Weitere Wald-Nationalparks auf dem Karri Forest Explorer Drive erfahren

Schon auf der Fahrt von Walpole nach Pemberton liess ich einen Abzweiger zu sehenswürdigen Bäumen oder Ausblicken im Shannon Nationalpark aus. Doch rund um Pemberton wollte ich mir nochmals etwas Zeit für die Wälder und ein paar Schotterstrassen nehmen.

Der Karri Forest Explorer Drive wurde zur Unterstützung der Pemberton Tourismusindustrie vom Staat entwickelt und finanziert. Der Weg windet sich durch einige grossartige Karri-Wälder des Südwestens. Die Besucher können den Wald damit auf eigene Faust erkunden. Es gibt mehrerer Halte für ein Picknick, man kann den Big Brook Dam besuchen und im See baden, 60m zum Gloucester Tree Lookout raufklettern, bei den Beedelup Falls über die wackelnder Hängebrücke gehen, man kann einfach spazieren gehen oder in den Flüssen angeln oder einfach nur absitzen und die Natur geniessen. Der Karri Forest Explorer Drive beginnt direkt in der historischen Holzstadt Pemberton, aber man den Rundkurs an anderen Punkten beginnen. Nur die Richtung (im Gegenuhrzeigersinn) ist auf einigen Streckenabschnitten vorgegeben.

Ich habe vor dem Start des Befahrens des Karri Forest Explorer Drives aber zuerst einmal in Pemberton eingekauft. Auf die Tankuhr zu schauen, habe ich am Morgen aber wegen der Vorfreude auf die Pemberton Tramway verpasst. Denn ich war gestern schon mit recht knappem Füllstand des Tanks angekommen.

 

 

Dafür war ich dann schon fast eine Stunde vor Abfahrt der genialen, wenn nicht schon skurrilen Fahrt mit der Pemberton Tramway nach Warren River. Ich habe diese Fahrt schon vor 6 Jahren gemacht und wollte das Erlebnis nochmals auffrischen. Die Fahrt führt auf den alten Schienen der ehemaligen staatlichen Bahn für die Holzverarbeitung und den Personenverkehr zwischen Pemberton und Northcliff. Es fährt ein tuckerndes und wackelndes Tram mit maximal 30km/h während 1.75h von Pemberton durch den Wald, über mehrere Brücken, mit einem Zwischenhalt bei The Cascades bis Warren River und wieder zurück.

Das wegspringende Känguru gehört auch jedes Mal dazu. Die Langsamfahrten auf den Brücken ergibt eine Möglichkeit, in den Flüssen nach grossen Fischen Ausschau zu halten. Da musste ich natürlich jede Brücke (untenstehend fehlt wohl sogar eine, es wären 6 plus die nicht befahrene Warren River Bridge, jede Brücke kriegt hier nur ein Bild!) fotografieren.

Und man lernt einiges von der Gegend und vom Wald. Unter anderem, dass die grosse Sägerei Ende 2017 ihre Tore geschlossen hat und den Betrieb an einem anderen Ort konsolidiert hat. Das war ein grosser Schlag für Pemberton, denn das Sägewerk war seit jeher die Daseinsberechtigung für diesen Ort. Davon zeugen auch die vielen noch erhaltenen Häuschen im Zentrum des Ortes.

Die Wartezeit am alten Bahnhof habe ich wiederum zum Fotografieren des alten Dampf-Personenzugs, den vielen Diesellok und der kleiner Dampflokomotive sowie den verrottenden Wagen genutzt. Dieses Mal achtete ich etwas besser auf eventuelle Schlangen im hohen Gras. Mir gefällt das Ambiente des maroden Bahnhofsgeländes und des alten Bahnhofs immer noch sehr. Es weckt richtig die Fantasie, wie es wohl vor ein paar Jahrzehnten war und was man mit den Wagen und Loks noch machen könnte (oder auch nicht).

2005 wurde mit dem nun verlotterten Material gemäss Website noch regelmässige Ausfahrten gemacht! Ab 2006 gibt es keine Einträge mehr. Leider sieht der Zug nun (siehe drittes Bild) ziemlich verrottet aus und ist definitiv nicht mehr fahrtauglich.

Bei jährliche mehr als 1000mm Niederschlag verrottet auch das beste Material. Schade, dass man keinen Schuppen für diese Zeitzeugen bauen konnte.

