Da die Fähre vom Byxelkrok im Norden Ölands nach Oskarshamn nur in der Hochsaison von Juni bis August fährt, konnte ich heute 200km (100km bis zur Brücke bei Kalmar, 100km bis Oskarshamn) mehr fahren, als ich ich eigentlich berechnet hatte.
Etwa ein Drittel der Strecke (80-100km) habe ich dabei auf kurvigen Nebenstrassen über und um die kleinen Hügel fahren dürfen. Das macht mehr Spass als die E22, denn da ist Tempomat angesagt, solange man nicht auf ein langsameres Fahrzeug auffährt – denn mein Ducato hat keinen Abstandstempomat. Aber es hat auf den Strassen so wenig Verkehr, dass das nicht so häufig geschieht. Das ist schon eine gewisse Qualität in der Mobilität.
Auf der Strecke von Kalmar nach Stegenborg habe ich dafür zwei schöne Zwischenstopps gemacht.
Kleine und grössere Bootsmannshütten in Västervik
Der erste Zwischenstopp war gleich vor der Mittagszeit in Västervik. Västervik ist nach Kalmar, Växjö und Jönköping mit 37’000 Einwohnern und 3’700 Unternehmen die viertgrösste Stadt in Småland. Sowohl Marken als auch Menschen haben Västervik im Laufe der Jahre in Schweden oder international bekannt gemacht, zum Beispiel Björn Ulvaeus (Abba), Vigiland, Elfa, Västervik Speedway, Stefan Edberg und Västerviks IK. Die Stadt wurde als „Perle der Ostküste“ bezeichnet und wurde sogar zwei Jahre in Folge (2020 und 2021) zur „Sommerstadt des Jahres“ gekürt. Vor allem wird Västervik jeden Sommer von vielen Bootstouristen besucht, welche die Nähe zum Grossraum Stockholm schätzen und den Sommer an den vielen Gästeanlegestellen verbringen.
Da ich kein Boot habe, wurde der Camper auf dem grossen Parkplatz am Gästehafen geparkt, wo es paar wenige Parkplätze für Wohnmobile (mit einer Beschränkung auf 3 Stunden) gab. Västervik besuchte ich zuallererst wegen den Bootsmannshütten (Båtsmansstugorna). Diese bilden ein kulturell und historisch wertvolles Quartier im Zentrum der Stadt, gleich oberhalb des Parkplatzes. Die Gebäude wurden in den 1740er Jahren erbaut und stehen seit 1974 unter Denkmalschutz. Denn in den 1700er Jahren war die Stadt Västervik verpflichtet, eine bestimmte Anzahl von Bootsmännern zu beherbergen, die in Tjusts Bootsmannskompanie dienten. Als Unterkunft für diese wurden die Bootsmannshütten gebaut, von denen acht erhaltene Hütten Ende der 1740er Jahre gebaut wurden. Die kleinen Häuser befinden sich mit dem Giebel zur Strasse und sind einstöckig, mit Ausnahme von Båtsmannen 8, das zwei Stockwerke hat.
Nach dem Besuch dieses Quartiers habe ich noch die Fussgängerpassage unsicher gemacht und mir am Hafen ein Krabbensandwich als Lunch gegönnt. Auf der anderen Seite des Ortes kann man ein weiteres Quartier besuchen, wo viele alte Holzhäuser stehen. Diese wurden zum Teil im 18. Jahrhundert erbaut und gehörten den Kapitänen und wohlhabenden Handwerkern.
Irgendwie habe ich mich schon fast etwas in diese beschauliche Kleinstadt verguckt. Ich habe aber nur einen ganz, ganz kurzen Blick in das Schaufenster eines Immobilienmaklers geworfen…
Skulpturparken / Trollparken in Gamleby
Der nächste Stopp erfolgte dann nach ein paar weiteren Kilometern durchs Hinterland über kurvige Nebenstrassen in Gamleby. Dort gibt es einen schönen Waldpfad mit vielen humorvollen Trollfiguren: Den Trollparken oder Skulpturparken. Schon beim grossen Parkplatz winkt einem eine riesige Trollfigur auf den zuerst steilen Weg rauf zu den vielen, teilweise etwas versteckten Figuren auf und in der Felswand oben im Wald.
Der Künstler Jerzy Przybyl, auch bekannt als Jan Pol, schuf den Skulpturenpark entlang einer 300 Meter langen Felswand. Dort wurden Skulpturen aus Faserbeton aufgestellt, die Figuren aus lokalen Legenden darstellen: Trolle, Feen, Kobolde, Nymphen, Gnome, Lindas, Drachen usw.. Der Künstler hat aber auch seiner Fantasie freien Lauf gelassen und Figuren erfunden, die auf verschiedene Weise in die Natur integriert sind. Seine Hoffnung war, dass die Werke mit der Natur verschmelzen und einen magischen Ort schaffen, an dem Natur und Kunst eins werden.
Die Skupturen passen auch recht gut in die vielen Spuren von historischen Kultstätten und der grossen Dichte an archäologischen Überresten in der Gegend.
Ich hatte richtig Spass an den Figuren, der Schalk und Humor des Künstlers hat sich perfekt auf mich übertragen.
Luxus-Stellplatz mit Aussicht in Stegeborg
Heute Nacht bin ich auf einem der 11 „Luxusstellplätze“ an der Marina von Stegeborg unterhalb der Schlossruine. Es gibt weitere grosszügige Stellplätze auf dem Parkplatz an der Marina, alle mit Stromanschluss und Zugang zu gepflegten Servicehäusern. Stegeborgs Ställplats liegt landschaftlich reizvoll mit Blick auf die alte Ritterburg Stegeborgs Slottsruin, den Strand von Slätbaken und den Eingang zum Göta Kanal. In der Umgebung gibt es eine Badestelle mit Steg und Strand, Kiosk, Sauna zum Mieten, ein gemütliches Restaurant, Gästehafen, Wanderwege und Spazierwege. Hier in den Schären von Sankt Anna könnte man, wenn man denn ein Kanu oder ein Boot hätte, einen ganzen Urlaub verbringen!
Der Ausblick vom Stellplatz auf das Wasser gigantisch, schon fast etwas kitschig. Ich hatte natürlich genügend früh einen der schönsten Plätze gebucht. Und das Wetter ist schon richtig sommerlich: Tagsüber waren es mindestens 25°C und abends konnte ich bis zum Sonnenuntergang draussen sitzen bleiben.
Nach so einer langen Fahrt mit zwei traumhaft inspirierenden Stopps und dem wundervollen Ausblick am Stellplatz konnte ich wieder einmal wunderbar schlafen. Und nach der warmen Nacht war der Ausblick aufs Wasser am Morgen nochmals sehr idyllisch!























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