Die Great Coast Road an der wilden Westküste: Eine der spektakulärsten Küstenstrassen der Welt

An der 600km langen Westküste der Südinsel von Neuseeland rollen die Wellen der Tasmanischen See an die wilde Küstenlinie.

Während der grossen Zeit des Goldrausches, des Kohle- und Holzabbaus hat das Gebiet rasch prosperiert, aber dieser menschengemachte Reichtum war nicht wirklich nachhaltig. Der wahre Reichtum der Westküste liegt in seiner ungezähmten, rauen Natur.

Ich bin gestern in Westport angekommen. Dabei habe ich, an der Golden Bay startend, zuerst wieder den Takaka Hill überwunden und bin dann, überraschenderweise ohne riesige Steigungen zuerst flussaufwärts am Motueka River entlang und dann für eine lange Strecke flussabwärts entlang des Buller River bis zur Westküste gekommen. Der Buller River ist bekannt für seine Wildwasser und Kajaking Erlebnisse und beeindruckt mit seiner Mächtigkeit auch beim entlangfahren mit einem Fahrzeug. Der Fluss wird zwischendurch ganz schön wild und am Schluss zu einem mächtigen Strom.

In wunderbar authentischen Westport konnte ich den fast leeren Tank des Vans nachfüllen (vor und nach Westport gibt es auf der SH6 für rund 100km keine Tankstelle!) und im New World (Supermarkt) meine Vorräte wieder vervollständigen. Da es erst 13 Uhr war, habe ich noch kurz nur 25km entfernte, historische Kohleabbau-Gebiet von Denniston besucht, welches ich in einem andern Beitrag beschreiben werde.

Westport und Greymouth verbindet die State Highway 6, welcher man auf diesem Abschnitt den Namen The Great Coast Road gegeben hat. Sie soll eine der 10 schönsten Küstenstrassen der Welt sein!

Angekündigt war heute ein wunderbarer Sommertag mit wenig Wind. Und das in einer Gegend, wo man jeden Tag schnell wechselnd alle Wetterarten erleben kann. Hier regnet es bis zu 8000mm (!) pro Jahr. Aber so ein Sommertag, wenn auch eher auf der kühlen Seite, ist doch die perfekte Voraussetzung für einen morgendlichen Walk vom Cape Foulwind zur nahe gelegenen New Zealand Fur Seal Colony (Seebären-Kolonie). Der Cape Foulwind Walkway führt über 3.4km (hin- und zurück total 6.8km) vom Leuchtturm des Cape entlang der sehenswerten Küste mit beeindruckenden Sichten auf die Kliffs, die Strände und die Berge bis zur Seebären-Kolonie. Die letzten 20 Jahre wurde das Gebiet von Freiwilligen neu bepflanzt, sodass man durch eine sehr schöne, ursprüngliche Fauna gehen kann. Der Weg und seine Aussichten sind wirklich faszinierend. Und heute war die Sicht in die Berge auch toll, die Wolken verschwanden immer mehr und machten viel blauem Himmel Platz.

Zwischen November und Februar ist in der Seebären-Kolonie am meisten los, da die Jungen geboren wurden und die Männchen ihre Reviere lautstark verteidigen. Dass man oberhalb der Kolonie angekommen ist, zeigen nicht nur die anderen Touristen, sondern der „feine Duft“ an. Unten auf den Steinen konnte ich viele der noch sehr kleinen Jungen beobachten, welche nach ihrer Mutter ruften, in den Wasserpools spielten oder sich von den wilden Männchen fernhielten. Diese kletterten sehr gekonnt über die steilen und hohen Felsen um eventuelle Konkurrenten zu vertreiben. Ich staunte über ihre Kletterkünste und Geschwindgkeit. Nur als ein grosses Männchen über den höchsten Felsen geradewegs über ein Nest von stattlichen Möwen klettern wollte, haben die sich die beiden Möwen aggressiv, lautstark und erfolgreich gewehrt. Das Seebär-Männchen hat dann einen Umweg eingeschlagen. War das nun Vernunft oder schätze ich das Kräfteverhältnis falsch ein?