Die Fahrt mit dem Tram war auch wieder skurril und hat unerhört Spass gemacht. Ich finde, das gehört zu einem Besuch von Pemberton einfach dazu. Schön, dass das Tram fast ganz voll mit Touristen war und ich nicht der Einzige bin, welcher sowas toll findet.

Karri (Eukalyptus diversicolor) wird bis zu 90 m hoch und ist damit der höchste Baum in Westaustralien und der dritthöchste der Welt. Der Hauptgürtel des Karri-Waldes wächst von Nannup nach Süden zu Manjimup und zum Frankland River, dann nach Osten nach Dänemark und Torbay, in der Nähe von Albany.
Karri hat einen langen, geraden Stamm mit glatter Rinde, die er jährlich abwirft. Die äussere Rinde ändert ihre Farbe, wenn sie reift: So sind die Stämme mehrfarbig in den Farben Pink, Orange, Grau und Weiss. Karri bringt im Frühling weisse Blüten hervor.

Dann habe ich den Explorer Drive gestartet und bin zum Gloucester Tree gefahren.

Der Gloucester National Park ist vor allem für den Gloucester Tree Lookout bekannt und liegt 3km südöstlich von Pemberton. Der Lookout ist eine Hauptattraktion auf dem Karri Forest Explorer Drive. Der 60m hohe Gloucester Tree wurde im Jahr 1946 als Feuerwache auserwählt. Dies als eine von mehreren zwischen 1937 und 1952 in der Gegend errichteten Feuerwachen des Karri Waldes. Der Gloucester Tree wurde nach dem damaligen Generalgouverneur von Australien benannt. Seine Königliche Hoheit der Herzog von Gloucester war zu Besuch in Pemberton, als der Aussichtspunkt gebaut wurde. Heute können die Besucher 60m hoch klettern, um eine der spektakulärsten Aussichten des Karri-Waldes zu erleben.
Bei The Cascades, am südlichen Ende des Parks stürzt der Lefroy Brook über eine Reihe von felsigen Stufen. Im Winter teilweise mit grosser Wucht, in der übrigen Jahreszeit eher lieblich. Mehrere Aussichtsplattformen und ein Wanderweg bringen die Besucher zu den besten Aussichtspunkten.

Die 60m auf den dicken Nägeln raufzusteigen ist aber nicht meine Sache. The Cascades hatte ich ja schon auf der Tramfahrt gesehen.

Dann geht es durch den Big Brook Forest auf einer Schotterstrasse.

Big Brook Forest ist ein junger Wald, der sich nach dem Abholzen des Waldes seit den 1920er Jahre langsam regeneriert. Im Jahr 1930, als etwa 2’000ha Karri gefällt wurden, um Stämme für das Pemberton Sägewerk zu produzieren, löste ein Funke einer Dampflok ein Buschfeuer aus. Die nicht verbrannten Karri liessen ihren Samen auf das Aschebett der Erde fallen. Die Samen keimten danach im folgenden Winter. Big Brook wurde als eines der ersten Touristenziele im Karri-Wald nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt, und ist seitdem immer beliebter geworden. Der Wald konzentriert sich um den malerischen Big Brook Dam, welcher 1986 zur Verbesserung der Wasserversorgung von Pemberton und zur lokalen Forellenzucht erhöht wurde. Besucher können im Stausee schwimmen und angeln. In der Saison kann man hier hervorragend Forellen und Maronen (lokale Süsswasserkrebse) angeln oder auch nur ein Picknick am Wasser veranstalten. Ein asphaltierter Wanderweg, der auch für Kinderwagen und Rollstühle geeignet ist, folgt dem Rand des Dammes. Zu den nahegelegenen Attraktionen gehören ein Weg zu einem 300 Jahre alten riesigen Karri, das Big Brook Arboretum, das Bäume aus der ganzen Welt zeigt, und ein Weg durch einen Bestand von Warren River Cedar.

Der Big Brook Dam war für mich als weniger interessant: Schwimmen oder angeln wollte ich nicht und Stauseen habe ich schon grössere gesehen. Beim Arboretum Parkplatz habe ich weder einen asphaltierten Weg noch überhaupt einen Weg gefunden. Etwas frustriert bin ich weiter über die Schotterstrasse gefahren. Die Abfahrt zu Warren River Cedar und zum riesigen Karri habe ich verpasst. Nun habe ich noch etwas besser nach den kleinen Wegweisern Ausschau gehalten. Auf Schotterstrasse geht das Anhalten halt auch etwas weniger rasch als auf befestigten Strassen.

