso beeindruckt wie die Landschaft und die Tiere. Die Erzählungen waren sehr authentisch: Unser Guide Neville war richtig stolz, uns seine Lebenswelt etwas näher bringen zu können.
Am Wendepunkt des Ausfluges lud er uns noch zu einer Landung auf Arnhem Land ein, wo wir uns kurz die Beine vertreten durften. Eine Demonstration von Wurfspeeren, für die Jagd auf Wild, Fisch und Crocs sowie Clan-Fehden (auch heute noch!) geeignet und so in ganz Australien üblich, schloss den Ausflug ab. In schneller Fahrt düsten wir dann wieder zurück zur Anlegestelle. Im Nachhinein war ich erstaunt, was wir in 1h 45′ alles erlebt hatten.

Was für ein schöner Ausflug. Kann ich 100%-ig empfehlen.

Nach einem Lunch im Schatten der heissen Mittagssonne machte ich mich auf Richtung Süden. Ich wollte in einem weiter NP-Campground übernachten. Der war aber so einsam, abgeschieden und etwas ungepflegt, dass ich weiter fuhr. Ich werde nun das riesige Resort Cooinda für die nächsten 4 Nächte als Basis für Ausflüge und die Yellow River Cruise nutzen. Da ich mit 4 Nächten wohl ausserordentlich lange bleiben werde, bekam ich Rabatt und ein Upgrade auf den nächstgrössere Platz. Mein Camper steht nun im Schatten von grossen Bäumen gerade gegenüber von Grillstelle und Amenities. So darf es sein. Die Anlage hat alle Annehmlichkeiten, die man sich vorstellen kann. Kostet aber (mit Rabatt, powered Medium Site) auch AUD 35.- pro Nacht.

3 Kommentare zu „Ubirr Rock Art und River Cruise: Traumhafte Eindrücke in der East Alligator (Erre) Region

  1. ABC hat eine ausführlichen und wunderschön gestalteten Bericht über den Verfall des Kakadu Nationalparks publiziert: Link zum Bericht. Die Herausforderungen sind so gross, dass die traditionellen Besitzer nun weitere Sehenswürdigkeiten im Park schliessen möchten. Der Park leidet nicht nur darunter, dass immer weniger ausländische Touristen den Park besuchen, da Tour Operators den Park wegen der sinkenden Attraktivität immer weniger besuchen. Und da die sich mitten im Park befindliche Uran-Mine nun geschlossen ist, wird der zentrale Ort Jabiru auch immer mehr zur Geisterstadt. Die Geschichte weckt leider keine Hoffnung; die Situation scheint sehr zerfahren. Wie fast immer geht es um sehr viel Geld, welches der Staat investieren soll.

  2. Da bei Cahills Crossing die Aussichtsplattform und die Wege saniert werden, berichtet ABC von extrem unvorsichtigen Touristen, welche fahrlässig ihr Leben riskieren: https://www.abc.net.au/news/2022-07-29/nt-croc-tourists-warned-at-cahills-crossing/101281828
    Niemand scheint die Warnungen auf den riesigen Schildern ernst zu nehmen.

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