Tyresta Nationalpark: Im frisch bewässerten Vorstadt-Urwald drei Seen erwandern

Heute Morgen waren es beim Aufstehen um etwa 06:30 draussen schon 19°C, obwohl (oder weil) es bewölkt war. Ich schaute der ersten Fährfahrt zu und freute mich schon auf meine eigene Fährfahrt mit der „Karin“.
Um 08:13 stand ich dann alleine am Fähranleger und wartete auf die Fähre um 08:30. Da kam doch tatsächlich noch ein zweites Fahrzeug! Trotzdem konnte ich dem Kapitän freundlich zuwinken und mir meinen Platz ganz vorne auf der Fähre selber aufsuchen. Da diese Fähren alle gratis sind, geht das rauf- und runterfahren ja ruckzuck.

Tyresta Nationalpark

Mein heutiges Ziel war der gut 50km entfernte Tyresta Nationalpark, der mit zahlreichen Wanderwegen durch den Urwald ganz in der Nähe der Stockholmer Vororte lockt. Am Horizont erblickte ich aber schon eine graue Wolkenbank, aus der es offensichtlich regnete! Diese Wolkenbank hatte ich bald erreicht und mein Camper bekam eine ganz kostenlose Autowäsche. Meine Hoffnung war, dass diese Regenzone bis zur Ankunft am Haupteingang des Nationalparks schon durchgezogen ist. Es ist schon recht bemerkenswert, wenn man zuerst an den Plattenbauten der Stockholmer Agglomeration und an einer Vielzahl von Ampeln vorbei fährt und dann nach weitern 2km plötzlich auf dem Parkplatz eines Urwald-Nationalparks steht!

Tyresta Nationlpark
Der Nationalpark Tyresta und das umliegende Naturschutzgebiet sind eine der schönsten unberührten Waldlandschaften in Schweden ausserhalb der Gebirgswelt mit einem einzigartigen Urwald, den es sonst nur in den nördlicheren Gebirgsregionen gibt.
Grosse Teile des Nationalparks bestehen aus Wäldern in einer abwechslungsreichen so genannten Risstal-Landschaft. Kiefern dominieren oben auf dem felsigen Boden, Tannen und Fichten in den fruchtbareren Talmulden.
Also ein richtiger Urwald! Sehenswürdig, gross und ganz in der Nähe von Stockholm, erreichbar mit dem Linienbus.
Mehrere Jahrhunderte alte knorrige Kiefern mit grober Rinde zeugen von längst vergangenen Zeiten. Unbewachsene karge Steinblöcke, flach geschliffen vom Inlandseis und von den Wellen des Meers, als vor Zeiten noch die nahe gelegenen Schären bis hierher reichten. Das Ganze umrahmt von hohen Nadelbäumen als den Wächtern von Moosen und Flechten. Glitzernde Seen unterbrechen die Weite der Wälder, und in der Luft lassen sich viele veschiedene Düfte erahnen.
Im Urwald gibt es 80 Arten von Vögeln, mehr als 300 verschiedene Moose, mehr als 160 verschiedene Flechtenarten, mehr als 350 Gefässpflanzen, mehr als 400 Pilzarten und mehr als 860 verschiedene wirbellose Tiere. Davon sind leider 183 Arten auf der roten Liste der bedrohten Arten.

So war es dann auch fast: Die Wetter-App zeigte in etwa 30′ etwas weiteren Regen an. So packte ich halt auch die Regenjacke ein, welche ich diesen Urlaub noch nie hervorgeholt hatte. Es standen zwei Rundwege zur Auswahl: Die rot markierte, einfache Bylsjöpromenaden (5km) und die violett markierte Tyrestarundan (13km). Da beide auf dem selben Weg startete, verschob ich die Entscheidung auf später.

Da es auch hier ziemlich geregnet hatte, war die Luftfeuchtigkeit enorm. Mit der recht warmen Temperatur von wahrscheinlich über 20°C war das keine so tolle Ausgangslage für eine angenehme Wanderung. Und schon nach wenigen Minuten fing es dann auch wieder an zu tröpfeln und ich holte meine Regenjacke raus. Da wurde ich halt unter der Regenjacke (vom Schweiss) nass, anstatt vom Regen. Also die Regenjacke wieder ausziehen und auf weniger Regentropfen hoffen. Was sich dann irgendwann auch erfüllte.

Bei der Ankunft am Bylsjön war mir klar, dass es nicht die lange Runde werden soll. Ein weiterer Grund war auch, dass die lange runde zum grossen Teil durch das Waldbrandgebiet von 2019 führte. Trotzdem wollte ich noch einen Abstecher zum Årsjön machen, was mir dann auch noch einen Blick auf den Årsjöntjärnen ermöglichte. Zwei Seen ein ein Teich auf einer Rundwanderung!

Die Runde, oder besser gesagt die entstandene Acht, sah dann schlussendlich so aus:

Rundslingan Tyresta NP (Naturum)

Gegen Ende der Runde waren dann die Wolken verschwunden und es herrschte wieder der schon fast erwartete blaue Himmel bei sommerlichen Temperaturen.

Aufenthalt im Gålö Havsbad Camping

Mein Ziel für die nächsten zwei Nächte war der Gålö Havsbad Camping mitten in den Schären vor Stockholm. Das Meeresbad hat einen riesigen Parkplatz und lockt mit seinem extrem flachen Sandstrand und den vielen anderen, aber einfach gehaltenen und familiären Attraktionen am Wochenende und in der Hochsaison sehr viele Tagesgäste und Camper an. Jetzt war aber sehr wenig los und ich erhielt nach dem sehr freundlichen Empfang wiederum einen schönen Platz mit riesigem Umschwung. Und die Servicehäuser waren alle perfekt in Schuss gehalten, sauber und modern. Mir gefällt das sehr, wenn ein Campingplatz so professionell und doch sehr bodenständig-familiär betrieben wird. So kann man sich ja nur wohlfühlen.

Ich habe dann den Rest des Tages genutzt und bin mit meinem Strandstuhl an den Strand gegangen und habe mich zwischen die vielen Familien mit Kindern und Kleinkindern gesetzt. Das ist doch mal was anderes.

Morgen werde ich mit einer hoffentlich tollen Wanderung im Naturschutzgebiet der Skärgårdsstiftelsen (Archipelago Foundation) auf Gålö.

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