Das Schauspiel auf den Felsen und der immer wieder in’s aus aus dem Wasser wechselnden Seebär könnte ich noch lange beobachten. Aber ich wollte heute ja noch die 90km der Great Coast befahren! Also war ich nach gut 2 Stunden wieder zurück beim Campervan und habe mich auf den Weg gemacht.

Zuerst geht die Strecke geradeaus über die Ebene bei Greymouth. Doch dann kommen die Berge an die Küste und ein Strassenabschnitt beginnt, welcher nicht schöner sein könnte. Man fährt entlang von wilden Stränden, etwas erhöht auf Klippen oder eng angeschmiegt an die Bergabhänge. Einspurige Brücken oder Felsabschnitte gehören auch dazu. Und schön ist, dass es ab und zu eine Möglichkeit gibt, anzuhalten und die Aussicht zu geniessen.

Obwohl ich gar nicht langsam fuhr, sammelte sich hinter mir immer mal wieder eine Kolonne an. Den Neuseeländern kann das Tempo einfach nicht zu langsam sein. Die fahren wirklich schnell und nutzen das 100er Tempolimit sehr gut aus.

Ich habe mir Zeit genommen und an einem wilden Küstenabschnitt auf grossen Felsbrocken oberhalb der heranwollenden Wellen einen Lunchhalt gegönnt. Bei den offiziellen Aussichtspunkten musste ich sowieso anhalten.

Im Hinterland dieser Strecke gäbe es noch unzählige Wanderwege, der Paparoa Nationalpark und dessen Umgebung kann da sehr viel bieten. Empfehlenswert sind in der Nähe der SR6 sicher der Weg zu den Coal Creek Falls sowie eventuell der Moutukiekie Beach Walk bei Niedrigwasser, wo man mit etwas Vorstellungskraft eine Königinnenbüste in einer Felsformationen entdecken kann.

Der touristische Höhepunkt sind dann die Pancake Rocks and Blowholes bei Punakaiki. Ein voller, grosser Parkplatz kündigt schon an, dass ich mit vielen Besuchern auf dem kurzen Rundweg rechnen muss. Es gibt wenigstens immer einen gesonderten Parkplatz für Campervans, wo man normalerweise einen freien Parkplatz findet. So auch dieses Mal.

Die Punakaiki Pancake Rocks bestehen aus hunderten von Schichten von Kalksteinsedimenten, welche vor 30 Millionen Jahren aus Fragmenten von Meerestier-Skeletten und Muscheln gebildet wurde. Regen, Wind und das Meer haben dann die jetzt sichtbaren Skulpturen geformt.

Auf dem Rundweg verteilten sich die vielen Besucher einigermassen. Die Aussicht auf die geschichteten Felsformationen und die darauf sitzenden Vögel ist schon einmalig. Heute kommt noch das wunderbare Wetter mit blauem Himmel dazu, welches das Meer in einem türkis-grün-blauen Farbspektrum leuchten lässt. Trotz Windstille kommt eine riesengrosse Welle nach der anderen auf die Küste zu. Das Bollern beim Brechen an den zerklüfteten Formationen ist total faszinierend. Wie muss das wohl tun, wenn es richtig windet?

Bei zwei Formationen werden die Wellen in Vertiefungen gedrückt und eine Gischtwolke schiesst nach dem akustischen Rumms wie bei einem Geysir durch einen Spalt oder ein Loch weit nach oben.

Nach diesem beeindruckenden Naturschauspiel und den faszinierenden Felsformationen geht es dann mit Strasse auch genauso weiter kurvig und aussichtsreich weiter, wie vorher. Kurz vor der überraschend grossen Ortschaft Greymouth ist dann die schöne Streckenführung beendet.

Ich bin schon einige der bekannten Küstenstrassen gefahren, der Great Ocean Drive ist für mich einer der schönsten und spektakulärsten. Sich dafür etwas Zeit zu nehmen, ist unbedingt empfehlenswert.

Ich bin dann gegen 16 Uhr auf dem Caravan Park in Greymouth angekommen. Hier wurde der Sonnenschein schon wieder durch eine graue Wolkendecke abgeschirmt. Abends und in der Nacht wird es regnen, aber morgen hoffentlich dann wieder schön sein. Ich freue mich schon auf die weiteren Abschnitte der SH 6 bis in die UNESCO Word Heritage Area von Haast.

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