Als nächstes fährt man auf einer kurvigen Nebenstrasse (wieder Schotter) durch den Greater Beedelup National Park. Dort durfte ich lernen, dass die beiden Halte Giblett und Pure Marri nur einfache Picknickplätze sind. Dafür lernte ich, wie Aktivisten 1997 die Rodung dieses Waldes verhinderten. Dank ihrem Engagement gibt es diesen Nationalpark. Das war vor 20 Jahren noch gar nicht selbstverständlich. Aber die Mühe hat sich gelohnt, wir können den engagierten Frauen und Männern nur danken.

Auf dem Vasse Hwy geht es dann Richtung Pemberton zurück. Auf dem Hwy nimmt man den Abzweiger zu den Beedelup Falls. Dort war ich wiederum ganz alleine und konnte die schwankende Hängebrücke vor den Fällen bewundern. Und von einer Aussichtsplattform kann man noch einen Blick auf das renovierte RAC Resort am See unter den Fällen erhaschen. Das sieht sehr romantisch aus!

Danach geht es auf der Old Vasse Rd (Schotter) durch den Warren National Park. So langsam machte mir der Füllstand meines Tanks etwas Sorgen. Die Reserve-Anzeige war schon an. Der Karri Forest Explorer ist ja eigentlich nur 86km lang und ich war schon fast 80km unterwegs. Aber ich wollte ja noch den Heartbreak Trail (10km) fahren. Und danach noch nach Pemberton kommen.

Der Warren National Park schützt den grossartigen unberührten Karri-Wald entlang des Tals des Warren River. Der One-Way-Heartbreak-Trail folgt dem Fluss, manchmal eben mit dem Wasser und manchmal hoch darüber. Der steile Pfad wurde von Hand gebaut, um für Feuerwehrmänner einen Weg hinunter zum Fluss frei zu machen. Der Name des Weges beschreibt die Mühen des harten Jobs der Feuerwehrmänner. Heartbreak Trail kann bei Nässe ziemlich rutschig sein und kann nicht mit Wohnwagen oder Bussen befahren werden. Der Weg geht entlang der Stromschnellen von Heartbreak Crossing und zum Warren Lookout. Hoch oberhalb des Flusses befinden sich gute Halteplätze entlang des Weges und auch ausgezeichnete Campingplätze für diejenigen, die einen längeren Aufenthalt anstreben. Im Warren National Park befindet sich auch der Dave Evans Baum, welcher 1988 für die Zweihundertjahrfeier von Australien errichtet wurde. Er ist einer der drei öffentlich zugänglichen Brandschutzbäume in der Gegend von Pemberton. Ein weiterer Baum im Park wurde nach Marianne North, der englischen Künstler, dessen Bild des unförmigen Karri aus dem Jahre 1880 sehr bekannt ist. Es hängt in einer Galerie in den Londoner Kew Royal Botanic Gardens.

Der Heartbreak-Trail war dann wirklich spassig. Er ist ziemlich eng, kurvig und steil. Macht Freude, diesen zu fahren. Besonders weil man weiss, dass einem kein Fahrzeug entgegen kommt.

Auf einen Halt habe ich aber verzichtet, da mich die Tankuhr etwas nervös gemacht hatte und die Zeit auch schon recht fortgeschritten war. Aber auf die zusätzlichen 2km zum Bicentennial Tree wollte ich dann nicht verzichten. Am Parkplatz zeigt das Navi dann nur noch 10km bis Pemberton an, denn auf den kurzen Abstecher zu The Cascades konnte ich ja verzichten. Für nur 10km reichte der Sprit noch locker. Der Tankstopp in Pemberton war dann etwas abenteuerlich, da die Tankstelle gerade komplett umgebaut wird. Aber man nimmt’s hier mit der gewohnten Gelassenheit!

Im Caravan Park angekommen hatte ich dann Lust, einen der beiden grossen BBQs in Betrieb zu nehmen. Denn es war immer noch richtig schön warm! 30° hat das Thermometer heute erreicht. Zwei köstliche Burger waren das Resultat des heissen BBQ und ich konnte sogar noch den Austausch der Gasflaschen beim anderen BBQ (das ging extrem flott durch den Park-Manager) veranlassen.

