Den trockenen, weiterhin windigen Tag wollte ich heute mit einer selbst zusammengestellten Wanderung geniessen. Nørre Vorupør liegt ja mitten im Nationalpark Thy mit sehr vielen markierten Wanderwegen und noch viel mehr unmarkierten Wegen. Der Nationalpark Thy bietet viele Naturerlebnisse: Von Agger Tange im Süden, wo Zehntausende von Zugvögeln rasten, bis zum Wildreservat Hanstholm im Norden, wo die Rothirsche röhren. Aber warum in die Ferne schweifen, wenn ich das Wohnmobil einfach stehen lassen kann und direkt vom Campingplatz starten kann?
Ich wollte alle Landschafts- und Wegtypen mit meiner Wanderung erfahren: Strand, Dünen, Wald, Ort, Dünenweg, Waldweg, Rettungsstrasse, Fahrradweg…
Der Nationalpark Thy – Dänemarks erster Nationalpark
Der Nationalpark Thy ist Dänemarks erster Nationalpark, eingeweiht am 22. August 2008. Der Nationalpark erstreckt sich über 244 Quadratkilometer und beherbergt die größte Konzentration von Dünenheide in Europa.
Meer, Wind, Sand und Salz haben den Nationalpark Thy geschaffen und formen ihn nach wie vor. Der unwirtliche Nordseewind und die jahrhundertelangen Sandstürme haben die Landschaft geprägt: In ihrer Rauheit und Zerbrechlichkeit ist die Natur hier einzigartig.
Zum Meer hin erheben sich die hohen Sanddünen. Dahinter wechselt die Landschaft zwischen hufeisenförmigen Parabeldünen, Senken, Feuchtgebieten und mehr als 200 Dünenseen.
Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es so grosse zusammenhängende Flächen von atlantischer Dünenheide.
Der Nationalpark Thy umfasst ein Labyrinth aus Straßen und Wegen, die Wanderer durch verschiedene vielfältige und prächtige Landschaften führen können. Das Gebiet bietet Möglichkeiten zum Wandern in Wäldern, Heidelandschaften, Dünen und den antiken Kreidebetten der Vergangenheit. Es gibt für sowohl Besucher, die lieber eine kürzere Wanderung auf einer markierten Route unternehmen, als auch für erfahrene Wanderer, die die entlegene Wildnis zu Fuss erkunden möchten, etwas zu erleben. An verschiedenen Stellen haben Natur und Menschen wunderschöne Aussichtspunkte geschaffen, an denen man anhalten und den Blick über weite Gebiete geniessen kann. Von den Gipfeln des Leuchtturms von Hanstholm im Norden und des Leuchtturms von Lodbjerg im Süden aus kann man die ganze Grösse der Landschaft erfahren.
Insgesamt gibt es 49 markierte Wanderwege im gesamten Nationalpark Thy. Diese reichen vom Westküstenweg (Rettungsstrasse) mit einer Länge von 67km bis zur Hulvej-Route mit 800 Metern.
Ich bin vom Campingplatz über die Dünen an den Strand gegangen und habe mich auf den Weg nach Vorupør gemacht. Dort konnte ich die ersten Surfer entdecken, welche Nr. Vorupør als „Cold Hawaii“ bezeichnen. Das Meerwasserschwimmbecken war (wegen Ebbe) halb leer. Am Strand von Nr. Vorupør, wo idyllisch einige kleinere und grössere Fischerboote liegen, konnte ich beobachten, wie ein Fischer sein Boot mit dem Traktor ins Meer zog und dann geschickt das Boot an der Leine zurückzog, einstieg und zum Fischen losfuhr. Denn in Nr. Vorupör wird tatsächlich noch gefischt, und es gibt zwei Läden, welche fangfrische und geräucherte Fische und Meeresfrüchte anbieten. Ansonsten ist der Ort zwar touristisch, aber eher funktional, würde ich behaupten.
Die Geschichte der Rettungsstrasse im Nationalpark Thy
Eine grossartige Option für jeden ist eine Wanderung entlang der Rettungsstrasse, die entlang der Dünen am Meer verläuft. Die Strecke ist mit einem stilisierten Rettungsboot markiert. Der Wanderweg beginnt im Fährhafen von Agger Tange und führt mit einer Länge von 67km durch den gesamten Nationalpark bis nach Hanstholm und sogar weiter nach Bulbjerg.
In alten Zeiten wurde die Rettungsstrasse verwendet, wenn der Rettungsdienst gestrandete Seeleute erreichen musste, die vor der rauen Küste Schiffbruch erlitten hatten. Die Route verläuft direkt am Meer und den Dünen entlang, sodass die raue Schönheit der Gegend leicht zu erkennen ist. Es gibt unterwegs einfache Campingplätze zum Zelten, insbesondere in den Plantagen. Es ist als Mehrtages-Wanderer jedoch auch möglich, in Gasthäusern, Bed & Breakfasts oder ähnlichen Unterkünften zu übernachten.
Ich bin dann einige Kilometer entlang es Strandes gegangen, den Wind gut von hinten. Es gibt kaum Übergänge durch die hohen Dünen am Strand. Den ersten habe ich genommen und konnte dort gleich auf der Rettungsstrasse wieder zurück Richtung Nr. Vorupør wandern. Er führt durch den Wald und die Heide und wird dann zum ebenen und fein gekiesten Fahrradweg. Da dieser wieder über offenes Gelände führt, blies mir nun der Wind entgegen. Geschützt vom Wald hatte ich vorher schon gedacht, es sei deutlich wärmer geworden.
Es war mir dann aber zu langweilig, nur noch auf der Rettungsstrasse (respektive dem Fahrradweg) bis nach Vorupør zu gehen. Deshalb bog ich rechts in einen Dünenweg ab und ging ein ziemlich Stück über, auf und um die Dünen. Das brauchte etwas mehr Kraft und Aufmerksamkeit als der Strand oder die Rettungsstrasse!
In Nr. Vorupör angekommen, war praktischerweise gerade Mittagszeit. Daher kaufte ich mir in der kleinen Vorupør Røgeri eine „Platte mit allem“ (geräucherter Lachs, Fischfrikadelle, Matjes, Brot) bei der freundlichen Inhaberin und genoss diesen Lunch vor dem Laden. Gerade gegenüber im Blick war das Nationalparkzentrum Thy, welches man mit sehr, sehr viel Beton in die Düne gebaut hat. Gleich daneben der sehr funktionale Bau des Nordsø Akvariet (Nordseeaquariums). Mein Pfad führte danach aber über einen Schleichweg durch die Dünen zurück zum Campingplatz. Hier hatte ich mir doch einen schönen Bialetti-Mokka verdient, oder?
Meine selbst zusammengestellte Wanderung über fast 10km hat tatsächlich über alle gewünschten Wegtypen und durch ziemlich alle Landschaftsarten des Nationalparks geführt:
Das war doch ein sehr gut genutzter erster Tag an der Nordseeküste Jütlands.


















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