Meinen zweiten Tag auf Gålö wollte ich eigentlich nutzen, um am südöstlichen Eingang des Tyresta Nationalparks nochmals eine Wanderung durch den Urwald zu machen. Mir ist dann gestern erst bewusst geworden, dass diese Wanderung wohl auch zum grösseren Teil durch das Waldbrandgebiet von 2019 gehen würde. Daher war mir relativ rasch klar: Warum in die Ferne streifen, wenn das Nahe auch schöne Gelegenheiten bietet? Denn Gålö ist ein Naturreservat, welches der Stiftung Stockholmer Schärengarten (Skärgårdsstiftelsen) gehört, welche viele Landflächen in den Stockholmer Schären besitzt.
Zweck der Stiftung Stockholmer Schärengarten (Skärgårdsstiftelsen)
Das Ziel der Stiftung ist die Erhaltung eines Archipelgebiets von grosser Bedeutung für die Erholung im Freien, das aber auch über wertvolle Naturmerkmale verfügt. Die historische Agrarlandschaft, die wertvollen Wald- und Wasserflächen sowie die wertvolle Pflanzen- und Tierwelt des Gebietes sollen besonders geschützt und gepflegt werden. Der Wert des Gebiets für aktive Erholung im Freien wird gestärkt und entwickelt.
Das Nauturschutzgebiet wurde im Jahr 2006 gegründet und ist 3’835 Hektar gross. Man triff hier auf schwedische Natur vom Feinsten. In einer einladenden Mischung aus eichenbewachsenen Hügeln, Wäldern, Klippen und Meer kann man hier eines der wichtigsten Erholungsgebiete Stockholms geniessen.
Der Rundwanderweg Stora Gålöslingan ist mit 12km der längste bezeichnete Wanderweg und umfasst alle Landschaftstypen von Gålö. Ich hole mir zuerst beim Empfang des Campingplatzes die kleine Wanderkarte: Damit weiss ich nun, dass mein Pfad rot markiert ist. Ich irre zuerst etwas herum, bis ich die erste rote Markierung finde. Dann geht es los im Gegenuhrzeigersinn. Ich starte mit dem Streckenabschnitt durch den Wald.
Eichen, ein Fuchs und die Vögel des Laubwaldes
Rund um die Stegsholm Farm in der Nähe des Festlandes erwander ich eine abwechslungsreiche Landschaft. Der Wanderweg folgt mit Eichen bewaldeten Hügeln, Bauernfeldern und beweideten Küstenwiesen. Hier gedeihen im Frühling und Sommer Adam-und-Eva-Orchideen in Rot und Hellgelb zwischen Eichenstämmen, oft zusammen mit Schlüsselblume, Katzenfuß und vielen anderen Arten. Dies ist auch die richtige Natur für den Kernbeißer, den Weißkehlchen und andere Laubwaldvögel. Ich begegne hier einen Fuchs, der mir auf dem Weg entgegenkommt und dann schnell im Unterholz verschwindet.
Dann geht es wieder raus aus dem Wald Richtung Mysingen.
Raus aus dem Wald Richtung Mysingen
Draussen auf Gålö verändert sich die Natur allmählich. Trockene Kiefernwälder kommen immer häufiger vor und schon bald sind bin ich ganz nah am Meer. Von den hohen Klippen aus kann ich weit über das Wasser von Långgarnsfjärden und Mysingen blicken. Hier gibt es auch ein paar geschützte Buchten mit flachem Wasser und kleinen Sandstränden. Die die kiesigen Ufer sind wichtige Laichplätze für ausgewachsene Fische und Kinderstube für heranwachsende Jungfische.
Wunderbare Ausschicht von der Landzunge Havtornsudd
Und der letzte, rund 5km lange Wegabschnitt geht einmal rund um die Landzunge Havtornsudd. Auf der Meerseite geht es ganz schön rauf und runter. Es geht zwischen den Bäumen entlang des Ufers, dann wieder steil rauf auf eine Granitklippe, und wieder runter. Einige Stellen sind sogar mit Treppenstufen ausgerüstet. Ganz am Ende der Landzunge steht eine einsame Picknickbank auf dem blanken Felsen, von wo aus ich einen fantastischen Blick über die Gegend habe und mich mit einer Banane und dem mitgeführten Wasser etwas ausruhen kann. Denn ich bin schon etwa 8km mit einigen steilen Passagen unterwegs!
Zurück geht es dann auf der Seite der Bucht, wo das Gelände wieder sehr viel flacher und geschützter ist. Eine ganz andere Landschaft als auf der sehr nahen Meerseite!
Schlussendlich gehe ich an der Marina vorbei, überquere den riesigen, aber leeren Parkplatz und melde mich total positiv gestimmt wieder beim Empfang des Campingplatzes und erzähle von meinem Abenteuer. Ich kaufe mir ein grosses Eis, welches ich mir auf jeden Fall verdient habe und geniesse dann den Nachmittag an der Sonne vor dem Camper. Gut habe ich einen so bequemen Campingstuhl!
So hat diese Rundwanderung ausgesehen:
Abends nehme ich zwei Pfannen mit in die Küche und bereite mir mal wieder ein feines Abendessen zu, welches ich dann auf der „Camperterrasse“ draussen geniessen kann. Was für ein genialer Tag!
























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