Besuch der drei Schleusentreppen von Trollhättan inklusive einem geschichtlichen Überblick

,

Wenn ich etwas über die Stadt Trollhättan erzählen müsste, dann würde mir als erste die Saab Autombil- und Flugzeugindustrie in de Sinn kommen.

Industrielle Geschichte von Trollhättan

Tatsächlich ist Trollhättan ein wichtiger Industriestandort: Bekannte ortsansässige Unternehmen sind GKN Aerospace Sweden, National Electric Vehicle Sweden AB (Saab Automobile), Saab (Maschinenbau- und Flugzeugindustrie) und HP. Und unter dem scherzhaften Übernahmen „Trollywood“ sind die Produktionsstudios für Filme wie DogvilleDancer in the Dark und Kim Novak badete nie im See von Genezareth und weitere Filmproduktionen der Grund dafür. Denn Trollhättan ist wegen der Nutzung der mächtigen, 32 Meter hohen Trollhättan-Fällen des Göta älv (Schwedens wasserreichstem Fluss) schon seit langer Zeit ein historischer Industriestandort. Der Charme und die unheimlichen, verlotterten Ecken der alten Industrieanlagen werden gerne als Filmkulisse genutzt.
Heute dienen die Wasserkraftwerke Hojum (seit 1947) und Olidan (seit 1910) der Stromversorgung – dafür wurde das Wasser des Flusses umgeleitet. Auch der Trollhätte-Kanal mit den Schleusen führt den Schiffsverkehr um die Wasserfälle herum.
Die Trollhättan-Fälle liegen heute immer trocken, da das Wasser inzwischen durch Kraftwerksturbinen hindurchgeleitet wird. Früher wurde im Sommer täglich zu bestimmten Zeiten Wasser über den Wasserfall gelassen. Aufgrund der anhaltenden Energiekrise wird seit Sommer 2023 kein Wasser mehr abgelassen, ausser während des Festivals Waterfall Days vom 19. bis 21. Juli.

Die drei Schleusentreppen

Schon im 18. Jahrhundert versuchte der Erfinder und Unternehmer Christopher Polhem erfolglos, die Wasserfälle zu bändigen. Am 14. August 1800 wurden Trollhättans erste funktionierende Schleusen (mit 8 Schleusentreppen) eingeweiht und der Trollhätte-Kanal auf seiner gesamten Strecke fertiggestellt.
Nach 44 Jahren wurden aufgrund des Baus des Göta-Kanals zwischen den Seen Vänern und Vättern sowie zwischen dem Vätternsee und der Ostsee neue Schleusen erforderlich. Der Göta-Kanal wurde 1832 fertiggestellt. Und er war grösser als die alte Schleusentreppe in Trollhättan. Um die gesamte Strecke zwischen Göteborg und Stockholm befahren zu können, waren auch hier grössere Schleusen erforderlich.
Die neuen Schleusen wurden zwischen 1838 und 1844 unter der Leitung des Ingenieurs Nils Ericson gebaut, der zu seiner Zeit ein echter Star war. Er beteiligte sich am Bau des Göta-Kanals und wurde später Schwedens führender Kanal- und Eisenbahnbauer. Die beiden wichtigsten Transportmittel damals. Er kam 1830 hierher, bevor der Götal-Kanal fertiggestellt war. Mehr als 20 Jahre lang lebten Nils Ericson und seine Familie auf dem Åker-Anwesen hier unten in Akers Dal, mehr oder weniger mitten auf dem von ihm erbauten Schleusengelände. Seine drei Söhne wurden hier geboren, mitten im Schleusenbau.
Die beiden Schleusensysteme wurden bis 1916 parallel betrieben.
Die dritte, moderne Schleusentreppe, welche heute der Schifffahrt dient, wurde 1916 in Betrieb genommen.
Der ganze Kanal, zwischen Göteborg und Vänersborg, ist 82 km lang, hat sechs Schleusen und überwindet einen Höhenunterschied von 44m. Er ist für Schiffe bis 89m Länge und 13m Breite bei einem Tiefgang von 5.4m zugelassen.

Mein Besuch der Schleusen

Auf meiner Fahrt zum nächsten Übernachtungsplatz am Vänern musste ich also unbedingt einen Stopp an den Schleusen einlegen. Ohne Navi hätte ich zwischen den Brücken, den Flussläufen, den Kanälen, den Kraftwerken, den Industriegebäuden und Hügeln den Weg zum Parkplatz an den Schleusen kaum gefunden. So sieht das Gelände des Trollhätte Kanalparks grafisch etwas vereinfacht aus.

Um das ganze Gelände zu erwandern, gibt es einen 9km langen Rundweg entlang aller Sehenswürdigkeiten. Den habe ich dieses Mal, entgegen aller Gewohnheiten, solche Rundwanderwege zu absolvieren, aber nicht gemacht.

Als erstes habe ich die ganz älteste Schleusentreppe mit Eröffnungsjahr 1800 angeschaut:

Gleich daneben ist die zweite Generation der Schleuse aus dem Jahr 1844:

Am Ende der Schleusen von 1800 und 1844 hat man eine wunderschöne Aussicht über den Fluss und die Natur um ihn herum. Es gibt auf dem ganzen Gebiet eine Vielzahl von Schildern und Tafeln, die über die Gegend und deren Geschichte informieren.

Ich mache mich jedoch auf den Weg nach oben. Denn oben im Gästehafen kommen dann die ganz alte, die alte und die moderne Schleuse (auch schon über 100 Jahre alt!) zusammen. Die Höhe der modernen Schleuse ist ganz schön beeindruckend!

Leider gibt es fast nur diese Parkplätze unten an den Schleusen. Ich hätte gerne noch den oberen Bereiche in der Nähe des Vänern und der Wasserfälle angeschaut. Aber dort hatte es nur ein paar wenige Parkplätze für PKW.

Weiterfahrt zum Vita Sandars Camping

Nach diesen Eindrücken habe ich die Strecke zu meinem nächsten Übernachtungsort an einem Strand am Vänern aufgemacht. Vita Sandars Camping bei Mellerud ist ein weiterer sehr schöner, geplfeger und weitläufiger Campingplatz. Wäre das Wetter stabiler und wärmer, könnte man hier die Weite Europas drittgrössten Sees richtig geniessen. Der Strand ist jedoch so flach, dass auf dem Campingplatz ein Schwimmbad gebaut wurde, damit die Kinder im Sommer auch richtig baden können…
So habe ich wiederkehrenden Regenschauern zwischendurch mal die Sonne auf dem Campingstuhl genossen und am späteren Nachmittag versucht, die Lichtstimmung am See einzufangen.

Mal schauen, ob das Wetter morgen genügend stabil ist, damit ich eine schöne Wanderung im Tresticklan Nationalpark an der Grenze zu Norwegen machen kann.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..