Öland ist die beliebteste Ferieninsel Schwedens. Mit einer fantastischen Ferieninfrastruktur und unzähligen, feinsandigen Stränden kann man das auch sehr gut verstehen. Man zählt hier jährlich etwa 800’000 Camping-Übernachtungen, was in der kurzen Hochsaison von rund 6-8 Wochen beträchtlich ist. Auf der sonnenverwöhnten, aber auch windigen Insel kann man neben dem Strandleben auch sehr gut mit dem Fahrrad fahren oder Wanderungen unternehmen. Mit dem Fahrrad muss man einfach beachten, dass die Insel gut 140km lang ist! Bei Wanderungen muss man in Kauf nehmen, dass man lange Zeit über ein flaches Ödland wandert: Das ist dann vielleicht weniger interessant, besonders wenn es windet.
Geologie von Öland
Öland hat nach schwedischen Massstäben und aus geologischer Sicht ein sehr junges Grundgestein, denn die Insel besteht aus Kalkstein und unterscheidet sich geologisch von der småländischen Landschaft. Der ursprüngliche Wald wurde früh abgeholzt. Um das Land aber wieder zu binden, wurde wieder aufgeforstet. Öland besteht trotzdem grösstenteils aus kargem sogenannten Alvarland, welches einer trockenen Steppe gleicht. Aber das dem Kalmarsund am nächsten gelegene Gebiet von Färjestaden bis Grönhögen im Südwesten Ölands, genannt Mörbylångadalen, gilt als eines der fruchtbarsten Anbaugebiete Schwedens. In Gebieten mit schwächeren Böden waren es Fischfang und Viehzucht, welche die Menschen am Leben hielten. Heute ist Öland die beliebteste Ferieninsel der Schweden, denn ein feinsandiger Strand folgt dem nächsten.
Grabhügel von Mysinge
Mit der Überquerung der längsten Brücke Schwedens mache ich mich zuerst auf in den Süden von Öland. Als erstes habe ich beim steinzeitlichen Grabhügel von Mysinge angehalten. Er ist der zweitgrösste Ölands und bildet zusammen mit dem Grabhügel von Gynge und mehreren anderen ein Gräberfeld, das sich über einen Kilometer erstreckt. Die Gegend zwischen Resmo und Mysinge ist sehr reich an Fundstätten und hat in mehreren vorgeschichtlichen Perioden eine wichtige Stellung eingenommen.
Auf dem Grabhügel standen vier Bockwindmühlen, welche ich gerne fotografiert habe.
Gräberfeld von Gettlinge
Als nächstes halte ich dann an Ölands grösstem Gräberfeld aus der Eisenzeit bei Gettlinge. Hier gibt es viele verschiedene Grabformen: Hügel, Schiffssetzungen, Steinkisten, Steinkreise, ein dreieckiges Grab, aufrecht stehende Kalksteinplatten. Die häufigsten Gräber sind: niedrige, runde und steingefüllte. Von den mehr als 200 Gräbern wurden 25 vor über 100 Jahren untersucht. In einem, einer Steinkiste, lag ein Mann umgeben von seinen Waffen: Schwert und Schild, Speer und Lanze.
Nachdem ich genügend Grabfelder gesehen hatte und auch schon einige der omnipräsenten Bockwindmühlen mit den Gräbern abgelichtet habe, geht es jetzt ganz an das südliche Ende von Öland mit einem Naturum und einem Leuchtturm in einem Naturschutzgebiet.
Naturschutzgebiet Ottenby
Das Naturschutzgebiet Ottenby ist ein Weltklasse-Vogelschutzgebiet. Hier werden umfangreiche Forschungsarbeiten zu Zugvögeln durchgeführt. Daher ist dieser Teil der Insel ein Paradies für Ornithologen, um Vögel zu beobachten. Aber Ottenby ist auch eine äusserst alte Kulturlandschaft mit einer reichen und unverwechselbaren Pflanzen- und Tierwelt. Das macht es zu einem der wertvollsten Naturschutzgebiete Schwedens. Das Gebiet ist leicht zugänglich und verfügt über mehrere ausgeschilderte Wanderwege. Während der Schutzzeit gilt ein Zutrittsverbot: Dann dürfen die Wege und Strassen nicht verlassen werden. Aber es gilt natprlich auch die Weidetiere zu respektieren, welche die Strasse nach ihrem Belieben nutzen.
Nachdem ich den Camper auf dem grosszügigen Parkplatz abgestellt hatte, fotografierte ich den Leuchtturm Långe Jan und versuchte mich darin, ein paar Vögel vor die Linse zu bekommen. Mit einer Schwalbe, einem brütenden Schwan und einem Schwarm Kranichen, welcher sich bezüglich Flugrichtung nicht so recht einigen konnte, gelang mir das recht gut. Weniger gut gelang das bei den laut grunzenden Robben oder Seehunden, welche sich etwas weiter draussen im Meer ausruhten.
Da es Mittagszeit war, habe ich mir im Restaurant des Naturum mit Google zuerst mal alle Menüs übersetzen lassen, denn die schwedische Namen für Mahlzeiten sind sehr schwierig zu enträtseln. Ich entschied mich für gebratene (Mai-) Schollen auf Kartoffelstampf. Wasser (mit oder ohne Zitrone) gab es gratis dazu und es kostete auch wenig. Sehr gut geschmeckt hat es auf der sonnigen Terrasse auch!
