Heute Morgen habe ich in Åhus im Supermarkt eingekauft, um den Kühlschrank für die nächsten paar Tage im Asnen Nationalpark nicht an Hunger zu leiden. Danach ging es die kurze Strecke nach Kristianstad, um im Biosphärenreservat Vattenrike bis zum Miittag eine kleine Rundwanderung zu machen.
Kurze Geschichte des Wasserreichs (Vattenriket) von Kristianstad
Im Laufe der Jahrhunderte hat sich das Bild der Feuchtgebiete rund um Kristianstad verändert. Als die Stadt zu Beginn des 17. Jahrhunderts gegründet wurde, gehörten die Feuchtgebiete zur Verteidigungsstrategie der Stadt. Da die Stadt wuchs, wurde jedoch mehr Wohnraum benötigt. Die Tradition bestand darin, die Feuchtgebiete oft mit Müll aufzufüllen und dann darauf zu bauen.
Mit der Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert wurden Abwässer und Industrieverschmutzungen in den Fluss stromaufwärts der Stadt eingeleitet. Nun musste das Trinkwasser aus dem tiefen Grundwasser im Kalksteingrundgestein entnommen werden. Eine Deponie, die in den 1960er Jahren neben dem Fluss angelegt wurde, hat das Wasser des Flusses Helge (Helgeåvatnet) auch nicht verbessert. Die Stadt kehrte dem schlammigen Wasser sozusagen den Rücken: Das Gebiet galt als „wasserkrank“.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gingen die Abwasseremissionen und die Industrieverschmutzung jedoch zurück. Das Wasser wurde immer besser. Aber die Auswirkungen alter Sünden waren immer noch sichtbar. Hammarsjön und Araslövsjön wuchsen wieder mit Schilf zu. Auf den Küstenwiesen entlang des Helgeån weideten immer weniger Kühe und auch hier wuchsen wieder hohes Gras, Schilf und Weidenbüsche.
Ende der 1980er Jahre wollte Sven-Erik Magnussons den Menschen klar machen, dass der hohe Wert der Feuchtgebiete sowie ihre Reinigungs- und Ausgleichskraft der jahreszeitlich erheblich unterschiedlichen Wasserstände (2m!) sie zu einer Ressource für die Region machen. Er wollte die Bewohner und Entwickler von Kristianstad dazu bringen, die Wasserlandschaft neu zu entdecken.
Rund um die Feuchtgebiete und Küstenwiesen von Helgeån begann die Arbeit mit Vattenriket, dem Wasserreich. 2005 ernannte die Unesco das Gebiet zum Biosphärenreservat und 2010 wurde das Naturum Vattenriket mitten in Kristianstad eingeweiht – mitten in den Feuchtgebieten!
Beim Naturum Vattenriket in Kristianstad gibt es einen grossen, kostenlosen Parkplatz, der von vielen Pendlern benutzt wird. Es hat auf diesem Parkplatz auch grosszügige Stellplätze für Wohnmobile sowie moderne WC-Anlagen. Die von mir gewählte, 6km lange Linnérundan (Linné-Runde) ist dem schwedischen Naturforscher Carl von Linné gewidmet, der vor etwa 250 Jahren die Feuchtgebiete um Kristianstad besuchte. Als Besucher kann man auf dieser Runde Teile der Landschaft so erleben, wie Linné beschrieb.
Die Runde beginnt beim Naturum, gleich beim Parkplatz. Ich gehe links zuerst durch den feuchten Laubwald mit kleinen Teichen, wo Zwergspechte nisten. Es ist wunderbar, wie viele Bäume und Sträucher weiss blühen! Nach einer längeren Strecke entlang einer ehemaligen, abgedeckten Deponie (meine Annahme) sieht man den Hügel, der die Überreste von Härlövsborg verbirgt. Im Mittelalter befand sich hier eine Holzburg und im 17. Jahrhundert eine Schanze. Weiter geht es zur Burgruine Lillö, den Überresten einer mittelalterlichen Burg. Die Schlüssel könnten im Naturzentrum ausgeliehen werden. Gleich nebenan liegt Lillö Kungsgård, wo in den 1940er Jahren sogar der Storch nistete. Mich faszinierte die riesige Eiche, welche am Ufer des Flusses steht. Aber auch der Behälter, in welchem man gebrauchte Einmalgrills entsorgen kann, zog meine Aufmerksamkeit an. Die Runde führt weiter zu den Strandwiesen von Isternäset, welche ich von der Isternäs-Plattform aus überblickte, aber ohne Feldstecher nur wenige Vögel entdeckte. Hier können im Winter Eisvögel beobachtet werden, im Sommer kann man das Revier des Sumpffalkens überblicken. Der Weg führt nun entlang des Kanalhusspången zum Knanalhuset, Vattenrikets erstem Freilichtmuseum. Jetzt bin ich komplett von der Natur wieder in die Strasseninfrastruktur und die Industrieareale eingetaucht. Beim Tivolibadet überquere ich die breite Brücke und bin zurück im Naturum. Dort darf ich eine kurze Führung zur Geschichte des Vattenriket (siehe oben) geniessen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass hier im Sommer hunderte Besucher hinströmen und täglich 5 Führungen durch das Vattenriket durchgeführt werden. Aktuell gibt es alle paar Tage eine Führung…
Die entspannte, 6 Kilometer lange Runde sieht dann grafisch so aus:
Mir hat die Linnérunde sehr gut gefallen. Wie man merkt, konnte ich die Gedanken während der Runde etwas schweifen lassen.
Als nächstes möchte ich heute Mittag in einer weiteren Runde etwas Kunst geniessen. Das benötigt dann vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit. Auf geht’s zum Skulpturenpark Wanås Konst!















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