Grosser Wustrower Rundweg von der Seebrücke entlang des Ostseestrands, querfeldein zum Boddenufer und zurück zur Alten Seefahrtschule

Heute Morgen meldet die Wetterapp etwas kühlere Temperaturen und auch ein bisschen mehr Wind. Bis Mittag sind die sonnigsten Stunden angesagt, also nehme ich das Motto „carpe diem“ ernst und starte um 09:30 auf einer der zwei längsten Nordic Walking Routen des Ostseebades Wustrow. Die beiden längsten Routen (je 8km) führen direkt an „meiner“ Ferienanlage vorbei, das ist ja sehr praktisch.

Der Weg geht zuerst durch den Fischländer Kurwald bis zur Wustrower Seebrücke. Von dort geht es entlang der Dünen am Strand und man kann an den Strandübergängen zur Ostsee kucken.

Am Wustrower Strandübergang 1, der gleichzeitig auch der letzte Ahrenshooper Strandübergang ist, beginnt das hohe Ufer, die Steilküste südlich von Ahrenshoop. Hier geht es dann rechts durch ein Wäldchen und entlang den Ferienhäusern der Pappelallee quer durch das Fischland bis zur L21. Ein paar Meter weiter nördlich geht die Bauernreihe dann bis zum Bodden und man kann die lauschige und weitläufige Boddenseite des Fischlandes das erste Mal geniessen.

Der Weg entlang des Bodden wird nun schmal und führt entlang von Wiesen, Feldern sowie Büschen und Reet des Bodenufers. Das Gezwitscher der vielen Vögel ist wundervoll. Zwischendurch lädt auch eine Bank oder ein kleiner Rastplatz zu einem Halt ein, um den Blick über das braune Wasser und die Weite des Saaler Boddens zu geniessen.

Am Hohen Ort Barnstorf peitscht der Wind das dunkle Boddenwasser der Bucht Permin zu kleinen Wellen mit weissen Schaumkronen auf. Hier gäbe es sogar zwei kleine Sandstrände, welche mit dem Wind perfekt zum Windsurfen wären. Mit weniger Wind wären die Strände eine Alternative zum Baden in der kühlen Ostsee, nur muss man halt das braune Wasser mögen…

Wenn man an den Ferienhäusern in Barnstorf und an der Kunstscheune vorbeigegangen ist, hat man schon den Blick auf den Hafen, die Kirche mit ihrem weit sichtbaren Turm und das höchste Gebäude der Alten Seefahrtschule.

Wenn man zur richtigen Zeit am Hafen ist, kann man eines der Zeesboote beim Rausfahren beobachten (mehrmals täglich) oder man kann sich geräucherten Fisch (ab Mittag) kaufen.

Rechts, im Osten, ist die schilfreiche Bucht des Permin im Saaler Bodden, dann kommt die vielbefahrene Strasse und schon kommt links, im Westen, der Deich und der Dünenstrand an der Ostsee. Diese schmale Stelle ist nur etwa 500m breit und hier beginnt eigentlich das Fischland. Früher verband hier der Permin den Saaler Bodden mit der Ostsee. Und er ermöglichte den Wustrowern, den Ribnitzern und den Barthern den Zugang vom Bodden in die Ostsee und somit den selbständigen Handel ihrer Produkte (Getreide, Fisch). Mit ihren kleinen, offenen Booten fuhren sie der Küste entlang bis nach Lübeck, Kiel oder sogar Kopenhagen.
Das gefiel jedoch den mächtigen Hansestädten überhaupt nicht. Sie fürchteten um ihre Prviligien, obwohl die Bauern und Fischer nur ihre eigenen Erzeugnisse handelten. So bekämpften sie die Bauernschifffahrt und die Klipphäfen. So wurden die Häfen wie Wustrow und Ahrenhoop, welche keine Stadtrechte und Handelsprivilegien besassen, genannt.
Da versank man im Permin einfach drei Schiffe, was die sowieso drohende Versandung dieses Durchgangs beschleunigte. Somit war dieser Durchgang bald Geschichte, die Seefahrt blieb in dieser Gegend aber weiter ein wichtiges Alltagsthema.
Denn die Fischländer waren professionelle und sehr geschätzte Seeleute. Im Jahr 1860 waren in Rostock 335 Kapitäne registriert, davon kamen 219 vom Fischland. Und sie gaben ihre Kenntnisse auch an die nachfolgenden Generationen weiter. 1846 wurde daher die Grossherzoglich-Mecklenburgische Navigationsschule gegründet. Es war die erste Seefahrtschule im deutschsprachigen Raum.
Der riesige Gebäudekomplex der Seefahrtschule ist in Wustrow, genauso wie die Kirche, kaum zu übersehen. Die Schule wurde jedoch 1992 geschlossen und wurde 2020, nach jahrzehntelangem Leerstand, als erweiterte Anlage mit Ferienappartements (Zwei Wasser) eröffnet.
Schon fast zur Ausbildung der Seefahrtschule gehörte übrigens der nahe gelegene Kirchturm auf dem alten Tempelberg: Hier konnten die Schüler das Navigieren mit echtem Horizont üben.

Umfassende und lesenswerte Details zur Geschichte des Fischlands gibt’s im Buch „Das Fischland“ von Käthe Miete (z.B. bei Amazon).

Dann sind es nur noch wenige hundert Meter entlang der L21 / Ernst-Thälmann-Strasse und schon ist man wieder am Ausgangsort dieser wunderschönen und abwechslungsreichen Rundwanderung (respektive des Nordic Walking Tracks).

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