Zurück beim Parkplatz las ich das Schild, das Ottenby früher auch eine grosse und wichtige Fischersiedlung namens Kyrkhamn war. Grosse Heringschwärme, die strategische Lage im Kalmarsund und die schützende Bucht trugen dazu bei, dass sich Kyrkhamn zu einem bedeutenden Handelsplatz entwickelte. Der Hering war eine gefragte Ware in katholischen Ländern, in denen es in der Fastenzeit verboten war, Fleisch zu essen. Die ältesten Funde stammen aus dem frühen Mittelalter und umfassen 75 ovale Senken im Boden. Sie rühren von einfachen Hütten her, die als Verkaufs- und Übernachtungsplätze oder der Verarbeitung des Herings dienten. Ein Stück weiter nach Norden wurden Hausfundamente von zwei Steingebäuden und eine Holzhütte gefunden.
Mit diesem Wissen machte ich mich auf die 140km lange Strecke bis zum Campingplatz Böda Sand ganz im Norden der Insel. Es war gut, dass die Wikingerburg Eketorp zu war, da sie im Mai nur eingeschränkte Öffnungszeiten hat. Sonst hätte ich mich entscheiden müssen, ob ein Besuch drinliegen soll. Diese hatte ich ja schon früher mal besucht. Aber die Strasse geht durch eine vielzahl von sehr hübschen Bilderbuchdörfern. Ich staune immer wieder, wie hervorragend die Schweden ihre Häuser und Liegenschaften pflegen. Jedes Dorf macht etwas her. Die Fahrg führt zu etwa zwei Dritteln auf angenehmen Nebenstrassen. Nach zwei Dritteln der Strecke musste ich dann aber schon noch einen offiziellen Windmühlen-Stopp einlegen.
Windmühlen von Lerkaka
Die Windmühlen von Lerkaka gehören zu den schönsten und am besten erhaltenen Mühlenreihen Ölands. Es handelt sich um sogenannte Bockwindmühlen, bei denen sich das gesamte Mühlengehäuse auf dem Untergestell, dem „Bock“, drehen lässt.
Die Windmühlen haben auf Öland viele Spuren hinterlassen. Die ersten Windmühlen wurden vermutlich Ende des Mittelalters errichtet. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es auf der Insel etwa 2’000 Windmühlen.
Als die Subsistenzlandwirtschaft eingestellt wurde, wurden die Windmühlen nicht mehr genutzt. Heute sind noch rund 400 Mühlen als Denkmal der modernen Wirtschaft der Insel erhalten.
Auf dem grössten Campingplatz Schwedens: Böda Sand
Nun konnte ich die letzten Kilometer unter die Räder nehmen, um mich sobald als möglich auf Schwedens grösstem Campingplatz Böda Sand einzuchecken. Hier bleibe ich drei Nächte! Der Campingplatz ist ein Familienbetrieb und feiert dieses Jahr das 30-jährige Bestehen. Die Besitzer haben ihn zu einem tollen Resort mit allem, was man sich so vorstellen kann, entwickelt. In der Vorsaison haben die wenigen Gäste sehr, sehr viel Platz und sehr, sehr viel hervorragende Infrastruktur. Das ist einfach genial, wenn man so viel Raum und Ruhe hat und dazu noch einen sehr grosszügigen Rabatt erhält. Ich hatte einen Platz in der Nähe eines Servicehauses ausgesucht. Aber es war auch nur ein Katzensprung durch den Kiefernwaldstreifen bis zum gigantischen, feinsandigen und breiten Strand.
Nur die vielen Mücken, welche sich im feuchten Gras versteckten und sich bei Schatten unangenehm bemerkbar machten, störten die Idylle ein wenig. Aber wenigstens waren sie so lahm, dass ich die wenigen, welche es doch noch in den Camper schafften, gut erledigen konnte – ohne hässliche Flecken an Wänden oder Decke…
Ich genoss die beiden warmen und sehr sonnigen Tage am Strand und habe am zweiten Tag tatsächlich eine 7km lange Strandwanderung gemacht und war dabei fast ganz alleine!
Am ersten Tag habe ich gleich auch die Waschmaschine und den Trockner genutzt. Ich staune immer noch, dass die Profi-Waschmaschine in 30′ und der Trockner in 90′ fertig war. Die meisten Campingplätze haben auch einen Profi-Geschirrspüler, welcher schon nach wenigen Minuten fertig ist! Aber das Geschirr muss wie in der Profi-Küche gut vorgespült werden, sonst klappt es nicht mit der kurzen Desinfektion durch 70° heisses Wasser.
Abends habe ich zwei Mal die grosszügige Küche im Servicehaus genutzt und mir ein feines Abendessen zubereitet, dass ich aber wegen den Mücken „indoor“ genoss.
Weiterfahrt mit rund 200km Umweg
Heute morgen ging es dann weiter. Da die Fähre zwischen Byxelkrok und Oskarshamn nur in der Hochsaison fährt, musste ich rund 100km zurück in den Süden bis nach Kalmar fahren, um dann wiederum rund 240km entlang der Küste nach Norden zu fahren. Das war ein ganz schön langer Umweg. Wenigstens durfte ich auch hier wieder mindestens ein Drittel auf teilweise sehr schön kurvigen Nebenstrassen, den Rest auf der Schnellstrasse E22 mit Tempomat verbringen.

























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