So langsam hatte ich genügend Bäume gesehen und war nicht nur satt wegen den beiden Burgern. Ob sich das Abfahren des gesamten Karri Forest Explorer Drives lohnt, weiss ich nicht so richtig. Ich meine, dass man auf den Big Brook und den Beedelup-Teil auch verzichten könnte und über die Hauptstrassen abkürzen könnte. Aber vielleicht habe ich schon zu viele Gravel Roads und Bäume gesehen. Aber trotzdem lohnt es sich sehr, diese Gegend zu besuchen und sich Zeit für eine Erkundung zu nehmen.

Wer zwischendurch noch ein 4WD-Dünenabenteuer erleben möchte, kann von Pemberton zu den etwa 25km entfernen Yeagarup Dunes fahren. Die Strecke befindet sich im D’Entrecasteaux NP und beginnt auf dem Campground Leaning Marri in der Nähe des Yeagarup-Sees. Der See ist das Eingangstor zu den riesigen mobilen Sanddünen, die sich entlang dieser Küste erstrecken. Die Fahrt über die Dünen ist ziemlich anspruchsvoll, aber auch lohnend, da eine fantastische Küstenszenerie erwartet werden kann.

Die Yeagarup-Dünen im D’Entrecasteaux NP sind ein mobiles System äolischer (windgetriebener) Dünen, die sich derzeit mit einer Geschwindigkeit von 4 Metern pro Jahr ins Landesinnere bewegen.
An dieser Küste gibt es einen jährlichen Zyklus von Sand, der während der stürmischen Herbst- bis Frühjahrssaison bei großem Wellengang von den Stränden abgetragen wird, und einen langsamen, allmählichen Strandaufbau, wobei der Sand in den Sommermonaten wieder abgelagert wird.

Während der letzten Eiszeit, die vor etwa 25’000 bis 8’000 Jahren stattfand, war die Nordhalbkugel vollständig von Eis umschlossen. Die Südhalbkugel wurde nicht so stark in Mitleidenschaft gezogen, aber das Klima wurde viel trockener und windiger als heute. Entlang der Küstenlinie des D’Entrecasteaux Nationalparks gab es zusätzliche 30km Land: Der Meeresspiegel war dramatisch zurückgegangen da das Wasser auf der Nordhalbkugel vom Eis aufgenommen wurde. Auf der gesamten Südhalbkugel lagerte sich entlang der neuen Küstenlinie Sand ab, der sich durch die Winde zu riesigen Dünensystemen auftürmte. Als die Eiszeit endete, stieg der Meeresspiegel an und tauchte einen Grossteil der Küstenlinie unter. Das Yeagarup-Dünensystem war aber zu gross, um vom Ozean verschluckt zu werden, und wurde in den letzten 12.000 – 8.000 Jahren von den Winden weiter ins Landesinnere geweht.

Die vorherrschenden Winde durch das Gebiet sind im Allgemeinen südwestlich und bewegen die Dünen in nordöstliche Richtung. Die hohen Niederschläge in diesem Gebiet (derzeit etwa 1100 mm jährlich) tragen dazu bei, den Sand zu verdichten und verhindern, dass er sich schneller bewegt. Entlang der Binnenlandseite schieben sich die Dünen über Jarrah/Marri-Wälder, die auf alten, stabilisierten Sandablagerungen wachsen, und über wechselnde Feuchtgebiete. Der Naenup-Sumpf, der auf alten historischen Karten des Gebietes zu erkennen ist, ist fast vollständig verschwunden. Eine große Düne nähert sich dem Little Yeagarup-See und hat das Wasser gezwungen, weiter nach Norden vorzudringen, wodurch sich die Oberfläche des Sees in den letzten Jahren verdoppelt hat. Die Yeagarup-Dünen befinden sich derzeit 8km landeinwärts, dahinter hat sich schon wieder Küstenheidevegetation ausgebreitet. Überall in den Dünen werden alte Jarrah-Stümpfe wieder freigelegt, nachdem sie beim Durchzug des Sandes über Tausende von Jahren vergraben waren.

Fast hätte ich es vergessen: Habe noch ein paar der Samenschalen verschiedener Bäume gesammelt und fotografiert. Es gibt wohl noch grössere und kleinere Exemplare.

Morgen geht es nach Augusta in die Margaret River Region.

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